Von Erhart Hohenstein: Posttor und Brunnen
Mit der Restaurierung löst Stiftung Verpflichtung gegenüber Schlössernacht-Besuchern ein
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Zur diesjährigen Schlössernacht soll das Posttor von Sanssouci nach Restaurierung wieder eingebaut werden. Dies kündigte der Baudirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Alfons Schmidt, in einem Gespräch mit den PNN an. Der auf dem Schirrhof (Handwerkerhof) an der Lennéstraße tätige Kunstschmied habe mit der Überarbeitung der Teile des aus der Kaiserzeit stammenden Tors begonnen. Damit erfüllt die Stiftung eine Verpflichtung gegenüber der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Schlössernacht und den Besuchern dieser alljährlich im August stattfindenden Veranstaltung. Die Arge hatte aus den Überschüssen der 2007er Schlössernacht 185 000 Euro für das Posttor zur Verfügung gestellt.
Das aufwändig gestaltete Tor befand sich am Ende der Geschwister-Scholl- Straße gegenüber der Kaiserlichen Post. Dieses Postamt hatte Wilhelm II errichten und mit damals modernster Technik ausstatten lassen. Ein Fahrweg, die Linden avenue, stellte die Verbindung zum Neuen Palais her, von wo aus der Kaiser im Sommer regierte. Zu dem neobarocken Tor kam die Avenue auf ungewöhnliche Weise. 1893 beteiligte sich Deutschland an der Weltausstellung in Chicago. Die Besucher erreichten den deutschen Pavillon durch ein riesiges Dreiertor, das von der Kunstschmiede Gebrüder Armbrüster in Frankfurt (Main) angefertigt worden war.
Nach Ende der Ausstellung fand sich für das Portal allerdings keine neue Verwendung. Schließlich sprang der Kaiser ein und kaufte es an. Das Mitteltor ließ er 1896 am Sanssouci-Eingang Obelisk einbauen, es wurde 1931 verschrottet. Dagegen blieben die beiden Seitenportale erhalten, die an den Enden der in der wilhelminischen Ära angelegten Lindenavenue aufgestellt wurden. 1997 wurde das Tordrittel an der Geschwister- Scholl- Straße wegen seines schlechten Erhaltungszustandes ausgebaut und durch ein schlichtes Gitter ersetzt. Auch einer zweiten Bringeschuld gegenüber den Schlössernacht-Besuchern will die Stiftung nunmehr genügen: die Sanierung der Viehtränke (Rossebrunnen) an der Straße Zur Historischen Mühle. Auch dafür hat die Arge 185 000 Euro zur Verfügung gestellt. Seit Jahren steht das marode und als Wetterschutz mit grünlichen Folien eingehüllte Bauwerk dem Blick vom Schloss Sanssouci zum Ruinenberg im Wege. Es war 1849/50 nach Skizzen von König Friedrich Wilhelm IV. durch die Baumeister Ludwig Ferdinand Hesse und Friedrich August Stüler errichtet worden. In dem Säulenbau fällt das Wasser von einer kleineren jeweils in eine nächstgrößere Schale. Die eigentliche Viehtränke mit dem Kopf eines bärtigen Mannes als Wasserspeier befindet sich an der Südseite des Außenbaus. Die Tränke war keine Spielerei. Sie diente den Tieren, die auf den von Landschaftsgärtner Peter Joseph Lenné Mitte des 19. Jahrhunderts zwischen Ruinenberg und Schloss Sanssouci angelegten Koppeln weideten.
Der Beginn der Sanierung hatte sich verzögert, weil in den vier Meter tief hinab reichenden Kellern des Rossebrunnens streng naturgeschützte Fledermäuse ihr Winterquartier eingerichtet haben. Baumaßnahmen können deshalb nur zwischen April und Oktober ausgeführt werden. Volker Thiele, der für Sanssouci zuständige Bereichsarchitekt der Schlösserstiftung, geht deshalb davon aus, dass nach dem für den Spätsommer vorgesehenen Abschluss der Planungen die praktischen Sanierungsarbeiten erst im nächsten Frühjahr begonnen werden können.
Erhart Hohenstein
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