Landeshauptstadt: Portal soll Maßstab für Landtag sein
Günther Jauchs Potsdam-Rede war ein Thema bei der Aufstellung erster Skulpturen am Fortunaportal
Stand:
Innenstadt - Zwei jeweils fünf Tonnen schwere Skulpturengruppen schmücken seit Samstag wieder das Fortunaportal, das zum Ensemble des ehemaligen Potsdamer Stadtschlosses gehört. Hunderte Potsdamer feierten das Ereignis auf dem Alten Markt. Günther Jauch und seine Frau Thea Siehler-Jauch mischten sich unter die Schaulustigen. Der Fernsehmoderator hatte den von 2001 bis 2002 erfolgten Wiederaufbau des Portals aus Werbeeinnahmen von der deutschen Zementindustrie finanziert. In der vergangenen Woche warf er der Potsdamer Bauverwaltung vor, nicht alle Investoren gleich zu behandeln – Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sagte ihm daraufhin volle Aufklärung zu (PNN berichteten).
Jauch äußerte am Samstag die Hoffnung, dass seine Kritik zu einem „Mentalitätswechsel“ in der Verwaltung führt. Er hatte sich darüber beklagt, dass sie Bau- und Sanierungsanträge mit zweierlei Maß messe. Manches Projekt in der Stadt habe er nicht angepackt, weil er bestimmten Sachbearbeitern nicht noch einmal begegnen wollte. Es sei ihm darum gegangen zu zeigen, dass die Verwaltung für die Bürger da zu sein habe und nicht umgekehrt, sagte Jauch. Seine Rede anlässlich des Empfangs der Schinkelmedaille am Dienstag könne dazu dienen, „aufzuräumen“. Hier hatte der Moderator erstmals Missstände in der Potsdamer Verwaltung angeprangert. Die Medaille wurde ihm vom Architekten- und Ingenieur-Verein für seinen Einsatz für Baukultur und Denkmalpflege verliehen. „Er ist stinksauer“, bestätigte Oberbürgermeister Jakobs und versprach, den beanstandeten Dingen auf den Grund zu gehen. Kritik an Jauchs Kritik kam von Hans- Jürgen Scharfenberg. Der Landtagsabgeordneten der Linke.PDS erklärte öffentlich, Jauch sei nicht derjenige, der in dieser Stadt benachteiligt werde. Seine Äußerungen würden den guten Ruf der Stadt beschädigen. Scharfenberg forderte daher eine Auswertung im städtischen Hauptausschuss.
Die Mittel für den 170 000 Euro teuren Figurenschmuck des Fortunaportals stammen zum Teil noch aus „Restbeträgen“ der Jauch-Spende. „Ich hoffe, dass die Qualität des wieder hergestellten Fortunaportals für den Landtagsneubau ein Markenzeichen ist“, sagte Jauch gegenüber den PNN. Jann Jakobs und der Vorsitzende des Vereins zum Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses, Michael Schöne, appellierten am Samstag an alle Einwohner der Stadt und die Brandenburger, die Wiedererstehung des alten Zentrums zu unterstützen. Schöne, betonte: „Wir wollen die Qualität schaffen, die in der alten Potsdamer Mitte hoffentlich überall der Fall sein wird.“ Er nahm damit Bezug auf die Diskussionen um die äußere Gestalt des künftigen Landtagsgebäudes. An der Frage, ob originalgetreu oder nicht, war die Zustimmung für den Bebauungsplan in der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung zweimal gescheitert. Auf dem Grundriss der früheren Hohenzollern-Residenz soll in den nächsten Jahren der Landtagsneubau entstehen.
Mit den beiden Sandsteinfiguren ist erst der Anfang gemacht, denn zum Fortunaportal gehören insgesamt acht Bildwerke, die in Stein gemeißelte Kompositionen von „Trophäen“, also Helme, Rüstungen, Waffen und Fahnen, darstellen. Die wenigen nach der Sprengung des Tores im Jahre 1960 erhaltenen Originalstücke, die in den Neustein eingefügt wurden, bleiben sichtbar. Die DDR hatte die vorherige Abnahme der teilweise gut erhaltenen Teile vor der Sprengung untersagt. Jakobs spricht von einer „klaren Ausgangsposition“, was die Wiederherstellung der historischen Potsdamer Mitte betrifft. Diese Ausgangsposition hatten ein Beschluss des Landtages im Mai 2005 sowie das im dritten Anlauf erfolgreiche Votum der Stadtverordnetenversammlung geschaffen. Danach soll der Nachfolgebau des Knobelsdorff-Stadtschlosses bis 2012 fertig sein. „Das Aussehen ist im Detail zwar noch unklar“, sagt Jakobs, „aber die Spendenbereitschaft wird zeigen, dass wir willens sind, einen Landtag in der Kubatur des Stadtschlosses zu errichten.“
Für die historische Außengestaltung hat sich vor allem der Stadtschloss-Förderverein in die Pflicht genommen. Dessen Vorsitzender informiert, dass er zunächst Spenden für die beiden Seitenflügel des Fortunaportal einwerben wolle. Das Land habe erklärt: „Wir haben keinen Bedarf für die Torflügel“. Brandenburgs Finanzminister Rainer Speer, der per Fahrrad zum Skulpturenfest auf den Alten Markt gekommen war, hat eine Architekten-Investoren-Ausschreibung für den übrigen Bau an sechs interessierte Büros verschickt.Günter Schenke (mit dpa)
Günter Schenke (mit dpa)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: