
© Doris Spiekermann-Klaas
Von Jan Brunzlow: Potsdam macht Schule
Das Schulnetz wird ausgebaut: Zwei Gymnasien und eine Oberschule entstehen neu – und auch das Berufsabi wird wieder eingeführt
Stand:
Die Jahre der Schulschließungen in Potsdam sind vorbei. Bis 2016 müssen drei Schulen wieder eröffnet oder neu gebaut werden. Ansonsten droht in der Stadt ein Mangel an Schulplätzen. Als Standorte sind die früheren Schulgebäude in der Haeckelstraße in Potsdam-West (2004 geschlossen) und im Schilfhof am Schlaatz (2007 geschlossen) sowie ein Neubau im Potsdamer Norden vorgeschlagen. Aber nicht nur in den Ausbau der Infrastruktur weiterführender Schulen (ab Klasse 7) muss investiert werden. Auch an Grundschulen herrscht dicke Luft – zumindest in der Innenstadt und im Bornstedter Feld. An zwei Schulen – der Luxemburg- Grundschule und der Foerster-Grundschule – werden im nächsten Schuljahr nicht alle Schüler aufgenommen, die an die Schule gehen wollten. Abhilfe wird es allerdings nicht vor 2012 geben. Wie Potsdam bis dahin Schule macht, steht im aktuellen Schulentwicklungsplan. Der soll nach langer Diskussion am 3. Juni von den Stadtverordneten beschlossen werden – ein Blick hinein:
INFRATRUKTUR UND SCHÜLER
Potsdam verfügt über die wohl vielfältigste Schullandschaft des Bundeslandes: Es gibt 17 Grundschulen und drei Primarstufen an weiterführenden Schulen, vier Gymnasien, fünf Gesamtschulen, vier Oberschulen, fünf Förderschulen, drei Oberstufenzentren und eine Schule des zweiten Bildungsweges. Darüber hinaus befinden sich 15 Schulen in freier Trägerschaft – neun Grundschulen, eine Waldorfschule, vier Gymnasien und eine Förderschule sowie weitere 13 private berufliche Schulen. Die Schülerzahlen steigen in der Primar- und Sekundarstufe I stetig an. Im Bereich der elften bis 13. Klassen überlagern sich zwei Effekte: noch sinken die Schülerzahlen, aber ab 2011/12 steigen sie wieder stark an. Zudem pendeln etwa 30 Prozent der Schüler an Potsdamer Schulen aus dem Umland nach Potsdam. Und noch eins haben die Schulplaner zu beachten: 22 Prozent der künftigen Erstklässler besuchen ab September eine Privatschule. Genau 342 von 1512 Erstklässler in diesem Jahr haben sich für eine Schule in freier Trägerschaft entschieden. Damit verfestigt sich die Quote von etwa 20 Prozent der Potsdamer Schüler, die die staatlichen Einrichtungen meiden. Im Schulentwicklungsplan heißt es, dass die Anzahl der Schüler an freien Schulen steigen wird.
