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Mehr zum ausgeben? Rund 3.  326 Euro brutto verdiente 2016 jeder Potsdamer Arbeitnehmer im Schnitt. Das sind immerhin 3,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

© Andreas Klaer

Städtevergleich: Potsdam ist beliebt und sicher, hat aber einige Schwächen

Der Vergleich der Landeshauptstädte zeigt, dass Potsdam viele Stärken hat – aber auch Schwächen. Und die Einwohnerzahl steigt weiter.

Potsdam - Die Stadt Potsdam wird in diesem Jahr voraussichtlich die 180.000-Einwohner-Marke knacken. Dies werde vermutlich im dritten Quartal der Fall sein, wenn neue Studenten in die Stadt ziehen. Damit werde es Potsdam in absehbarer Zeit auch gelingen, die Stadt Saarbrücken im Saarland mit ihren mehr als 183.000 Bewohnern einzuholen – und im statistischen Vergleich der Landeshauptstädte auf Platz 14 zu klettern. Das sagte die im Rathaus verantwortliche Chefstatistikerin Heike Gumz am Montag bei einer Pressekonferenz, bei der sie den Statistikvergleich der Landeshauptstädte in Deutschland vorstellte, der seit 23 Jahren einmal jährlich veröffentlicht wird. Mehrere Monate arbeiten die Statistiker um Gumz daran, in allen Bundesländern die Daten einzuholen und aufzubereiten – daher beziehen sich alle Informationen auf das Jahr 2017. Die PNN geben einen Überblick.

Bevölkerungswachstum

Potsdam wächst stark, das wird im Vergleich sehr deutlich. 2017 nahm die Bevölkerung um 2,4 Prozent zu – das war die größte Steigerungsrate aller Hauptstädte, es folgten Berlin und Hamburg mit einem Plus von jeweils 1,1 Prozent. Noch deutlicher fällt die Steigerungsrate auf, wenn man sie über einen längeren Zeitraum betrachtet: Von 2014 bis 2017 betrug der Bevölkerungsanstieg in Potsdam 7,4 Prozent, es folgte Hamburg mit 4,3 Prozent. Der Ausländeranteil liegt bei 8,3 Prozent, dies ist Platz 13 im bundesweiten Vergleich.

Geburtenrate

Dabei sei Potsdam durch die zweithöchste Geburtenrate aller Landeshauptstädte und eben den Zuzug gerade von Familien auch eine vergleichsweise junge Stadt, so die Statistiker: So lag der Anteil von Einwohnern in der Altersklasse 0 bis 14 Jahre bei 17,4 Prozent, es folgte Wiesbaden in Hessen mit 17,1 Prozent. Das generelle Durchschnittsalter von 42,3 Jahren bringt Potsdam für 2017 einen sechsten Platz im Bundesvergleich ein – hier führt Mainz mit 40,9 Jahren.

Seit Jahren muss Potsdam allerdings auch mit den negativen Folgen des Wachstums kämpfen, weil für die neuen Bewohner auch die Infrastruktur geschaffen werden muss: Schulen, Kitas, Wohnungen und öffentlicher Nahverkehr. Dabei hat Potsdam aber weniger Einnahmen, wie Hauptamtsleiter Dieter Jetschmanegg am Beispiel der Gewerbesteuer zeigte. Hier nahm Potsdam 2017 rund 315 Euro netto pro Einwohner ein, der Spitzenreiter München 1379 Euro. Potsdam liegt aber auch hinter Dresden in Sachsen mit 347 Euro und Erfurt in Thüringen mit 359 Euro. Eine Rolle spielt dabei, dass Potsdam wenig Gewerbe hat, dafür viele Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor.

Bauen und Wohnen

961 Wohnungen sind im Jahr 2017 fertiggestellt worden – ein Plus von 1,1 Prozent. Allerdings liegt Potsdam damit hinter Hannover in Niedersachsen, wo die Zahl der Wohnungen im Vergleichszeitraum um 2,9 Prozent stieg. Das benachbarte Berlin kam auf 0,8 Prozent Zuwachs. Deutlich positiver entwickelte sich die Zahl der erteilten Baugenehmigungen – plus 32 Prozent. Hier lagen aber Schwerin, Dresden und München noch vor Potsdam.

