
© A. Klaer
PYAnissimo: Ponopoly Ein Kammerspiel
Dramatis Personae: OB Janny Cash, Oppositionsführer Schnauzer, die Gleichstellungsbeauftragte, der neue Dezernent, Wirt, PostboteOrt: Konsumkneipe, BabelsbergDritter Oktober, abendsOppositionsführer Schnauzer: Ach herrlich, Konsum, wie früher.Gleichstellungsbeauftragte, schockiert: Hier wird ja geraucht!
Stand:
Dramatis Personae: OB Janny Cash, Oppositionsführer Schnauzer, die Gleichstellungsbeauftragte, der neue Dezernent, Wirt, Postbote
Ort: Konsumkneipe, Babelsberg
Dritter Oktober, abends
Oppositionsführer Schnauzer: Ach herrlich, Konsum, wie früher.
Gleichstellungsbeauftragte, schockiert: Hier wird ja geraucht!
OB Janny Cash: Genau. Im Büro hab ich jetzt leider einen Rauchmelder. Er hält eine Schachtel Zigaretten in die Runde.
Der neue Dezernent, guckt, zögert: Hab ich früher mal geraucht? Weiß das jemand?
Wirt: Ist alles vorbereitet. Dann schließ ich mal ab. Er bringt Getränke, für OB Janny Cash ein Bier, für den neuen Dezernenten ein Spezi, für die Gleichstellungsbeauftragte einen Biotee, für Oppositionsführer Schnauzer einen grusinischen Rotwein. Auf dem Tisch liegt ein Monopolyspiel. Man sortiert sich und beginnt.
Eine Stunde später.
Dezernent: Fünf, sechs, sie - ben. Wasserwerk, nehm’ ich.
OB: Na mach mal. Zählt Schritte. Rathausplatz! Ist meiner, muss ich keine Miete zahlen.
Gleichstellungsbeauftragte: Noch nicht! Sie läuft bis Hauptbahnhof. Ist der noch frei? Bahnhof ist gut.
Schnauzer, flüstert ihr ins Ohr: Ist aber nicht barrierefrei, Kollegin, ich sage nur Pannenrolltreppe. Ich gehe erstmal über Los. Er kassiert ein Bündel Geld.
Dezernent, würfelt, setzt auf Seestraße. Die kauf ich.
OB, kratzt sein Kinn: Die ist schon weg.
Dezernent: Dann kann ich hier nicht bauen? Ich hab fast das ganze Viertel.
Gleichstellungsbeauftragte: Meine Herren, da hätten Sie früher aufwachen müssen.
OB: Ich bin dran. Schlossallee, suuuper. Jetzt kommt hier ein Hotel hin. Freunde, das wird richtig teuer.
Dezernent: Du baust da ein Hotel? Ich dachte
OB: Tja, niemals zu viel denken.
Gleichstellungsbeauftragte: Eins, zwei, drei, Hafenstraße. Wem gehört die?
Dezernent: Mir gehört das Hafenviertel. Miete bitte.
Gleichstellungsbeauftragte: Nö, solange der Lift nicht geht, kriegen Sie gar nichts.
Dezernent, schaut irritiert zum OB: Darf die das?
OB: Micky, beruhige dich. Willst du nicht doch eine Zigarette?
Schnauzer, zählt, setzt still sein Männeken auf das Gefängnisfeld und rückt, als keiner guckt, heimlich ein Feld weiter: Rathausplatz! Wie blöd, mal wieder Miete abdrücken an Janny Cash. Er reicht missmutig Geld rüber.
Dezernent, würfelt, nimmt Ereigniskarte: „Sie stehen auf der Zeppelinstraße im Stau. Drei Runden aussetzen.“ Mist, ich wollte gerade das E-Werk kaufen!
OB: Ich muss Einkommensteuer zahlen. Was ist das denn?
Gleichstellungsbeauftragte: Oh, ganz was Besonderes: Frei Parken!
Dezernent: Genau, das gehört abgeschafft.
Schnauzer, zieht eine Karte, liest vor: „Die Biosphäre ist pleite, finde einen Investor.“ Er stöhnt.
OB: Also mich musst du nicht fragen.
Dezernent: Und ich steh noch im Stau, ich darf gerade gar nix.
OB: Muss ich doch wieder alles alleine machen? Kollegin?
Gleichstellungsbeauftragte: Ja, also, barrierefrei ist sie ja Vielleicht Gemüseanbau?
Dezernent, kichert: Gutes Hanfklima!
Stunden später, es geht auf Mitternacht:
OB, zieht Karte, runzelt die Stirn: Straßenausbesserungsarbeiten? Ich wusste es
Gleichstellungsbeauftragte: Haben Sie nichts gespart?
OB: Wovon denn!
Dezernent: Janny, das wird erstmal zurückgestellt.
OB: Moment. Er holt eine Karte unterm Tisch hervor. Ich habe hier eine Baugenehmigung, die könnte ich verticken. Macht mir jemand ein Angebot, das ich nicht abschlagen kann? Er klopft sich vor Lachen auf die Schenkel.
Schnauzer: So geht das nicht. Wenn jeder macht, was er will, dann schnappe ich dem Micky jetzt das E-Werk weg.
Dezernent: Dann erhöhe ich die Müllgebühren. Kommen Sie mal auf meine Turmstraße!
Schnauzer, angesäuert: Das kann ich mir grad noch leisten.
Gleichstellungsbeauftragte: Ich möchte jedenfalls in der Parkstraße ein Umkleide- und Toilettenhäuschen bauen.
OB: In der Parkstraße darf nur unterirdisch gebaut werden, das ist doch bekannt. Außerdem gehört sie längst mir. Er lächelt zufrieden. Wollen Sie sie haben? Kostet aber bisschen was.
Gleichstellungsbeauftragte: Dann stoße ich dafür den Bahnhof ab. Die Lange Brücke ist sowieso futsch. Zum Wirt: Ich glaube, ich nehme jetzt eine Margarita!
Es klopft.
Wirt: Da draußen steht jemand.
OB: Jetzt nicht.
Wirt: Es ist die Post. Will was abgeben.
Dezernent, erschrocken: Hat hier jemand was bestellt?
Postbote, bringt ein großes Paket, liest vor: Bür-ger-haus-halt. Wer nimmt das entgegen?
Gleichstellungsbeauftragte: Ach Jottchen
Dezernent, steht auf: Ich glaub, ich muss mal.
OB: Ich muss mal – mit der Gewerkschaft reden, so spät noch Post ausliefern! Er klopft dem Postmann auf die Schulter. Ich bin da ganz solidarisch, kommen Sie morgen wieder, guter Mann.
Schnauzer: Also wenn ich nichts unterschreiben muss – dann her damit. In meinem Spind ist noch Platz. Er schiebt das Paket ungeöffnet untern Tisch. Wer ist eigentlich dran?
– Vorhang –
Unsere Autorin ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg
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