Landeshauptstadt: Politisch motivierte Straftaten und Graffiti-Delikte gestiegen
Polizei stellte Kriminalitätsstatistik vor: Sinkende Zahl von Straftaten, aber ungenehmigte „Wandmalereien“ nahmen um 44 Prozent zu
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Die Zahl der Straftaten in der Stadt Potsdam lag auf einem hohen Level, daher resultiere nun der starke Rückgang. So erklärte Polizeichef Ralf Marschall gestern die abnehmende Kriminalitätsbelastung in der Landeshauptstadt: sie sank im Vergleich zum Jahr 2001 um 18,9 Prozent auf 16446 registrierte Straftaten im Vorjahr. Grund dafür seien spezielle Ermittlergruppen, die teilweise schon seit Jahren bestehen. Dazu gehörten die Soko für Fahrraddiebstähle, Wohnungseinbrüche sowie Sachbeschädigungen durch Graffiti, teilte die Polizei mit. Und dennoch: Laut der gestern vorgestellten Kriminalitätsstatistik des Polizeischutzbereichs Potsdam wird im Land Brandenburg jede fünfte Straftat in der Landeshauptstadt oder der Region Teltow registriert.
Die Landeshauptstadt ist im Vergleich zum östlichen Potsdamer Umland ein Ballungszentrum der Gewalt. 78 von 100 registrierten Straftaten werden innerhalb der Stadtgrenzen begangenen, dass sind knapp viermal so viele wie im Raum Teltow: zum Vergleich, die Zahl der Einwohner liegt dagegen nur zweieinhalb mal so hoch. Mitte der 90er Jahre sei Potsdam noch eine der Städte mit der höchsten Kriminalitätsrate gewesen, sagte Ralf Marschall gestern, inzwischen habe die Rate sich unter das Niveau anderer ostdeutscher Städte entwickelt.
6950 Tatverdächtigte hat die Potsdamer Polizei im Vorjahr für die 16446 Straftaten im Stadtgebiet ermittelt, der Anteil der unter 21-Jährigen liege laut Statistik weiterhin knapp unter 30 Prozent. Knapp die Hälfte aller Delikte sind laut Statistik Diebstähle (7454) gefolgt von Sachbeschädigungen (2619) sowie Betrug oder Fälschungen (2435). Die Tendenz sei jedoch weiter fallend, so die Polizei. So habe sowohl die Zahl der Fahrrad- als auch der Pkw-Diebstähle deutlich abgenommen. Während diese in der Region Teltow ebenso wie Einbrüche eine entscheidende Rolle der Statistik spielen würden, sei die Anzahl derer in der Landeshauptstadt im Vergleich zur Einwohnerzahl niedrig.
Statistische Bagatellen wie vorsätzliche Tötungen gehen in den Zahlenwerken beinahe unter. Doch gerade die Eskalation der Gewalt zwischen politisch linken und rechten Jugendlichen habe im Vorjahr zugenommen, sagte Dirk Volkland, Chef der Potsdamer Kriminalpolizei. Fallzahlen für politisch motivierte Gewalttaten wollte er nicht nennen, doch hätten im Vorjahr drei Straftaten den Bestand des versuchten Mordes und einmal des versuchten Totschlags ergeben, so der Kripo-Chef. Die betreffenden Personen der rechten Szene stehen derzeit vor Gericht, die wegen versuchten Mordes Angeklagte Antifaschistin Julia S. wartet derweil noch auf den Prozess. Zu verzeichnen waren im Vorjahr in Potsdam und Teltow 336 (2004: 266) gefährliche und schwere Körperverletzungen.
Die Graffiti-Schmierereien in der Landeshauptstadt nehmen statistisch eine besondere Größenordnung ein: 978 Straftaten durch die Spraydose wurden im Vorjahr gezählt. Das ist ein Anstieg um 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die Stadt Potsdam arbeitet derzeit an dem Projekt graffitifreie Stadt. Eine solche wird es nicht geben, sagte Marschall gestern. Ebenso wenig wie eine gewaltfreie Stadt. Durch die Erstellung einer so genannten Graffiti-Datenbank durch die Mitarbeiter des Projektes sowie der Tatsache, dass künftig sofort auf eine neue Schmiererei die Anzeige bei der Polizei folge, werde die Statistik wohl noch weiter steigen, sagte Marschall.
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