Seit Jahren steht der Wohnungsmarkt in Potsdam unter dem Zuzugsdruck. Auch das lässt sich an einigen Zahlen ablesen. So wohnten hier 2017 durchschnittlich 1,97 Personen in einer Wohnung – der bundesweit höchste Wert, sogar knapp vor München und Berlin. Zur Erklärung: In Städten mit steigenden Mieten ist es erfahrungsgemäß wahrscheinlicher, dass Menschen zum Beispiel Wohngemeinschaften bilden.

Arbeitsmarkt

Die Arbeitslosenquote lag 2017 mit 5,7 Prozent auch unter dem Bundesschnitt, Platz vier unter den Landeshauptstädten. Auch die Löhne sind in den vergangenen Jahren gestiegen – hier allerdings legt der Vergleichsbericht Werte von 2016 zugrunde. Rund 31 326 Euro brutto verdiente da jeder Potsdamer Arbeitnehmer im Schnitt pro Jahr, 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Im ostdeutschen Vergleich ist das ein vergleichsweise hoher Wert, Wert, aber in Düsseldorf, München und Stuttgart lag der Bruttoverdienst jeweils deutlich über 40.000 Euro.

Verkehr und Pendler

Potsdam ist eine Pendlerstadt – in beide Richtungen. Fast 50 000 Menschen pendelten 2017 täglich nach Potsdam. Das bedeutet, dass über die Hälfte der Arbeitsplätze in der Stadt, 59,2 Prozent, von Personen besetzt sind, die nicht hier wohnen. Im Bundesvergleich rangiert Potsdam damit unter den vorderen Rängen, bundesweit ist dieser Anteil in Saarbrücken mir 63,8 Prozent am höchsten. Zugleich bleibt die Stadt Potsdam, bedingt durch den großen Nachbarn Berlin, Spitzenreiterin bei den Auspendlern: über 33.000 Potsdamer pendelten zum Arbeiten in eine andere Stadt.

Vergleichsweise niedrig ist dabei die Zahl der Autos pro 1000 Einwohner – das waren 2017 in Potsdam 417 Fahrzeuge, auch im Vergleich zu den Vorjahren kaum verändert. In Berlin liegt dieser Wert bei 322, Spitzenreiter ist Saarbrücken mit 511 Autos auf 1000 Einwohner.

Bildung

Bei der kindlichen Bildung sieht es gut aus – bei der Betreuungsquote reicht es für den Spitzenplatz: 68,6 Prozent der null bis 14-jährigen Potsdamer Kinder wurden zuletzt in Kindergärten oder im Hort betreut. Das ist bundesweit Platz eins – Schlusslicht ist Hamburg mit einem Anteil von 33,2 Prozent.

Bei der Studentendichte reichte es wieder für Platz zwei hinter Mainz (Rheinland-Pfalz) – mit 144 Studierenden auf 1000 Einwohner in Potsdam. Der Ausländeranteil unter den Studenten beträgt dabei 12,1 Prozent, Tendenz auch steigend.

Kriminalität

In den vergangenen Monaten ist mehrfach die Sicherheitslage in Potsdam debattiert worden – zumindest laut den Vergleichszahlen von 2017 ist Potsdam aber sicher. So lag die Zahl der erfassten Kriminalitätsfälle, bezogen auf je 1000 Einwohner, bei 87 Delikten. Besser schnitten nur München mit 64 Fällen und Wiesbaden mit 80 ab. Damit sei Potsdam die sicherste ostdeutsche Landeshauptstadt, hieß es. Auch das Innenministerium hatte zuletzt betont, trotz des Wachstums der Stadt sei in den vergangenen Jahren laut Statistik die Wahrscheinlichkeit gesunken, in Potsdam Opfer einer Straftat zu werden. Demnach kamen zum Beispiel 2017 Städte wie Berlin, Hannover oder Dresden auf Werte von mehr als 140 Delikten auf 1000 Einwohner.

Gesundheit

In keiner Landeshauptstadt ist der Versorgungsgrad durch frei praktizierende Ärzte so hoch – auf 10.000 Einwohner kommen 28,7 Ärzte. In Hamburg sind es nur 18,3. Beim Versorgungsanteil der Zahnmediziner liege Potsdam dagegen im Bundesschnitt nur im unteren Drittel, hieß es – ferner beim Versorgungsgrad mit Pflegeplätzen.

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