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Aussichten unklar. Wohin entwickelt sich Potsdam?

© Foto: pnn/Ottmar Winter

Potsdam büßt in Städteranking Plätze ein: Überholt und abgerutscht

Lebensqualität top, Wirtschaft als Schwachpunkt: Die Landeshauptstadt verliert in einem bundesweiten Vergleich an Boden - kann auf einigen Feldern aber glänzen.

Stand:

Potsdam fällt im Vergleich mit anderen deutschen Großstädten in einem Städteranking zurück. Das ist das Ergebnis eines am Donnerstag veröffentlichten Rankings von Wirtschaftswoche, ImmoScout24 und IW Consult. Auch der Ausblick sieht schwach aus. Dennoch zeigt die Analyse die Stärken der Landeshauptstadt. Und an einigen Stellschrauben könnte die Politik auch drehen. Es lohnt also der Blick ins Detail.

Für das Ranking wurden alle 70 kreisfreien Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern in den Blick genommen. Außerdem ist Kaiserslautern im Ranking, das erst kürzlich unter diese Schwelle gefallen ist. Im Niveauranking wurde anhand von 51 Einzelindikatoren die aktuelle Lage verglichen. Gemessen wurden etwa die Arbeitsplatzversorgung, die Ärztedichte oder die Zahl der Baugenehmigungen. Spitzenreiter ist erneut München. Erlangen folgt wie im Vorjahr auf Rang zwei. Unter den Top 5 bei der Wirtschaftskraft finden sich erneut Stuttgart, Ingolstadt und Frankfurt. Mainz macht neun Ränge gut und schafft es in die Top 10 des Niveaurankings.

Für Potsdam hingegen ging es im Vergleich zum Vorjahr abwärts von Platz 18 auf Platz 22. Die Stärke der Landeshauptstadt ist weiter die hohe Lebensqualität. Denn darin ist sie laut Ranking bundesweit Spitze. Dafür sorgen eine sehr gute Versorgung mit Kitaplätzen, viele Touristen und wenig private Überschuldung. Die Zahl der Zuzüge pro 1000 Einwohner ist sonst unerreicht. Auch der Arbeitsmarkt schafft es auf einen sehr guten zwölften Platz. Die Stadt hat wenig Schulabbrecher, bundesweit die meisten Abiturienten und auch die älteren Arbeitsnehmer sind gut integriert. Beim Wohnen liegt Potsdam im vorderen Mittelfeld.

Schwachpunkt Wirtschaft

Der Schwachpunkt ist - ebenfalls nicht neu - die Wirtschaft. In dieser Kategorie landet die Stadt im Vergleich nur auf Rang 41. Ausschlaggebend dafür ist, dass es in Potsdam kaum verarbeitendes Gewerbe gibt. Das bringt Potsdam auf Platz 48 bei der Produktivität je Erwerbstätigem. Und auch die Steuerkraft je Einwohner liegt nur auf Platz 51. Außerdem gibt es insgesamt wenig Gewerbe: Der Saldo je 1000 Einwohner bringt Potsdam auf Platz 70 von 71. Potsdam ist eine Stadt der Verwaltung und der Dienstleistungen. Das ist relativ krisenfest, aber wenig dynamisch.

Das zeigt sich auch im zweiten Ranking, dem sogenannten Dynamikranking. Die Wertung bildet ab, wie sich in den Kommunen 36 ökonomische und soziale Indikatoren in einem Zeitraum von fünf Jahren verändert haben. Der große Gewinner ist Mainz, das von Platz 48 auf die Spitzenposition sprang. Ausschlaggebend dafür ist der enorme Erfolg des Impfstoffentwicklers Biontech. Als Neuaufsteiger schafften es auch Halle (Saale), Leverkusen, Oldenburg und Darmstadt erstmals in die Top 10 des Dynamikrankings. Selbst München kommt in dieser Wertung nur auf Rang 30 - wer schon viele Spitzenwerte hat, kann sich eben kaum verbessern.

Dynamisch abwärts

Für Potsdam ging es abwärts. Im Dynamikranking stürzte Brandenburgs Landeshauptstadt innerhalb von einem Jahr von Platz 9 auf den 40. Rang ab. Beim Wohnungsneubau landete Potsdam nur auf Rang 70. Das liegt daran, dass hierfür die Daten aus dem Jahr 2020 mit denen aus 2015 abgeglichen wurden. Und 2020 war ein Jahr, in dem für Potsdamer Verhältnisse außergewöhnlich wenige Wohnungen fertiggestellt wurden. Das Folgejahr 2021 war wieder besser. Möglicherweise kann man diesen statistischen Ausreißer wieder ausgleichen. Bei der Aufklärungsquote von Straftaten wurde 2021 mit 2016 verglichen. Und das vergangene Jahr brachte schlechtere Aufklärungsquoten mit sich. Die Folge ist Rang 70 für Potsdam.

In die Top 10 im Dynamikranking kam die Stadt bei der Beschäftigungsentwicklung, denn die ist im Vergleichszeitraum kräftig gewachsen. Auf dem zehnten Rang liegt Potsdam auch bei der Zahl der Straftaten. Die sank im Vergleichszeitrum deutlich um 28,5 Prozent. Beim Zuzug hat Potsdam die Spitzenposition mit 6,6 Prozent mehr Einwohnern von 2016 bis 2021. Der Durchschnitt der 71 Großstädte liegt nur bei 0,9 Prozent. Auch dieses Wachstum dürfte sich in diesem Jahr wie berichtet fortsetzen, ebenso wie die gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt.

Gut abgeschnitten hatte Potsdam zuletzt auch im „Zukunftsatlas“ des Forschungs- und Beratungsunternehmen Prognos - zum Beispiel beim Arbeitsmarkt und der Demografie. Allerdings hatte dieser Vergleich aller 400 kreisfreien Städte und Landkreise Deutschland Schwächen bei den Themenfeldern Wettbewerb und Innovation attestiert.

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