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Ohne Luther keine reformierte Kirche. Der Reformator hat indirekt auch in Potsdam seine Spuren hinterlassen – etwa in Gestalt der französisch-reformierten Kirche.

© Andreas Klaer

Potsdamer Themenjahr 2017: Potsdam feiert die Reformation

Das Themenjahr der Landeshauptstadt dreht sich 2017 um Luthers Erbe: Erstmals wirbt Potsdam dafür außerhalb.

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Nein, Luther ist nie in Potsdam gewesen. Trotzdem will die Landeshauptstadt mit dabei sein, wenn der 500. Jahrestag des folgenträchtigen Thesenanschlags vom 31. Oktober 1517 gefeiert wird. Die Stadt macht das Lutherjahr zum Anknüpfungspunkt für ein eigenes Themenjahr unter dem Titel „Stadt trifft Kirche“ – in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche. Details stellte Stadtmarketingchefin Sigrid Sommer gemeinsam mit Stadtkirchenpfarrer Simon Kuntze am Freitag vor der Presse vor.

Auch wenn Martin Luther Potsdam nie besucht habe, habe seine Kirchenkritik letztlich die Entwicklung der Stadt stark geprägt, sagt Simon Kuntze und verweist auf den Toleranz-Gedanken, wie er vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm aufgegriffen wurde, und wie er schließlich zur Ansiedlung von böhmischen Webern oder französischen Hugenotten führte. „Das wäre alles nicht so gekommen, wenn Luther nicht gewesen wäre“, sagt Kuntze. Stadtmarketingchefin Sigrid Sommer wiederum verweist einerseits auf die stadtbildprägende Wirkung von Potsdams Kirchenbauten und andererseits auf den wichtigen Anteil, den die Kirchen im kulturellen, gesellschaftlichen und sozialen Leben der Stadt spielten.

Luther hat die Entwicklung von Potsdam geprägt, sagt der Stadtkirchenpfarrer

Diese und weitere Aspekte rund um Religion und die Rolle der Kirchen für die Stadt und ihre Einwohner sollen im Themenjahr mit verschiedenen Veranstaltungen aufgegriffen werden. Ein „Kirchenjahr“ soll das Ganze aber nicht werden, sagt Sommer. Man wende sich bewusst an alle Potsdamer – laut aktuellem statistischem Jahresbericht gehört nur jeder fünfte Potsdamer einer der beiden christlichen Religionen an, die große Mehrheit ist religionslos.

Ein Höhepunkt des Themenjahrs 2017 soll am 2. September ein „Fest der Religion“ unter dem Motto „Nacht der Freiheit“ sein – angefragt seien alle in Potsdam vertretenen Religionen. Der zentrale Veranstaltungsort stehe noch nicht fest, es soll aber auch dezentral gefeiert werden, sagte Stadtmarketingchefin Sommer. Neu im Themenjahr wird auch ein Stadtrundgang zu Potsdams Kirchen sein, den das Potsdamer Tourismusmarketing auflegt.

"Fest der Religion" mit allen Glaubensgemeinschaften geplant

Eröffnet wird das Themenjahr „Stadt trifft Kirche“ am 9. Januar in der Nikolaikirche mit einem Konzert des Augustana Choirs aus Potsdams US-Partnerstadt Sioux Falls. Am 21. Januar soll es unter dem Motto „Unterwegs im Licht“ neben Lichtinstallationen auch ein Familienfest in der Potsdamer Mitte geben. Dabei soll im Bildungsforum eine „Arche Noah“ gebaut werden, kündigte Sommer an.

Am 20. April wird der Pfarrer und DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer im Bildungsforum aus seiner Luther-Biografie lesen. Eine Vortragsreihe namens „Jour Fixe mit Luther“, ebenfalls im Bildungsforum, soll verschiedene Aspekte aus dem Leben und Wirken des Reformators beleuchten: Es geht unter anderem um Luthers problematisches Verhältnis zu den Juden, um seine Bedeutung für die Entwicklung der deutschen Sprache, um seine Ansichten zur Liebe oder die langfristigen Auswirkungen seiner Kirchenkritik auf die Gesellschaft. Weiterhin sind Veranstaltungen in der Nagelkreuzkapelle und ein thematisches „Fahrradkonzert“ bei den Musikfestspielen vorgesehen.

Plakatkampagne auch in Wittenberg, Erfurt und Eisenach

Auch der jährliche Unesco-Tag wird im Zeichen des Themenjahrs stehen: Er findet am 10. Juni rund um die Bornstedter Kirche statt. Anlässlich des Deutschen Evangelischen Kirchentages in Berlin Ende Mai sind auch in Potsdam Veranstaltungen geplant: So etwa eine Luthermesse für Chor und Orchester unter dem Motto „Barock trifft Rock“ in der Friedenskirche und ein Orgelkonzert mit deutschen und polnischen Organisten in der Nikolaikirche, das per Videoübertragung auch auf dem Alten Markt verfolgt werden kann. Auch Filmvorführungen in Kirchen sind geplant. Der Veranstaltungskalender soll sich schrittweise noch füllen.

Werbung für das Potsdamer Themenjahr will die Stadt erstmals auch außerhalb machen: Man plane zum Jahreswechsel eine Plakatkampagne in den Hochburgen des Lutherjahres – in Städten wie Wittenberg, Eisleben, Erfurt oder Eisenach, kündigte Sommer an, die selbst unweit von Wittenberg aufgewachsen und bekennender Luther-Fan ist. Dabei sollen bunt eingefärbt die Silhouetten von Potsdamer Kirchengebäuden und säkularen Bauwerken zu sehen sein. Auch das Logo des Luther-Jahres dürfe die Stadt für ihr Themenjahr verwenden. Insgesamt geht die Stadt wie auch in den Vorjahren von Kosten von bis zu 85 000 Euro für das Themenjahr aus.

Für die Potsdamer Kirchengemeinden gehe es in dem Themenjahr darum, ein Stück weit „in den städtischen Raum“ zu gehen, erklärte Simon Kuntze. Dabei wolle man auch die Arbeit, die die Kirchen in vielen Bereichen für die Stadtgesellschaft leisten, sichtbarer machen.

Alle Veranstaltungen des Themenjahres: www.potsdam.de/stadt-trifft-kirche

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