ATLAS: Politikum
Sieht man es von der rein praktischen Seite, kann man dem Groß Glienicker Johann Huber – abgesehen von der Sperrung seines Grundstücks selbst – kaum einen Vorwurf machen. Er hat schlicht einen Zaun aufgestellt und er ist damit nicht der Erste.
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Sieht man es von der rein praktischen Seite, kann man dem Groß Glienicker Johann Huber – abgesehen von der Sperrung seines Grundstücks selbst – kaum einen Vorwurf machen. Er hat schlicht einen Zaun aufgestellt und er ist damit nicht der Erste. Doch das Praktische allein reicht für eine Bewertung lange nicht aus. Heikel und umstritten genug ist – bei allen Versäumnissen der Stadtverwaltung – das Agieren der sperrenden Anrainer am Groß Glienicker See. Wie auch immer das Gezerre um den Uferweg ausgehen mag, eines ist gewiss: Im Ortsteil werden Narben zurückbleiben, ein Riss quer durch die Bevölkerung, der wohl erst nach Generationen verheilen wird. Vor diesem Hintergrund ist das Stückchen Zaun von Johann Huber buchstäblich ein Politikum. Dass er für seine Sperrung ausgerechnet jenes Metallgeflecht benutzt, das den Uferstreifen schon einmal abschirmte – zu den unseligen Zeiten, als die Überwindung dieser Anlagen jeden, der es versuchte, das Leben kosten konnte – ist geschmacklos und eine Verhöhnung der Mauertoten – die Außenwirkung könnte katastrophaler kaum sein. Mag sein, dass sich Huber nichts dabei gedacht hat. Der Zaun war günstig, er rostet nicht, er erfüllt seinen Zweck. Das ist praktisch. Nicht aber für den Seelenfrieden von Groß Glienicke.
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