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Kunsthallen-Debatte: Potsdam soll Kulturvorbild werden
Der Vize-Chef des Potsdamer Kunstvereins "KunstHaus", Wilhelm Neufeldt, fordert ein stärkeres Engagement für die Kultur in der Stadt: von Bürgern, Einrichtungen und Verwaltung.
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Potsdam soll das führende Kunst- und Kulturzentrum des Landes werden. Das fordert der renommierte Kulturexperte Wilhelm Neufeldt, Vizechef des Kunstvereins KunstHaus Potsdam, in einem Thesenpapier zur Potsdamer Gegenwartskunst in den PNN. Die Debatte über den möglichen Bau einer Kunsthalle des Mäzens Hasso Plattner habe gezeigt, wie sehr es der Landeshauptstadt an einer eigenen kulturellen Identität fehle, erklärte Neufeldt, der nach der Wende das Kultur- und Wissenschaftsministerium mitaufbaute und viele Jahre als Abteilungsleiter für den Bereich Kultur zuständig war.
Im Bereich der Bildenden Kunst leide Potsdam unter einer „Vereinzelung der Akteure“, beklagte Neufeldt. Im Gegensatz zur Wissenschaft, wo von Potsdam aus Standards gesetzt würden, mangele es im Kunst- und Kulturbereich an der nötigen Vernetzung. Im Rathaus werde zu wenig dafür getan, dass sich dies ändert, kritisierte Neufeldt. Starke Einrichtungen müssten gestärkt und konkurrenzfähiger gemacht werden. Auch private Sammler müssten mit den bestehenden Institutionen vernetzt werden, forderte der Kulturexperte: „Potsdam ist eine Sammlerstadt, überlässt seine Sammler aber sich selbst.“ Dies habe auch die Diskussion über die Kunsthalle gezeigt: Dabei sei es um ein Symbol für Potsdams Mitte gegangen, nicht aber um Inhalte. In der Bildenden Kunst würden in Potsdam bislang nur „Almosen verteilt, statt Standards zu setzen“, schreibt Neufeldt in dem Papier, das er gemeinsam mit Gerrit Gohlke vom Brandenburgischen Kunstverein verfasst hat. Nur wenn sich die Stadt finanziell stärker engagiere, könne sie zu einem Kunststandort werden.
Die Vielfalt der Berliner Kultureinrichtungen müsse zudem besser genutzt werden, rät Neufeldt. Potsdam habe den „Zugriff auf die Künstlercommunity“ der Metropole und könne daraus eigene Modelle und Strömungen entwickeln, etwa durch Artist-in-Residence-Modelle in Kooperation mit Wissenschaftseinrichtungen. Wenn dies gelinge, werde Potsdams „eigene zukunftsoffene kulturelle Identität“ einer der wichtigsten Standortvorteile sein. Andernfalls drohe der Abstieg zum „Vergangenheitspark“. In dieser Rolle werde Potsdam seiner Funktion für das Land nicht gerecht. pee
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