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Von Hella Dittfeld: Potsdam grünt nur sparsam auf der Grünen Woche

Die Stadt mit dem größten ländlichen Raum aller Landeshauptstädte wirbt mit selbstgebrauten Bieren, Gastlichkeit und einem Gemeinschaftsstand

Stand:

Die Grüne Woche unterm Berliner Funkturm ist natürlich dem ländlichen Raum vorbehalten, Städte stehen da als Repräsentanten eher hinten an. Doch wenn Obstbauer Manfred Kleinert darauf verweist, dass man seit der Eingemeindung angrenzender Ortsteile im Jahre 2003 mehr Acker, Wasser und Wald in Potsdam habe als jede andere Landeshauptstadt in Deutschland, dann sollte das auch die Grüne Woche widerspiegeln. Noch aber muss man das Potsdamer Angebot zwischen all den anderen Ständen eher suchen, als dass man mit der Nase darauf gestoßen wird. Am Sonntagnachmittag, als Potsdam in der Brandenburg-Halle mit Fanfarenzug, Big-Pack-Band, Kunstschule Integrazia und Jagdhornbläsern das Bühnenprogramm bestritt, war am Gemeinschaftsstand das Obstgut Marquardt präsent, die Mühlenbaude Fahrland warb für ihre Spezialitäten und am zweiten der Potsdamer Stände konnte das Bier der Meierei im Neuen Garten gekostet werden. Das hört sich viel an, aber: Werder (Havel) beispielsweise wirbt mit mehr als zehn Ständen für sich.

Die Solkowskis, die als Brauer und Gastwirte die Meierei betreiben, haben über das Jahr im Wechsel 14 selbstgebraute Biere im Angebot, rund 1000 Hektoliter brauen sie jährlich und schenken sie an die Gäste aus. Zur Grünen Woche hatte Hannelore Solkowski als Neuheit „Solles Weizenbock“ mitgebracht. Besteht die Verlockung der Meierei darin, sich durch den Wechsel des Angebotes hindurch zu trinken, so ist die Qualität der Biere gleichbleibend verlässlich. Bereits zum dritten Mal erhielt Jürgen Solkowski den Goldenen Preis der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) und die Gastwirtschaft mit ihren deftigen Gerichten erwarb das Gütesiegel „Brandenburger Gastlichkeit“.

Für 2010/12 wurde 70 Hotelrestaurants, Gaststätten, Cafés, Kneipen und Landgasthöfen in Potsdam und Umgebung das Siegel „Brandenburger Gastlichkeit“ verliehen. Die Ausgezeichneten können damit um Gäste aus nah und fern werben. Pünktlich zur Grünen Woche erschien die Broschüre, die all die ausgezeichneten gastlichen Stätten auflistet, in englisch und deutsch. Man musste sie allerdings erst aufstöbern, denn am Sonntag war sie lediglich am Tisch der Kochshow präsent.

Gekocht wurde dort gleich dreimal mit Potsdamer Verve. Im Kochstudio wechselten sich unter dem Motto „Potsdam - Hauptstadt des Kartoffellandes“ Florian Wolf aus dem Restaurant „Oskar“ des Mercure-Hotels, Björn Franke vom Restaurant „Die Tenne“ und Mathias Richter von der Braumanufaktur „Forsthaus Templin“ ab. Es gab Wildgerichte und knackige Salate frisch vom Markt hinein in Topf und Pfanne und die Braumanufaktur – wie kann es anders sein – gab auch den selbstgebrauten Gerstensaft zur Soße hinzu und hatte das Bierkutschersteak in Bier eingelegt.

Wie man sich auf der Grünen Woche gut und wirkungsvoll verkauft, kann man am besten von der Braumanufaktur „Forsthaus Templin“ lernen. Sie ist nun schon das achte Mal auf der Lebensmittelmesse vertreten und hat seitdem ihren Wirkungsradius immer weiter ausgedehnt. „Wir sind in der Bio-Halle die ganze Zeit präsent, beteiligen uns an anderen Ständen und werden auch bei dem Stand der königlichen Potsdamer Biere die Meierei ablösen“, sagt Braumeister Jörg Kirchhoff. Ein Produkt entstand sogar bei Gesprächen auf der Grünen Woche. Zur 125. Baumblüte in Werder vor sieben Jahren wurde ein altes Rezept wieder aus der Versenkung geholt und nun wird jedes Jahr eigens für die Baumblüte ein Werder-Bier gebraut. Die Brauer vom „Forsthaus Templin“ haben durch die Flaschenbierherstellung ihr Angebot ständig aufgestockt. Sie liegen jetzt bei einem Ergebnis von 3500 Hektoliter pro Jahr. „Trotz des nicht gerade überwältigenden Sommers 2010 war es unser erfolgreichstes Jahr bisher“, sagt Kirchhoff. Dazu habe die neue Abfüllanlage beigetragen, die 3000 Flaschen in der Stunde füllt und verschließt. Zur kontinuierlichen Bevorratung sollen nun noch zusätzliche Tanks beitragen. Kirchhoff sieht das Potsdamer Manko bei der Grünen Woche unter anderem darin, dass es zwar Obst und Gemüse erzeugende Betriebe gebe, es aber an der Verarbeitung fehle, an Produkten, mit denen man sich präsentieren könne.

Ein Neuling auf der Grünen Woche war Joseph Hajnal von der Mühlenbaude Fahrland – er wollte sich besser ins Gespräch bringen. Am Gemeinschaftsstand der Stadt Potsdam werben nacheinander 14 Betriebe vom Landwirt Ernst Ruden bis zu Sielmanns Naturlandschaft in der Döberitzer Heide für sich.

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