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Begnadeter Prediger. Superintendent Hans Ulrich Schulz (l.) trug sich in das Goldene Buch der Stadt Potsdam ein. Oberbürgermeister Jakobs würdigte ihn als „wichtige Stimme in Potsdam“.

© Andreas Klaer

Goldenes Buch der Stadt Potsdam: Potsdam in die Gebete eingeschlossen

Ex-Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz trug sich am Freitag in das Goldene Buch Potsdams ein.

Er ist ein begnadeter Prediger, ein wortmächtiger Verkündiger im besten protestantischen Sinne: Hans-Ulrich Schulz, bis vor fünf Jahren Generalsuperintendent des damaligen Sprengels Neuruppin, der heute Sprengel Potsdam heißt, hat viele Jahre als leitender Kirchenmann in der brandenburgischen Landeshauptstadt gewirkt. Am gestrigen Freitag durfte sich der Theologe in das Goldene Buch der Stadt Potsdam eintragen.

Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) würdigte Schulz in seiner Laudatio als „eine wichtige Stimme“ in Potsdam. Dabei erinnerte das Stadtoberhaupt besonders an Schulz’ großes Engagement für die Gründung des Lepsiushauses in der Großen Weinmeisterstraße. Auch dankte Jakobs dem Theologen für die inhaltliche Unterstützung des Garnisonkirchen-Projekts. „Da ist es schön, Sie an unserer Seite zu wissen“, sagte der Oberbürgermeister auf der Veranstaltung, zu der auch Alt-Ministerpräsident Manfred Stolpe gekommen war.

Jakobs sagte, er schätze überdies die Predigten von Schulz. Sie seien für ihn immer „ein ganz besonderer Ohrenschmaus“. Jeder Gottesdienst werde bei Schulz zu einem Festgottesdienst.

Der so Geehrte dankte am Freitag, dass sich der Oberbürgermeister in Tagen der besonderen Herausforderung durch die Flüchtlingskrise „eine kleine Auszeit“ genommen habe, um der Eintragung in das Goldene Buch beizuwohnen und die Laudatio zu halten. „Suchet der Stadt Bestes“, zitierte Schulz den biblischen Propheten Jeremia, und wünschte damit Jakobs ein gutes Händchen bei der Bewältigung seinen zuweilen schwierigen kommunalen Aufgaben. Er, so Schulz, werde weiterhin die Stadt Potsdam in seine Gebete einschließen.

Der heute 70-Jährige wurde drei Monate vor Ende des Zweiten Weltkriegs in Sachsa im Südharz geboren und wuchs in Potsdam auf. Nach dem Theologiestudium an der Berliner Humboldt-Universität und dem anschließenden Vikariat übernahm Hans-Ulrich Schulz eine Pfarrstelle in Premslin – „in der tiefen Prignitz“, wie Schulz am Freitag schmunzelnd anmerkte. Später war er als Schülerpfarrer im Landesjugendpfarramt tätig.

Im Jahre 1987 zog es ihn abermals aufs Land. Er wurde Pfarrer in Brielow, einem Dorf nördlich von Brandenburg an der Havel. Dort erlebte er den politischen Umbruch in der DDR. Nach dem Mauerfall war Schulz von 1992 bis 1997 Superintendent der evangelischen Kirche in Potsdam und anschließend bis 2010 Generalsuperintendent im damaligen Sprengel Neuruppin.

Sein Engagement für das Potsdamer Lepsiushaus hat eine lange Geschichte, wie der zweifache Vater und Großvater am Rande der Veranstaltung am Freitag erzählte. In der Jungen Gemeinde habe er Franz Werfels Roman „Die 40 Tage des Musa Dagh“ kennengelernt, in dem der Schriftsteller den Völkermord an den Armeniern literarisch verarbeitet hatte. Schnell habe er damals schon gemerkt, so Schulz, dass das Eintreten des deutschen Theologen Johannes Lepsius für die vom Osmanischen Reich verfolgten Armenier „selbst unter den gebildeten evangelischen Leuten so gut wie unbekannt war“.

Schulz beschäftigte sich immer mehr mit Lepsius, getragen von der Erkenntnis: „Wir müssen den Namen und das Lebenswerk von Lepsius dem Vergessen entreißen.“ Als nach dem Abzug der Sowjetsoldaten 1994 die alte Wirkungsstätte von Johannes Lepsius unterhalb vom Pfingstberg leergezogen war, ergriff Schulz gemeinsam mit seinen Mitstreitern, darunter der mittlerweile verstorbene Theologe Hermann Goltz, die Chance, das Haus als Gedenk- und Forschungseinrichtung zu beleben.

Der Bauzustand des Gebäudes war jämmerlich. „Schiebt das zusammen“, so habe man damals über das vollkommen desolate Haus sagen können. Doch Schulz, der bis zum vergangenen Jahr Vorsitzender des Lepsiushaus-Fördervereins war, ließ sich gemeinsam mit seinen Verbündeten nicht entmutigen.

Während das Lepsiushaus nun schon Realität geworden ist, verharrt mit der Garnisonkirche ein anderes Projekt, für das sich Schulz einsetzt, noch in der Warteschleife. „Die Friedens- und Versöhnungsarbeit braucht genau diesen Ort“, sagt Schulz. Die Geschichte der Kirche mit all dem Licht und Schatten mache sie für die Friedensarbeit so wertvoll. Die Garnisonkirche sei ein guter Ort, „um dem Frieden nachzuspüren“.

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