zum Hauptinhalt
Sicherer. Nun enden die Treppengeländer auch dort, wo die Treppe endet.

©  A. Klaer

Kein Café: Potsdam Museum: Konflikt und Konsens

Trotz besserer Barrierefreiheit gibt es Kritik an der Kulturinstitution. Es geht um das Treppenhaus und die Bollhagensäulen.

Stand:

Innenstadt - Fast ein Jahr nach der Eröffnung kämpft das Potsdam Museum am Alten Markt noch mit Problemen durch den Umbau des Gebäudes. Kritik gab es zuletzt vom Förderverein des Museums und vom Behindertenbeirat. Das hat zumindest teilweise zu Verbesserungen geführt.

Nachdem der Behindertenbeirat im Frühjahr noch harsche Kritik an zahlreichen Mängeln geübt hatte, zeigte sich dessen Vorsitzender Jan-Peter Schmarje nun zufrieden: „Es wurde toll nachgerüstet“, sagte er den PNN. Darüber sei man sehr erfreut, obwohl die Behindertenvertreter dafür lange bohren mussten. Das klang im April noch ganz anders: Von Mülleimern im Rampenbereich, Tapetentüren, „die ein Sehbehinderter nicht findet“, und fehlenden Stufenmarkierungen war die Rede. Für Rollstuhlfahrer erweise sich schon der Eingangsbereich mit zwei schleusenartigen Türen als regelrechte Falle, hieß es. Nun habe er sich bei einem Ortstermin mit der Museumleitung und Vertretern des Kommunalen Immobilienservice (KIS), dem das Gebäude des Alten Rathauses gehört, von den Korrekturen überzeugen können. Die automatischen Türen schließen langsamer und zur Orientierung für Sehbehinderte wichtige Geländer reichen nun auch wirklich bis zur letzten Treppenstufe.

Potsdam hatte auf seiner Internetseite allerdings schon vor den Nachrüstungen mit der Barrierefreiheit des Museums geworben. Schwierigkeiten gab es im Detail: Der KIS habe die sehr individuellen und in der Regel über die Anforderungen der DIN-Norm hinausgehenden Wünsche des Behindertenbeirates umgesetzt, teilte die Stadtverwaltung mit. Dazu zählen zusätzliche Spiegel an den Glastüren des Aufzuges, zusätzliche Markierungen der Glasflächen und Hinweispfeile zu den Aufzugstasten, hieß es.

Einen größeren Konflikt gibt es jedoch um die Gestaltung des Treppenhauses. Der Förderverein des Potsdam Museums fordert einen Rückbau des Treppengitters im Alten Rathaus. Dieses erinnere an Käfighaltung und entspreche nicht den Vorstellungen des Vereins von einem offenen Museum für alle, so der Vorsitzende des Fördervereins, Markus Wicke. „Die derzeitige übermannshohe Eingitterung des Treppenhauses wirkt bedrohlich und verstellt den Blick auf den Alten Markt“, sagte er. Bei der Planung sei nie die Rede von dieser Gestaltung des Treppenhauses gewesen. „Für die Gestaltung wurden öffentliche Mittel ausgegeben. Das hätte diskutiert werden müssen“, sagte Wicke. Nach der Sommerpause solle das Thema im Kulturausschuss besprochen werden. Beim Hausherren KIS zeigt man sich skeptisch: Es sei keine Änderung des Treppenhauses geplant. „Die Gestaltung des Treppenhauses ist urheberrechtlich geschützt“, so Sprecher Markus Klier.

Und das Treppenhaus ist nicht der einzige Kritikpunkt des 2004 gegründeten Fördervereins: Mehrere von der 2001 verstorbenen Keramikerin Hedwig Bollhagen mit farbigen Riemchensteinen gestaltete Säulen sind im Museum nicht erkennbar. Zu DDR-Zeiten waren sie mit weißer Farbe überstrichen worden. Dass der Originalzustand bei der Sanierung nicht wiederhergestellt worden ist, kritisiert der Förderverein. Am Geld sollte es nicht scheitern: Der Förderverein habe bereits angeboten, Spenden zu sammeln, so Wicke. Auch beim KIS zeigt man sich offen: Technisch sei die Entfernung des Anstriches jederzeit problemlos möglich.

Insgesamt wurden in das Alte Rathaus 8,4 Mio. Euro investiert. Nun müsse sich das Museum am Standort profilieren, so Wicke. Dazu gehöre auch die Eröffnung eines Cafés, die bereits vor einem Jahr von der Stadt angepeilt worden war. Das Cafe im Sockelgeschoss des Knobelsdorff-Hauses werde sicherlich ein beliebter Treffpunkt für einen gemütlichen Plausch am neuen Alten Markt, hieß es seinerzeit. Darauf warten Museumsbesucher bis heute vergeblich.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })