
© Andreas Klaer
Homepage: Polnisch ist viel komplizierter
Die Linguistikstudentin Urzula Masalewska aus Polen erhält für außergewöhnliche Studienleistungen ein Deutschlandstipendium
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Neue Länder kennenlernen, Sprachkenntnisse erwerben, fremde Kulturen entdecken, das sind Ziele, die viele Studierende haben. Urzula Masalewska ist gebürtige Polin, sie studiert bereits seit vier Jahren in Deutschland, zwei davon an der Universität Potsdam. Für ihre außergewöhnlichen Studienleistungen hat sie das Deutschland-Stipendium erhalten, das sie ein Jahr lang finanziell mit 300 Euro pro Monat unterstützt, wobei jeweils die Hälfte vom Bund und von einem Unternehmen getragen wird.
In Masalewskas Fall übernimmt das International Software Quality Institute (iSQI GmbH) in Kooperation mit dem Rotary Club Potsdam Belvedere 150 Euro des Stipendiums. „Uns ist es wichtig, so früh wie möglich potenzielle Fach- und Führungskräfte zu fördern“, so Stephan Goericke, Geschäftsführer des iSQI und Betreuer von Masalewska. „Und auch wenn Frau Masalewska auf Grund ihres Geisteswissenschaftliches Studiums wahrscheinlich nicht bei uns in der Firma tätig werden wird, ist es uns wichtig, den Kontakt zu pflegen und ihr ein positives Deutschlandbild zu vermitteln.“
Die Vermittlung eines positiven Deutschlandbildes war für die junge Studentin auch die Motivation, sich über Erasmus für ein Studium in Deutschland zu entscheiden. „In Polen hatte ich einen Deutschlehrer, der uns immer vorgeschwärmt hat, wie schön es in Deutschland ist“, erzählt die 25-Jährige. „Das war irgendwie ansteckend.“ Somit absolvierte sie die letzten beiden Semester ihres Germanistik-Bachelors in Hannover. Danach verließ sie die Uni vorerst und arbeitete ein Jahr lang unter anderem als Sprachassistentin für polnische Sprache im Fachsprachenzentrum der Universität Hannover, jobbte auf Messen und in einer Bank. „Ursprünglich hatte ich dann überlegt, noch ein Bachelorstudium in Berlin zu beginnen“, sagt sie. Dann hatte sie sich aber doch für den Master in Potsdam entschieden.
Nun studiert sie bereits im vierten Semester Fremdsprachenlinguistik auf dem Campus am Neuen Palais. „Die Lage hier ist natürlich wunderbar“, sagt sie. „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Wahl.“ Überhaupt gefällt ihr Potsdam sehr. „Es ist eine sehr schöne Stadt und vor allem so schön ruhig“, so Masalewska. Berlin wäre ihr auf Dauer etwas zu stressig gewesen.
Aufgewachsen ist die Studentin in den Masuren, in der Stadt Olecko. Ab und zu hat sie noch großes Heimweh. Bereits mit 16 Jahren begann sie Deutsch zu lernen, was ihr nicht so sehr schwer fiel. „Polnisch ist eine viel kompliziertere Sprache“, sagt sie lachend. Dort gebe es allein sieben Fälle. „Dagegen ist die deutsche Deklination fast einfach.“
Neben der Leidenschaft für Sprachen spielt die Studentin auch gerne Theater. Mit einer Theatergruppe in Berlin hat sie bereits das Stück „8 Frauen“ von Robert Thomas aufgeführt. Im letzten Jahr war sie Teil einer Inszenierung des Stückes „Lech Walesa: Eine glückliche sowie außerordentlich traurige Fügung der Geschichte“, das die Theatergruppe Litera zur Langen Nacht der Wissenschaft in Potsdam aufführte. Das habe ihr großen Spaß gemacht und es hätten sich auch viele Freundschaften ergeben.
Auf das Deutschland-Stipendium ist sie durch eine Rundmail der Universität Potsdam aufmerksam geworden. Sie habe sich gedacht, dass sie die Voraussetzungen wie gute Noten und Socialskills erfülle, erzählt die Studentin, die neben Deutsch auch Russisch und Englisch spricht. „Und dann habe ich mich eben beworben.“ Aus den 300 Bewerbern wurden von der Uni 25 Studenten ausgewählt – darunter auch Urzula Masalewska. Sie musste sämtliche Zeugnisse hinschicken und ein Motivationsschreiben verfassen. „Das war schon aufwendig“, erzählt sie. Aber letztendlich hat es sich gelohnt. Nachdem der bürokratische Teil erledigt war, stand noch ein persönliches Gespräch mit ihrem Betreuer Stephan Goericke bei der Softwarefirma an. „Für uns war es wichtig, die Stipendiatin auch persönlich kennenzulernen, um zu sehen, ob die Chemie stimmt“, sagt der Geschäftsführer. „Das hat hier ganz wunderbar geklappt.“
Urzula Masalewskas Studium neigt sich bereits dem Ende zu. Mittlerweile hat sie ihre Masterarbeit, die sich mit dem Partikeltransfer vom Polnischen ins Deutsche beschäftigt, angemeldet. Wenn alles gut läuft, sei sie im September fertig. „Und dann schauen wir mal, wo es weiter hingeht.“ Zunächst wird sie noch ein dreimonatiges Praktikum in Wien absolvieren. Das positive Deutschlandbild ihres Lehrers hat sich für die Studentin auf jeden Fall bestätigt: „Ich fühle mich sehr wohl hier und werde zu Hause genauso positiv über das Land berichten wie er damals.“ Sarah Kugler
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