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Neuauflage. Die vier Polizisten der Potsdamer Fahrradstreife.

© Henri Kramer

Landeshauptstadt: Polizeistreife per pedales

Nach einem Jahr Pause sind sie wieder unterwegs: Vier fahrradfahrende Polizisten sollen in Potsdams Innenstadt dafür sorgen, dass die Zahl der Radler-Unfälle wieder sinkt

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Polizisten sind in Potsdam ab jetzt auch wieder mit dem Fahrrad unterwegs. Polizeichef Maik Toppel stellte am Montag vor Journalisten vier seiner Kollegen vor, die künftig je nach Bedarf per pedales auf Streife sind. Sie ersetzen damit die ebenfalls vierköpfige Fahrradstaffel, die im letzten Jahr aus Personalgründen und im Zuge der Polizeireform aufgelöst worden war. Mit der Radlerstreife soll unter anderem die Zahl der Unfälle mit Radfahrerbeteiligung gesenkt werden, sagte Toppel.

Wie berichtet hat die Zahl der verunglückten Radler in Potsdam in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. So stieg laut Polizei die Gesamtzahl der Unfälle von 323 im Jahr 2010 auf 404 im Jahr darauf, die Zahl der dabei Verletzten von 252 auf 321. Auch für das laufende Jahr kann die Polizei keinen Rückgang vermelden: Allein bis September habe es 322 Radfahrunfälle gegeben, hieß es weiter. Dabei hätten sich 251 Personen verletzt. In rund 40 Prozent der Fälle habe die Polizei die Radfahrer als Unfallverursacher registriert. Als Ursache für die hohen Unfallzahlen wird bei der Polizei unter anderem der zunehmende Radverkehr in Potsdam vermutet.

Gleich zwei Rad-Unfälle ereigneten sich auch am gestrigen Montag: Gegen 7.36 Uhr fuhr laut Polizei ein Suzuki in der Weinmeisterstraße gegen das ohne Licht fahrende Rad eines 16-Jährigen – der Junge verletzte sich am Kopf. Eine Platzwunde am Kopf zog sich gegen 8 Uhr auch eine 37-jährige Radlerin zu, die in der Drewitzer Straße mit einem Volkswagen zusammenstieß. Wie die Polizei mitteilte, sei die Frau plötzlich nach links abgebogen – der Autofahrer habe nicht mehr rechtzeitig bremsen können.

Auch solche Unfälle soll die Fahrradstreife vermeiden helfen. Im Gegensatz zur früheren Fahrradstaffel seien die Kollegen aber in keiner eigenständigen Abteilung angesiedelt, sondern im normalen Streifendienst organisiert, erklärte Toppel. Die radfahrenden Polizisten seien flexibler und auch schneller unterwegs als eine normale Fußstreife – so könnten Radwege, Parks und Verbindungswege zwischen Wohngebieten besser kontrolliert werden. Von einer konsequenten Ahndung von Verstößen verspreche er sich mehr Sicherheit, sagte Toppel.

Zugleich sollen die Polizisten auf zwei Rädern – wie ihre anderen Kollegen im Streifendienst – Verkehrsunfälle und auch normale Strafanzeigen aufnehmen, öffentliche Veranstaltungen absichern und dort Präsenz zeigen, wo Funkwagen nicht durchkommen. Vor allem in der Innenstadt soll die vierköpfige Fahrradstreife eingesetzt werden, hieß es von der Polizei weiter.

Denn gerade im Potsdamer Zentrum beobachtet die Polizei eine Häufung von Unfällen mit Radfahrern. Das bestätigte Sprecher Heiko Schmidt auf Anfrage. Dazu gehören der Bereich zwischen Langer Brücke und Friedrich-Engels-Straße, die Friedrich-Ebert-Straße zwischen Hegelallee und Charlottenstraße sowie in der Brandenburger Vorstadt die Zeppelinstraße. Zu zwei weiteren Unfallschwerpunkten für Radfahrer zählt die Polizei in Babelsberg den Mündungsbereich Wetzlarer/Orenstein-und-Koppel-Straße und im Stadtteil Potsdam-West die Ecke Forststraße/Am Wildpark.

Die früher eingesetzte Radstaffel hatte auch Kritiker. Bürger hatten moniert, die Polizisten hätten auf der Langen Brücke mehrfach Radfahrer einzig wegen fehlender Reflektoren angehalten und abkassiert. Toppel hingegen sagte, Radpolizisten könnten dafür sorgen, dass andere Zweiradfahrer besser die Verkehrsregeln einhalten: „Sie begegnen anderen Radlern quasi auf Augenhöhe.“ Henri Kramer

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