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Landeshauptstadt: Politisch bedenklich?

Der junge Potsdamer Dichter Markus Förster fragt seine Leser, welches sein nächstes Buch sein soll

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Sozialterrorismus. Ein Wort, das Markus Förster für einen Menschen findet, der bei einem Versandhandel ein Kleidungsstück bestellt, aber die Ware nicht annimmt. Der Handel muss es auf eigene Kosten zurücknehmen, legt diese auf die Kunden um. „Jede zwölfte Bestellung ist von sozialterroristischer Art. Der Schaden, der entsteht, bleibt an der Gesellschaft haften. So wird das Große zum Kleinen, und der Terror hält Einzug in unsere Häuser. Dies ist nur ein Beispiel von Vielen“, schreibt Markus Förster. Der 23-jährige Student aus Potsdam nimmt solche Gedanken als Ausgangspunkt für seine Texte. Noch in diesem Jahr will er sein zweites Buch herausbringen. Auf seiner Internetseite lässt er darüber abstimmen, was genau er veröffentlichen soll: Seine Kolumnen oder seine Gedichte und Sinnsprüche?

Warum er sich mit Menschen über solche Fragen unterhalten will, warum er sich ausdrückt, darüber redet Markus Förster oft. Mit 15 Jahren hat er angefangen zu schreiben, erzählt er. „Klar wurde ich deswegen manchmal schief angesehen – aber ich will eben meine freie Meinung äußern, das ist mir ein Bedürfnis.“ Damals wohnte er noch in Sachsen-Anhalt, fing später ein Medienstudium im sächsischen Mittweida an. 2005 erhielt er den mittelsächsischen Lyrikerpreis – und zog nach Potsdam, um Germanistik und Politikwissenschaften zu studieren. Während der Zeit seit 15 arbeitete er bei Theaterprojekten mit, hatte seine eigene Gothic-Band „Endzeit“, hielt Lesungen und veröffentlichte sein erstes Buch „Bildbetrachtungen“ in Eigenregie. Inzwischen sind die 750 Exemplare verkauft.

Wenn er über die Entstehung von „Bildbetrachtungen“ spricht, lässt sich Pessimismus gegenüber der Welt erahnen. „Ich habe mir keinen Verlag gesucht, um so wenig wie möglich abhängig zu sein“, sagt Markus. Denn viele Menschen würden versuchen, sich an Künstlern zu bereichern, Kultur sei da wie jeder andere Markt. Es sind auch solche Gedanken, die er gern ausformuliert, „überspitzt“. Ärger gab es deswegen schon. In einer seiner Kolumnen für ein Internet-Magazin schrieb er über die „Körperwelten“-Ausstellung und die dort gezeigten plastinierten Körper. Sie wurde nach Protesten aus dem Netz entfernt. „Ich habe plastisch geschildert, wie dafür Leichen für ein paar Euro aus anderen Ländern gekauft wurden, wie die Föten von Babys präpariert werden – das finde ich einfach pervers.“

Solche Gedanken haben ihm den Namen für seine Kolumnen, Lesungen und seine Internetseite gegeben: Als „Politisch bedenklich“ stufte ein Zeitungskritiker einen seiner Auftritte ein. „Ich mache mir aber nur Gedanken“, sagt Markus. Dabei könne sein Weltbild durchaus uneinheitlich wirken. Und er sei immer bereit, sich von anderen Meinungen überzeugen zu lassen. So habe er auch kein Problem, wenn Leute zum Beispiel sein Bild des Sozialterroristen als unangemessen empfinden würden – der Austausch von Meinungen fasziniere ihn. Und dann sagt Markus Förster noch einen Satz: „Ich kann auch ein ganz normaler junger Mann sein, der das Leben einfach nur genießt."

www.politischbedenklich.de

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