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13 Tore in Potsdam. Fremdenführerin Gisela Panning (im roten Anorak) weiß eine Menge über Potsdams offene und geschlossene Türen.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Potsdam-Guides finden Parkeintritt zumutbar Zum Weltgästeführertag: Ein Spaziergang am Sonntag zu vielen Türen und 13 Toren

Eingemummelt in Schals, Mützen und dicke Jacken trifft sich die Gruppe geschichtsinteressierter Potsdamer am Berliner Tor. Gästeführerin Gisela Panning hat am Sonntag anlässlich des Weltgästeführertages zu einem Rundgang entlang der ehemaligen Stadtmauer eingeladen und will auf „Tür und Tor“ – so das zentrale Thema – aufmerksam machen.

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Eingemummelt in Schals, Mützen und dicke Jacken trifft sich die Gruppe geschichtsinteressierter Potsdamer am Berliner Tor. Gästeführerin Gisela Panning hat am Sonntag anlässlich des Weltgästeführertages zu einem Rundgang entlang der ehemaligen Stadtmauer eingeladen und will auf „Tür und Tor“ – so das zentrale Thema – aufmerksam machen. Auf 13 Tore kommt sie insgesamt, wenn sie auch spätere Ersatzbauten und längst abgerissene Tore mitzählt, die keine Spuren hinterlassen haben. Sie hat ein altes und ein neues Wassertor auf ihrer Liste, auch ein Kellertor, nach dem die Brücke, die wieder über den Stadtkanal führen soll, benannt wurde. Es gab sogar ein Kieztor und ein Grünes Tor. Doch deren Reste sucht man vergebens. Sogar das Berliner Tor, das Gisela Panning als Ausgangspunkt ihrer Tour gewählt hat, ist nur noch als Seitenanbau an der Ecke Türkstraße vorhanden. Das Tor in der Berliner Straße wurde 1752/53 durch Johann Bouman erbaut. Durch den 2. Weltkrieg 1945 teilweise zerstört, wurde es 1952 vollständig abgetragen. Schon einmal musste es seinen Standort wechseln, als im 19. Jahrhundert die Pferdebahn ihren Dienst aufnahm. Damals aber wurde es wieder aufgebaut.

Gisela Panning kann eine Menge auch abseits der Stadtmauer-Tore berichten, gewährt Einblicke leider nur vor Tür und Tor in Höfe oder auf besondere Bauwerke und verweist darauf, dass in der Kurfürstenstraße wie in der Hegelallee sich die Jahrhunderte scheiden. Während innerhalb der Stadtmauer im 18. Jahrhundert die zweite barocke Stadterweiterung entstand, wurde draußen vor den Toren erst im 19. und 20. Jahrhundert gebaut. Und während sie gegen den Wind ankämpft, der die historischen Ansichten in ihrem Ordner immer wieder umblättert, wünscht sich mancher hinein in windgeschützte Höfe oder warme Häuser. Doch am Sonntag sind selbst wochentags geöffnete Tore geschlossen. Außerdem drängt die Zeit, denn in anderthalb Stunden ist der Weg mit den Erklärungsaufenthalten längs der Stadtmauer kaum zu schaffen.

Neun geschichtskundige Damen vom Potsdam Guide e. V. hatten am Sonntag anlässlich des Weltgästeführertages zu kostenlosen Führungen durch Potsdam eingeladen. Jede wählte eine besondere Sicht auf das Thema „Durch Tür und Tor“. Es ging um das abenteuerliche Reisen im 18. Jahrhundert, um Weg und Steg am Stadtkanal, Vorlieben des Königs und um russische Türen und Tore in der Alexandrowka. Insgesamt 127 Gäste lockte diese Themenvielfalt an und deren 306 Euro Spendengelder gehen an den Wiederaufbau der Garnisonkirche. Potsdams Kinder blieben lieber im warmen Zimmer, obwohl für sie extra zwei kindgerechte Führungen zusammengestellt worden waren.

Der Potsdam Guide e.V. hat zurzeit knapp 90 Mitglieder. „Fremdenführer ist kein Lehrberuf“, sagt Regina Ebert vom Gästeführerverband, „doch wir legen Wert auf die Zertifizierung unserer Mitglieder.“ Grundkurse biete die Industrie- und Handelskammer an und beim Gästeführerverband könne man sich zertifizieren lassen. Plaketten, die der Verband nach bestandener Prüfung vergibt – und da müssen nicht nur die Geschichtszahlen sitzen, auch ein Erste-Hilfe-Kurs gehört zur Ausbildung des Fremdenführers –, weisen die versierte Fachkraft aus.

Nach dem gerade diskutierten Eintritt für den Park Sanssouci gefragt, sind die Guides einer Meinung. Zwei Euro seien ein Freundschaftspreis, dafür bekomme man nicht einmal einen Cappuccino, aber jede Menge Weltkulturerbe. Im Ausland sei Parkeintritt gang und gäbe, meint Ebert, und was Geld koste, werde im Allgemeinen ohnehin mehr geschätzt.

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