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Landeshauptstadt: Potsdam, eine Sportstadt ohne Ausdauer

Die Potsdamer treiben zu wenig Sport, hätten aber auch zu wenig Platz dafür

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Die gute Nachricht gleich vorweg: Sehr viele Potsdamer treiben Sport. Die schlechte Nachricht nun hinterher: Es wird zu wenig Sport getrieben in Potsdam. Und noch eine dazu: Wollten alle Potsdamer ausreichend Sport in Vereinen treiben, fehlte der Platz dafür. Es fehlen Sporthallen und Sportplätze für Vereine jenseits des Leistungsports in der Sportstadt Potsdam.

Das sind Ergebnisse einer Studie des Potsdamer Professors für Sportpädagogik, Jürgen Rode. Rode stellte seine Studie zur kommunalen Sportentwicklungsplanung für die brandenburgische Landeshauptstadt am Dienstag vor. In einem Hörsaal am Unistandort Golm erläuterte er vor etwa 50 Zuhörern die Ergebnisse seiner Erhebungen aus den vergangenen Monaten.

Wie passen nun aber die vielen Sporttreibenden und der zu wenig getriebene Sport in Potsdam zusammen? 84,5 Prozent der Potsdamer gaben in der repräsentativen Bürgerbefragung an, Sport zu treiben oder sich zumindest in ihrer Freizeit sportlich zu bewegen. Ein Spaziergang an frischer Luft zählt hier bereits dazu.

Der Haken an der Sache: Die Potsdamer sind in ihrem Bemühen um eine sportlich ausgewogene Lebensweise nicht ausdauernd genug. Die befragten Bürger bewegen sich im Durchschnitt jede Woche 82,5 Minuten sportlich. Dafür gab es einen Rüffel vom Sportprofessor: Das sei ein „ganz mangelhaftes Ergebnis“. Mindestens 150 Minuten sportliche Bewegung sollte sich jeder gesunde Erwachsene wöchentlich verordnen. Diesen Wert empfehle die Weltgesundheitsorganisation (WHO), so Rode. Davon seien die Potsdamer weit entfernt.

Allerdings will der Potsdamer daran auch nicht ganz allein schuldig sein: Bei der sich Rodes Vortrag anschließenden Diskussion mit interessierten Bürgern und Politikern wurde schnell deutlich, dass es den Potsdamern auch an Platz fehlt, um mit puls- und schweißtreibenden Aktivitäten ihre Freizeit zu verbringen. So beklagte Lutz Henrich, Vorsitzender des Stadtsportbundes, die seiner Ansicht nach mangelnden Sporthallenkapazitäten in der Landeshauptstadt.

Die Studie untermauert Henrichs Einschätzung: Rode und sein Team von der Uni Potsdam haben ein Defizit von satten 10 555 Quadratmetern Sporthallenfläche für den Vereinssport und den privaten nicht vereinsgebundenen Sport ausgemacht. Mit 57 650 Quadratmetern fällt der Mangel an wettkampfgeeigneten Fußballflächen gar noch um ein Vielfaches höher aus.

Doch in einer wachsenden Stadt wie Potsdam ergeht es Sportstätten wie Kleingärten: Sie stehen zunehmend in Konkurrenz zur Wohnbebauung, erläuterte Potsdams Sportbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) am Dienstagabend. Diesen Konflikt könnte etwa der Discgolfklub „Hyzernauts“ im Bornstedter Feld bald zu spüren bekommen. Laut Vereinspräsident Philipp Stadler wären Turniere bei der geplanten weiteren Wohnbebauung in der Nähe bald nicht mehr möglich. Holger Catenhusen

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