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Landeshauptstadt: Potsdam bleibt Militärstandort

Regierungsoberamtsrat Bethke: Außer Eiche II sind jetzt keine weiteren Schließungen zu erwarten

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Regierungsoberamtsrat Bethke: Außer Eiche II sind jetzt keine weiteren Schließungen zu erwarten Eiche. Mit dem Gelände am östlichen Teil der Kaiser-Friedrich-Straße gibt die Bundeswehr einen alten Potsdamer Militärstandort auf. Hier war ab 1890 die Auguste-Victoria-Kaserne für das Lehr-Infanterie-Bataillon errichtet worden. In jüngerer Zeit wurde das Gelände durch die Polizei, die Wehrmacht, die hier 1936 die Unteroffiziersschule des Heeres eröffnete, die Sowjet- und die Volksarmee genutzt und seit 1990 von einer Kfz.-Instandsetzungskompanie der Bundeswehr. Die PNN sprachen mit Regierungsoberamtsrat Fritz H. Bethke, dem Leiter der Standortverwaltung Potsdam, über die Schließung der Kaserne und weitere Auswirkungen der Bundeswehrreform. Warum gibt die Bundeswehr „Eiche II“ auf? Die Kaserne steht als einzige im Potsdamer Gebiet auf der Liste der deutschlandweit 116 von 621 Standorten, die im Zuge der Bundeswehrreform geschlossen werden. Die Leistungen werden vom neu gebildeten Regionalen Instandsetzungszentrum (RIZ) in Brandenburg/Havel und von der Zietenkaserne in Beelitz übernommen. Neben dem militärischen Stammpersonal, für das die Truppe zuständig ist, haben wir als Standortverwaltung die zivilen Mitarbeiter, so die Schlosser und die Küchenkräfte, zum großen Teil in andere Stellen bei der Bundeswehr vermittelt. In jedem Fall wurde eine sozial verträgliche Lösung erreicht. Wann wird für „Eiche II“ der letzte Zapfenstreich geblasen? Die Räumung ist bereits weit fortgeschritten. Wir drängen darauf, dass sie bald beendet wird und die Liegenschaft an das Bundesvermögensamt zur weiteren Verwertung übergeben werden kann. Erst mit diesem Zeitpunkt stellen wir auch die Bewachung ein. Die Stadt Potsdam hat bekanntlich ihr Interesse angemeldet, das Gelände für eine Wohnbebauung zu entwickeln. Bundesverteidigungsminister Struck hat kürzlich angekündigt, dass über die schon verfügten Schließungen hinaus nochmals etwa 100 Standorte aufgegeben werden. Welche Auswirkungen hat das auf Potsdam? Die Entscheidung darüber wird erst bis in nächster Zeit fallen. Ich gehe davon aus, dass aus ökonomischen Gründen kein weiterer Standort in Potsdam und Umgebung geschlossen werden muss. Alle Standorte sind voll belegt und können deshalb wirtschaftlich betrieben werden. Die Standortverwaltung Potsdam betreut zwischen Brandenburg und Potsdam zehn größere und zahlreiche kleinere Liegenschaften mit etwa 3800 Soldaten und 1000 zivilen Mitarbeitern. Allein für Bau und Bauinstandsetzung geben wir jährlich rund 17,8 Millionen aus. Wie Sie wissen, ist der vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt genutzte Komplex an der Potsdamer Zeppelinstraße in den letzten Jahren grundlegend saniert und modernisiert worden. Etwa 130 Millionen werden in die Henning-von-Tresckow-Kaserne Potsdam-Geltow investiert, um gute Arbeitsbedingungen für das Einsatzführungskommando der Bundeswehr zu garantieren, das 2001 in Dienst gestellt wurde und von hier aus alle militärischen Auslandseinsätze leitet. Durch die Auftragsvergabe vorwiegend an Betriebe der Region stellt die Standortverwaltung einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar, ebenso durch die Aufwendungen für die Verpflegung und Bekleidung der Soldaten. Mit 515 Beschäftigten ist sie zugleich ein wichtiger Arbeitgeber und ermöglicht Schulabgängern die Lehre in verschiedenen technischen, medizinischen Helfer- und Verwaltungsberufen. Wenn die Wehrpflicht entfällt, brauchte die Bundeswehr aber das Kreiswehrersatzamt und damit die Gardehusaren-Kaserne an der Berliner Straße nicht mehr. Im Sanierungsgebiet Schiffbauergasse wird bereits darüber nachgedacht, das riesige Gebäude dann für Büros zu nutzen. Bundesregierung und Verteidigungsministerium halten an der Wehrpflicht fest. Auch das Potsdamer Kreiswehrersatzamt wird also weiterhin gebraucht. Sollte nach den nächsten Wahlen im Jahr 2006 politisch eine Entscheidung gegen die Wehrpflicht getroffen werden, hätte das natürlich Konsequenzen für die Kaserne. Auch dann müsste es jedoch eine Stelle für die Nachwuchsgewinnung geben. Außerdem wird bekanntlich ein Teil des Gebäudes durch das Truppendienstgericht Nord genutzt. Ich möchte mich aber nicht an Spekulationen beteiligen. Die Standortverwaltung wird sich weiter auf die Verwaltung der Liegenschaften und die ihr übertragenen Sozial-, Fürsorge- und Betreuungsaufgaben konzentrieren. E. Hohenstein

E. Hohenstein

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