
© Andreas Klaer
Von Michael Erbach: Potsdam erleben – auf eigene Faust
Mehr Individualtouristen besuchen Welterbe / Dorgerloh begrüßt Fest zum Tag des offenen Denkmals / Stibadium vor Fertigstellung
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Die Zeiten, in denen sich massenhaft Besuchergruppen durch Schlösser und Gärten oder durch die Einkaufsstraße in der Potsdamer Stadtmitte wälzen, gehören offenbar bald der Vergangenheit an. Denn immer mehr Touristen erkunden die Welterbestätten und die historische Innenstadt von Potsdam auf eigene Faust. Der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG), Hartmut Dorgerloh, hat diese Entwicklung schon länger beobachtet und ist sich sicher: „Das ist ein Trend, der bleiben wird.“ Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres ging die Zahl der Gruppenbesucher im Vergleich zu 2008 um zehn Prozent zurück, auf 225 000 – im gleichen Zeitraum stieg jedoch die Zahl der Individualtouristen von 533 000 auf 554 000.
Nicht die aktuelle Finanzkrise, sondern ein generell verändertes Verhalten der Touristen sei die Ursache, so der Generaldirektor. So seien gerade ältere Menschen nicht nur rüstiger, sondern nutzten auch zunehmend das Internet, um sich ihre Reisen individuell zusammenzustellen. Dazu komme der Trend des sogenannten „Easy-Jetsets“, dies seien die Nutzer von Billigfluglinien, die Kurztrips nach Berlin buchen und einen Tag davon in Potsdam verbringen würden. „Viele Touristen wollen nicht mehr an die Hand genommen werden, sondern ihren Urlaub selbst organisieren“, sagte der SPGS-Chef.
Positiv für Potsdam wirke sich, so Dorgerloh, dabei aus, dass die Schlösserstiftung bereits vor Jahren auf den neuen Trend reagiert habe. So würden sich beispielsweise die Audio-Guides, mit denen Besucher Schlösser per Kopfhörer individuell erkunden könnten, immer mehr als Renner erweisen. Schloss Sanssouci könne auf diese Art mittlerweile in zehn Sprachen entdeckt werden. In dem Schloss gibt es auch längst keine Gruppenführungen mehr. Tickets würden für ein Zeitfenster gebucht „und der Gast kann selbst entscheiden, was er sich anschaut und wie lange er bleiben möchte“, sagte der Generaldirektor.
Natürlich werde es auch weiter Gruppenbesuche geben, aber Gruppen würden in Zukunft zunehmend Exklusivangebote buchen, ist sich Dorgerloh sicher. So werde es ab kommendem Jahr das Angebot „Ein Tag in Sanssouci“ geben, bei dem besondere Führungen im Mittelpunkt stehen, die einen stärkeren Erlebnisfaktor bieten würden, inklusive Essen.
Noch mehr Individualtouristen nach Potsdam zu locken, das ist ein wichtiges Ziel der Stiftung. So werben derzeit Linien- und Stadtrundfahrten-Busse in Berlin für einen Besuch in der Nachbarstadt. Geplant seien auch City-Lights. „Berlin ist unser größter Quellmarkt“, sagte Dorgerloh. Potsdam werde von diesem Trend profitieren. Dorgerloh: „Individualtouristen bleiben länger in der Stadt und geben auch mehr Geld aus.“ So stiegen allein die Einnahmen der Stiftung im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 6,8 Prozent – was der Stiftungs-Chef auf die größere Zahl von Individualtouristen zurückführt. Allerdings müssten die Besucher-Information und das touristische Leitsystem in der Stadt weiter verbessert werden.
Dass der bundesweite Tag des offenen Denkmals am 13. September diesmal in Potsdam eröffnet wird, begrüßte der Chef der Schlösserstiftung. „Potsdam hat sich das längst verdient“, so Dorgerloh. Potsdam werde sich an diesem Tag von seiner besten Seite zeigen. So werde unter anderem der Abschluss der Sanierung des Stibadiums im Park von Sanssouci gefeiert.
Michael Erbach
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