
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Polizisten warnen vor Schließung
Leiter: Schließung der Wache führt im Süden zu längerem Warten auf Polizei
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Babelsberg - Rund 68 000 Potsdamer könnten in naher Zukunft nach einem Notruf um einiges länger auf die Polizei warten. Denn die Polizeiwache Babelsberg – verantwortlich für fast den gesamten Stadtbereich südlich der Havel – droht die Schließung. Landesweit soll nach Empfehlungen einer Expertenkommission die Zahl der Polizisten von derzeit 8900 auf 7000 sinken. Statt der 15 Schutzbereiche ist nach PNN-Informationen geplant, vier Polizeidirektionen zu installieren. Die brandenburgweit 50 Vollwachen sollen auf bis zu 16 gekürzt werden.
„Bei diesen Zahlen ist uns klar, dass Babelsberg von der Schließung betroffen sein würde“, sagte gestern der Leiter der Wache, erster Polizeihauptkommissar Gerald Selinger. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hatte die rund 70 Mitarbeiter zum zweistündigen öffentlichen Protest gegen die Pläne des brandenburgischen Innenministeriums aufgerufen. Neben der möglichen Schließung der Babelsberger Wache ist die Befürchtung unter den Polizisten groß, dass auch die Teltower Wache auf der Streichliste stehen könnte.
Grundsätzlich könne eine Stadt wie Potsdam durchaus von einer Vollwache betreut werden, so Selinger. „Aber durch die besondere Situation mit nur zwei Havelübergängen sind zwei Wachen dies- und jenseits des Flusses praktischer.“ Die sogenannten Interventionszeiten, also der Zeitraum zwischen Notruf und Eintreffen am Tatort, würden sich bei nur noch einer Wache in der Innenstadt in den südlichen Stadtteilen verlängern – vor allem während des Berufsverkehrs. „Was passiert, wenn eine oder beide Brücken gesperrt sind?“, fragt Selinger. Er verwies auf die Berufsfeuerwehr, die aus diesem Grund ihren zweiten Sitz an der Steinstraße beibehält. „Aus Sicherheitsgründen wurde auf eine Zusammenlegung beider Standorte verzichtet“, so Selinger.
Mangelnde Einsätze hat die traditionsreiche Wache in der Anhaltstraße – seit Jahrzehnten Polizeistandort – laut Selinger nicht zu verzeichnen. Im Gegenteil: Die Babelsberger Wache gehört brandenburgweit zu den fünf Standorten mit der höchsten Einsatzbelastung. Täglich würden bis zu 20 Anzeigen aufgenommen, sagte Polizeioberkommissar Andreas Bensch, Vorsitzender der GdP- Kreisgruppe Potsdam. Dazu käme der Schwerpunkt als Fußballwache wegen des nahen Karl-Liebknecht-Stadions. „Schon das erfordert einen hohen Kräfteeinsatz“, betonte Wachenleiter Gerald Selinger. Die Potsdamer CDU, die mit ihrem Landtagsabgeordneten Steeven Bretz und der Oberbürgermeisterkandidatin Barbara Richstein vor Ort war, kündigte an, sich für den Erhalt der Babelsberger Wache einzusetzen. Kay Grimmer
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