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Landeshauptstadt: Politisches Fachchinesisch

DGB bringt Wahlkampf an Berufsschulen – zur politischen Jugendbildung

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DGB bringt Wahlkampf an Berufsschulen – zur politischen Jugendbildung Von Juliane Wedemeyer Friseurlehrling Bianca malt zwei Striche an die Tafel: das Gleich-Zeichen. Dazu ein Männchen mit riesigen Brüsten: „Gleichberechtigung!“ ruft ihr Team. Richtig! Wer die gezeichneten Begriffe rät, gewinnt: Das Spiel Montagsmaler mit arbeitspolitischen Schlagwörtern. Zwischen den Berufsschülern jubelt auch Steffen Reiche, ehemaliger Bildungsminister und Lausitzer SPD-Direktkandidat. Die Mannschaften des Potsdamer Oberstufenzentrums Technik treten gegeneinander an – zusammen mit Politikern. Die, die sonst nur von Wahlplakaten gucken, hautnah erleben – das ist Konzept der Berufsschultour 2005 des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Die Rundreise zur Jugendbildung startete gestern Morgen auf dem Schulhof in der Jägerallee. In diesem Jahr steht wegen der Bundestagswahl die politische Bildung im Vordergrund, so DGB–Jugendbildungsreferent Alex Fischer: „Wir wollen bei der Orientierung helfen, herausarbeiten welche Anforderungen Arbeitnehmer an eine Partei haben.“ Nicht manipulieren, sondern die Auszubildenden dazu bewegen, „mitzubestimmen und Demokratie zu leben“ sei das Ziel. Darum habe der DGB auch Vertreter alle großen Parteien eingeladen: neben Reiche den Potsdamer Direktkandidaten der Linken.PDS, Rolf Kutzmutz und die bündnisgrüne Spitzenkandidatin Cornelia Behm. Von der FDP kam Direktkandidat Heinz Lanfermann. Auch bei der CDU habe der DGB angefragt. Aus Zeitgründen hätte Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche abgesagt. Nach dem Spiel, das das Team von Kutzmutz gewann, begann auch schon die Podiumsdiskussion zum Thema: „Gute Ausbildung, gute Arbeit, gutes Geld? – Und was wollt ihr?". Moderator Tim Herudek stellte den Politikern die Fragen, die die Lehrlinge ihm vorher aufgeschrieben hatten. Doch was die Politiker auf die „konkreten“ Fragen, auch zu den Ein-Euro-Jobs für Jugendliche, antworteten, war „zu allgemein“, meinte Herudek. Problematischer findet die 18-jährige Bianca „die vielen Fremdwörter“. Zwar habe sie im Spiel gemerkt, dass Reiche ein netter Mensch ist, aber was die Politiker wollten, habe sie nicht verstanden. „Fachchinesisch!“ ruft eine andere Auszubildene den Politikern zu. Seit 2002 gehen die Jugendarbeiter des DGBs in ihren roten Autos in Brandenburg auf Tour. In diesem Jahr sollen zum ersten Mal auch Berliner Berufsschulen angesteuert werden. Insgesamt 60 bis 70 Standorte mit 4000 Auszubildenen wollen sie bis zum Tourende im Dezember erreichen. Das Motto für 2005: „Solidarity reloaded“ – angelehnt an den zweiten Teil des Kinohits „Matrix“. Denn neben dem Wahlkampf ginge es ja eigentlich darum, den Auszubildenden zu zeigen, welche Rechte sie haben und wie sie gemeinsam dafür eintreten können.

Juliane Wedemeyer

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