zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Potsdam macht gutes Klima

Debatte um Klimaschutz: Bis September will die Stadt aktuellen Kohlendioxid-Ausstoß berechnen Ziel sind 2,5 Tonnen CO2 je Einwohner / ViP will Busse laut strengsten Umweltstandards einsetzen

Stand:

Von Axel Kruschat ist gewöhnlich wenig Lob für den Klimaschutz zu erwarten. Doch für Potsdam fällt die Bilanz des Landesvorsitzenden des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) wohlwollend aus. „Die Stadt agiert im Brandenburger Vergleich vorbildlich“, sagte Kruschat gestern. So sei besonders der Einsatz von Ex-Oberbürgermeister Horst Gramlich für das Heizkraftwerk Süd, ein Kraft-Wärme-Kraftwerk mit Erdgas, die „wohl einzige gute Sache seiner Amtszeit“ gewesen. Denn so müsse Potsdam keine Braunkohle verwenden wie andere Kommunen in Brandenburg. „Allerdings könnte die Stadt ihre Gebäude besser sanieren und abdichten sowie den Autoverkehr weiter beschränken um Energie zu sparen“, so Kruschat.

Unklar ist, wie hoch der derzeitige Kohlendioxid (CO2)-Ausstoß in Potsdam genau ist. Deshalb plant die Verwaltung, bis September einen Klimaschutzbericht für die Stadt vorzulegen. Dies sagte gestern der städtische Fachbereichsleiter für Umwelt, Andreas Ernst. „Die ersten Zahlen werden wir im Juni bekannt geben“, so Ernst. Der letzte Bericht dieser Art wurde vor vier Jahren erstellt – doch da die dafür zuständige Mitarbeiterin damals in den Ruhestand ging, sei diese Aufgabe zunächst nicht mehr wahrgenommen worden. In dem neuen Papier, das den Stadtverordneten vorgelegt wird, seien auch Handlungsempfehlungen enthalten – allerdings allgemeiner in den Formulierungen als der erwartete, sehr konkrete Luftreinhalteplan zur Lösung des Potsdamer Feinstaubproblems.

Laut dem früheren Klimabericht hatte 2003 jeder Potsdamer im Schnitt 3,67 Tonnen klimaschädliches CO2 pro Jahr zu verantworten. Ziel der Stadt ist es, nach 2030 diesen Wert auf 2,5 Tonnen zu senken. Insgesamt sei seit 1990 der CO2-Ausstoß um rund 66 Prozent geschrumpft worden: Eine Folge der geschwundenen Industrie kurz nach der Wende und des Neubaus des Heizkraftwerks (HKW) Süd.

Auf den HKW-Bau verweist beim Thema Klimaschutz auch Stadtwerke-Pressesprecher Stefan Klotz. Dank des noch immer sehr modernen Werks sei man bei den Emissionswerten bereits seit zehn Jahren dort, wo andere deutsche Städte erst hinwollten, sagte Klotz gestern auf PNN-Anfrage. Das mit Erdgas betriebene Werk liefert Wärme, Strom und Gas aus einer Hand und reduziere die Kohlendioxid-Emissionen, die früher von zwei Heizhäusern auf Braunkohlebasis produziert wurden, um 75 Prozent. „Mit Emissionen von 0,23 Tonnen Kohlendioxid pro Megawattstunde Strom ist das HKW Süd fast so umweltfreundlich wie Solarzellen“, meint Klotz. Insgesamt nutzen in Potsdam rund 60 Prozent der Einwohner die Fernwärme, im Vergleich zum deutschlandweiten Wert von 12,5 Prozent sei Potsdam sogar „sehr fortschrittlich“.

Auch der öffentliche Nahverkehr versucht, weniger CO2 in die Luft zu pusten. Der Verkehrsbetrieb in Potsdam (ViP), hat sich per Industrienorm zum Umweltschutz verpflichtet. Beim Busneukauf habe man sich dem „anspruchsvollsten europäischen Abgasstandard“ unterworfen, erklärte Klotz. Im September 2007 sollen mit diesem EEV-Standard, die ersten vier Volvo-Busse des ViP fahren. Zudem stütze sich ein Großteil des Potsdamer Nahverkehrs auf das klimafreundlichere Straßenbahnnetz. Erd- oder biogasbetriebene Fahrzeuge seien zwar nicht in der Flotte, doch achte der ViP „aufmerksam auf die Entwicklung von wasserstoffbetriebenen Bussen“. Zumindest hätten die Stadtwerke einige Erdgas-Fahrzeuge im Fuhrpark. „Sobald das System weiter ausgereift ist, werden wir unsere Bemühungen forcieren“, kündigte Klotz an.

Zu solchen Bemühungen hat sich Potsdam auch vertraglich verpflichtet. Seit 1995 ist die Stadt im Klima-Bündnis, einem weltweiten Städteverbund. Langfristig streben dessen Teilnehmer an, dass jeder ihrer Bürger nur noch 2,5 Tonnen CO2 pro Jahr verantworten muss.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })