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Landeshauptstadt: Potsdam hängt Berlin ab

Straßenbahn gehört bundesweit zu den schnellsten

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Potsdam ist schneller als Berlin. Jedenfalls gilt das für die Geschwindigkeit der Straßenbahnen. Die Bundeshauptstadt wurde kürzlich vom Bahnkundenverband und vom Steuerzahlerbund für ihre Bummelbahnen gerüffelt. Ganze 19 Kilometer pro Stunde sind die Berliner Trams im Schnitt unterwegs. Die Potsdamer Straßenbahnen bringen es dagegen im Durchschnitt auf 22 Sachen.

Einzelne Linien sind sogar noch flotter unterwegs: Die Straßenbahnlinien 92, 96 und 98 bringen es auf bis zu 23 Kilometer pro Stunde. Gemeint ist damit die Zeit, die eine Tram vom Start bis zur Endhaltestelle benötigt. Die Straßenbahnlinie 94 ist am langsamsten im Netz unterwegs. Sie fährt zwischen Schloss Charlottenhof und Fontanestraße durchschnittlich 20 Kilometer pro Stunde – womit sie immer noch über dem Berliner Durchschnitt ist. „Ursache für den geringeren Wert bei der Linie 94 ist deren größerer Streckenanteil in innerstädtischen Gebieten, wo in der Regel langsamer gefahren wird“, so Stefan Klotz, Sprecher des Verkehrsbetriebs ViP. Die 94 fährt durch das Zentrum von Babelsberg, die Innenstadt und die Zeppelinstraße, und das meist auf Gleisen, die auf der Fahrbahn liegen.

Da die Fahrzeuge in etwa gleich schnell fahren, sind für den Durchschnittswert der Zustand der Strecke sowie Zahl und Dauer der Stopps ausschlaggebend. 70 Prozent des Potsdamer Tramnetzes besteht aus eigenen Gleiskörpern, die von den Fahrspuren für den Autoverkehr getrennt sind. „Lediglich in der Innenstadt und in Potsdam-West teilt sich die Straßenbahn über längere Strecken den Straßenraum mit dem übrigen Verkehr und ist dadurch auch deren Behinderungen – etwa durch Staus oder Falschparker – unterworfen“, sagte Klotz. Die Tram kann also überwiegend ungestört fahren. Auch unnötige Stopps gebe es kaum. „Fast alle Ampeln sind mit einer sogenannten Vorrangschaltung ausgestattet“, so Klotz. Die Straßenbahnen melden sich über Funk an der Ampel an. Die Ampelphase werde so gesteuert, dass sie ohne größere Wartezeit über die Kreuzung fahren können. Kommt gerade keine Bahn, müsse auch keine Ampelphase für die Tram freigehalten werden. Der Autoverkehr habe dann mehr Zeit.

In der Innenstadt und in Potsdam-West sieht Klotz noch Verbesserungsbedarf: Veränderte Ampelprogramme sollen den übrigen Verkehr flüssiger machen, sodass auch die Tram dort schneller vorankommt, wo sie kein eigenes Gleisbett hat.

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) lobt das Potsdamer Tramnetz. Im Vergleich zu anderen Städten, die auch ein größeres Tram-Netz besitzen, liege Potsdam bei der Geschwindigkeit weit vorn. Nicht nur Berlin, sondern auch Städte wie München oder Nürnberg hängt die Potsdamer Tram ab.

Viel schneller geht es nicht: Wesentlich erhöhen ließe sich die Fahrgeschwindigkeit nur, wenn die Tram ein komplett eigenes Netz hätte. Dann wäre sie aber keine Straßenbahn mehr, sondern eine Stadtbahn, wie etwa in Stuttgart. Der Bahnkundenverband ist deswegen mit der Potsdamer Tram auch sehr zufrieden. Problematisch sei lediglich die Ausfahrt der Haltestelle am Hauptbahnhof in Richtung Lange Brücke. Hier müsse die Tram oft zu lang warten, so Karsten Müller, Regionalchef des Bahnkundenverbandes DBV. Zudem sei die Zeppelinstraße ein Engpass – dort sei allerdings keine andere Lösung möglich. Marco Zschieck

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