GRUNDSCHULEN
Die Grundschulplanung wurde im Schulentwicklungsplan mit der Hortplanung verzahnt. Nicht nur für jede Schule, sondern für jede Klassenstufe. Sie liefert so Informationen, wo in den nächsten Jahren welcher Bedarf an Plätzen in Horten und Schulen entsteht und wie er gedeckt werden soll. Parallel dazu hat das Jugendamt eine zweijährige Kita-Planung vorgelegt, so dass jetzt insgesamt die Handlungsfelder bekannt sind. Die von der Verwaltung vorgeschlagenen und von den Mitgliedern des Bildungsauschuss verabschiedeten Änderungen: Die Grundschule „Ludwig Renn“ in Eiche soll durch eine Erweiterung ab dem Schuljahr 2010/11 zu einer dreizügigen Grundschule werden. Die Einrichtung wird einen Anbau erhalten. Von der Karl-Foerster-Schule im Bornstedter Feld wechseln im Jahr der Fertigstellung der neuen Grundschule an der Pappelallee jeweils eine 2. und 3. Klasse an die neue Schule, um einen geordneten Schulbetrieb zu ermöglichen. Bis dahin sollen eine Ausnahmengenehmigung und die Doppelnutzung von Räumen einen Schulbetrieb möglich machen. Der Hort in der David-Gilly-Straße, der vorläufig von der Stadt betrieben wird, soll ab September zur Verfügung stehen. Die zweizügige Rosa-Luxemburg-Schule in der Burgstraße an der Freundschaftsinsel wird zum Schuljahr 2012/2013 dreizügig mit Hort und Kita im Schulgebäude erweitert. Bis dahin soll die Schule auch saniert sein. Die Grundschule Max Dortu in der Dortustraße soll ab dem Schuljahr 2009/10 zweizügig anstatt bislang dreizügig werden. Eine neue Grundschule wird es formal in Babelsberg geben: Die Primarstufe der heutigen Goethe-Gesamtschule wird ab dem Sommer 2010 eine eigenständige Grundschule am jetzigen Standort. Insgesamt zeigen die Prognosen im Schulentwicklungsplan: Die Kapazität der Grundschulplätze in der Landeshauptstadt Potsdam reicht aus. Allerdings stehen im Süden der Stadt, in den DDR-Plattenbaugebieten, mehr Plätze zur Verfügung als benötig werden. In anderen Bereichen wie im Bornstedter Feld und der Innenstadt wird es auch in den nächsten Jahren knapp.
WEITERFÜHRENDE SCHULEN
Oberschule, Gesamtschule oder Gymnasium? Drei Möglichkeiten gibt es, zwei Wege führen direkt zum Abitur. Der Anteil von Schülern in der 6. Klasse, die eine Empfehlung zum Erwerb der allgemeinen Hochschulreife (Abitur) haben, liegt in den öffentlichen Schulen bei etwa 69 Prozent. Daher wird die Struktur leicht verändert. Die Gesamtschule Steuben, Lenné und Voltaire bleiben Gesamtschulen – einzig die Goethe-Gesamtschule soll ab 2010 ein Gymnasium werden. Die Linken wollen diese Umwandlung zwar nicht, allerdings haben sich die Stadtverordneten von SPD, CDU, FDP und Familienpartei dafür ausgesprochen – und die haben gemeinsam die Mehrheit. Die Stadt erhält also ein fünftes städtisches Gymnasium und auch an den bestehenden Schulen Leibniz- und Einstein-Gymnasium, der Voltaire-, Lennè und Steuben-Gesamtschule sowie der Coubertin-Oberschule sollen ab 2011 mehr Schüler aufgenommen werden als bisher. Zudem wollen die Stadtverordneten, dass am Standort im Schilfhof eine Oberschule mit drei bis fünf 7. Klassen errichtet wird und am Standort Ernst-Haeckel-Straße ein Gymnasium mit drei Klassen je Jahrgang ab 2015 wiedereröffnet. Und ab dem Schuljahr 2014/15 muss angesichts der Prognosen eine weitere Gesamtschule oder Gymnasium mit vier bis fünf Klassen pro Jahrgang im Norden der Stadt zur Verfügung stehen. Um den Standort wird derzeit gestritten.
OBERSTUFENZENTREN
Die drei Potsdamer Oberstufenzentren (OSZ) waren ein Schwerpunkt der Diskussion im Bildungsausschuss am Dienstagabend: Das OSZ II Wirtschaft und Verwaltung in der Waldstadt soll einige Berufszweige – wahrscheinlich an das OSZ I – abgeben und sich ab 2013 auf den Standort Zum Jagenstein konzentrieren. Die Verteilung der Berufe wird das Staatliche Schulamt anweisen. Das OSZ II muss somit seine Filiale am Schlaatz schließen. Dafür wird nach dem Willen der Stadtverordneten von SPD, CDU, FDP, Familienpartei und Bündnisgrünen ein berufliches Gymnasium neben der Oberschule im Schilhof eingerichtet. Damit soll ein seit zwei Jahren in Potsdam nicht mehr vorhandener Weg zum Abitur wieder ermöglicht werden. Vor allem für Oberschüler sieht das Schulgesetz diesen Weg zum Abitur vor. Welchem Potsdamer OSZ das berufliche Gymnasium angegliedert wird, bleibt vorerst offen.
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