Von Henri Kramer: Potsdam bricht mit Treberhilfe
Stadt sieht „fehlende Seriosität“: Pläne für neues Tierheim „Tierinsel“ damit vorerst gescheitert
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Die Pläne der Stadt Potsdam für ein neues Tierheim haben erneut einen herben Rückschlag erhalten: Am Freitag hat die Stadtverwaltung alle weiteren Verhandlungen mit den Sozialträgern Treberhilfe Brandenburg gGmbH und Tiertafel Deutschland e.V. abgebrochen, die gemeinsam ein Tierheim für Potsdam bauen und betreiben wollten. Im Ortsteil Eiche sollte die „Tierinsel“ entstehen, ein Obdachlosenprojekt sollte angedockt werden.
In einer Mitteilung vom Nachmittag begründete die Stadtverwaltung ihre Entscheidung mit „durchgreifenden Zweifel an der finanziellen Leistungsfähigkeit“ der Träger-Gemeinschaft. Insbesondere die „Leistungsfähigkeit“ der Treberhilfe sei „nicht mehr im erforderlichen Umfang nachgewiesen“, so die Stadt, die dem Träger zugleich „fehlende Seriosität“ bescheinigte. Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) bedauerte „außerordentlich“, dass es beim Vorhaben Tierheim-Neubau „erneut“ zu Problemen gekommen sei. Nun werde sich das Projekt weiter verzögern, hieß es. Eigentlich hatten Treberhilfe und Tiertafel demnächst mit den Arbeiten an dem Tierheim beginnen wollen.
Die brandenburgische Treberhilfe war in den vergangenen Wochen immer stärker in die „Maserati“-Affäre ihrer Berliner Muttergesellschaft verwickelt worden. Gegen die Treberhilfe ermittelt die Staatsanwaltschaft, laut Behörde gibt es einen begründeten Anfangsverdacht wegen Untreue. Dem zurückgetretenen Treberhilfe-Chef Harald Ehlert wird vorgeworfen, öffentliche Mittel zweckentfremdet zu haben. Es geht unter anderem um einen Luxus-Maserati als Dienstwagen und ein extrem hohes Monatsgehalt. Vor zwei Wochen hatte die Stadt Potsdam nach anfänglichem Zögern die kurz vor dem Abschluss stehenden Vertragsverhandlungen mit der Treberhilfe gestoppt und neue Prüfungen angekündigt.
Von der Entscheidung der Stadt erfuhr die Treberhilfe gestern aus den Medien. „Wir bedauern das. Wir werden uns zu Beginn der nächsten Woche an die Verantwortlichen der Stadt Potsdam wenden“, hieß es von der Treberhilfe. Bei der Tiertafel war niemand zu erreichen.
Mit der Entscheidung zum Abbruch der Verhandlungen sind die nächsten Schritte beim Dauerthema Tierheim-Neubau unklar. „Im der nächsten Sitzung des Hauptausschusses am 14. April wird die Stadtverwaltung über das weitere Verfahren informieren“, hieß es. Zuletzt hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) erklärt, im Falle einer Entscheidung gegen die Treberhilfe kämen zwei Möglichkeiten in Frage. Entweder müsse neu ausgeschrieben werden, oder die Stadt trete in Verhandlungen mit dem bei der aktuellen Tierheim-Ausschreibung auf dem zweiten Platz gelandeten Bieter – dem Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk (EJF).
Die gemeinnützige Aktiengesellschaft EJF betreibt in Potsdam unter anderem mehrere Kitas und den Jugendhilfeverbund „Eva Laube“. Doch auch bei diesem Träger soll es nach einem Bericht des RBB-Magazins „Klartext“ Ungereimtheiten um Beraterverträge, interne Kontrollmechanismen, Transparenz und Gehaltsstruktur geben. Eine Anfrage der PNN an das EJF, den RBB-Bericht zu kommentieren, blieb gestern ohne Antwort.
Das Thema „Ein Tierheim für Potsdam“ gleicht längst einer unendlichen Geschichte: Zunächst hatte die Stadtverwaltung 2007 das marode Tierheim am Wildpark geschlossen und sich mit dessen Betreiber, dem Potsdamer Tierschutzverein (TSV), überworfen. Seit 2008 lässt Potsdam die kommunale Pflichtaufgabe der Fundtierbetreuung von Anbietern außerhalb der Stadtgrenze erledigen – derzeit in Kremmen. In einem Antrag für die Stadtverordnetenversammlung fordert unterdessen die Linke, das laufende Vergabeverfahren abzubrechen und wieder Gespräche mit dem TSV über den gemeinsamen Bau eines Tierheims zu führen.
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