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Homepage: Potsdam sucht den Mathe-Star Quiz und Knobelei in der Nacht der Mathematik Wie die Deutschen die Mauer umspielten

„Doppelpässe“: Potsdamer Sporthistoriker zeigen eine Ausstellung bei der Fußball-EM in Ascona

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Wie viele Überraschungseier muss man kaufen um sicherzustellen, alle Figuren einer Serie zu bekommen? Und wie findet ein Vogel auf einem zufälligen Flug zum Nest zurück? Kann man mittels Mathematik unscharfe Urlaubsfotos korrigieren? Antworten auf diese kuriosen Fragen gibt es in der Potsdamer Nacht der Mathematik am kommenden Freitag, dem 13. Juni, von 17 bis 24 Uhr auf dem Uni-Campus am Neuen Palais.

Mit Simulationen aus der Geometrie, Stochastik und Numerik werden Mathematiker der Universität Potsdam die teils verblüffenden Antworten anschaulich darstellen. Außer zur Lösung von Alltagsproblemen – das zeigen die Wissenschaftler – geben geeignete Simulationen auch der Forschung neue Impulse und inspirieren zu theoretischen Fragestellungen.

Während der Mathe-Nacht werden die Besucher am Computer algebraische interessante Flächen erzeugen können. Verschiedene Gestalten treten dann durch kleine Veränderungen der Gleichungen zutage. Stochastische Simulationen zeigen die Entstehung zufälliger Rhombenmuster und veranschaulichen, wie man durch das Werfen einer Nadel die Zahl Pi schätzen kann.

Die Besucher können neue Primzahlen entdecken, die Geometrie der Seifenhäute kennen lernen und Minimalflächen aus Seifenhaut herstellen. Auch in der Knotentheorie werden spannende Knobeleien geboten. Woran zum Beispiel lässt sich erkennen, ob man einen komplizierten Knoten entwirren kann?

Die Wissenschaftler haben die Knobeleien so angelegt, dass sie nicht nur Spaß machen, sondern Interesse an den theoretischen Hintergründen wecken. Aktuelle Forschungsthemen werden vom Institut für Mathematik aus ganz unkonventioneller Perspektive beleuchtet. Kurze mathematische Vorträge erläutern beispielsweise die Frage, ob man die Form einer Trommel hören, also vom Klang auf die Gestalt schließen kann.

Selbst im Film haben mathematische Entdeckungen einen Platz gefunden. In Zusammenarbeit mit dem MathFilmFestival im Jahr der Mathematik 2008 werden bekannte und unbekannte Filme – von Entdeckungsreisen in höhere Dimensionen bis hin zur Hollywood-Adaption der Geschichte um die Decodierung der Enigma – gezeigt. Das Quiz „Potsdam sucht den Mathe-Star“ schließlich bietet Gelegenheit, die eigenen mathematischen Qualitäten zu testen. PNN

Dass auch Wissenschaftler etwas zum Fußballrummel der Europameisterschaft beizutragen haben, beweist die Ausstellung „Doppelpässe“, die zum Auftakt des Turniers in Ascona, dem Quartiersort der deutschen Mannschaft, eröffnet wurde. Der Arbeitsbereich Zeitgeschichte des Sports der Universität Potsdam hatte an der Gestaltung mitgewirkt.

Die Schau, die bereits zur Weltmeisterschaft vor zwei Jahren in Berlin zu sehen war, erzählt die schwierige Geschichte der deutsch-deutschen Fußballbeziehungen während des Kalten Kriegs. Fotos, Filme und Exponate zeigen, wie es Fußballern und Fans zwischen 1945 und 1990 immer wieder aufs Neue gelang, die politische Realität der Teilung durch die gemeinsame Begeisterung für den Fußball zu umspielen.

In der Ausstellung geht um den Einfluss des Politischen auf die Welt des Fußballs, aber auch um persönliche Schicksale. Der deutsch-deutsche Fußball spiegelte nicht nur die Frontlinien des Kalten Krieges wider, sondern auch die gemeinsame Hoffnung in Ost und West.

Die Annäherung der Potsdamer Sporthistoriker erfolgte aus verschiedenen Blickwinkeln. Zunächst wurden die unterschiedlichen Strukturen des Fußballs skizziert. Während in der sowjetischen Besatzungszone Betriebssportgemeinschaften nach sowjetischem Vorbild entstanden, lebte in den drei westlichen Besatzungszonen der traditionelle Vereinssport wieder auf. Die Gründung der beiden deutschen Staaten im Herbst 1949 ließ die gemeinsame Fußballwelt endgültig auseinander brechen.

Vor dem Bau der Berliner Mauer 1961 versuchten Fußballer in Ost und West immer wieder, gegen die Teilung anzuspielen. Doch die politische Druck war stärker. Nicht nur einzelne Spieler wie der spätere Bundestrainer Helmut Schön, sondern ganze Mannschaften suchten ihr Heil im Westen. Unter ihnen auch der Gesamtberliner Meister von 1950 Union Oberschöneweide, der in West-Berlin als SC Union 06 neu gegründet wurde. Die Ausstellung dokumentiert diese fast vergessenen Kapitel deutsch-deutscher Sportgeschichte anhand seltener Fotografien und privater Dokumente.

Sportliche Duelle zwischen den Teams aus beiden deutschen Staaten wurden häufig zu symbolträchtigen Kämpfen zwischen den politischen Systemen stilisiert. Die Abgrenzung im Kalten Krieg führte Ende der 1950er Jahre zu kuriosen Blüten wie den „Geisterspielen“ zwischen der DDR und der Bundesrepublik, die vor leeren Zuschauerrängen ausgetragen wurden. Unvergessen sind die deutsch-deutschen Europapokalspiele zwischen Bayern München und Dynamo Dresden 1973 und das legendäre Aufeinandertreffen von Bayer Uerdingen und Dynamo Dresden 1986.

Es sind jedoch auch die kleinen und persönlichen Geschichten, die die Atmosphäre jener Jahre lebendig werden lassen: Geschichten von Fanfreundschaften über den Eisernen Vorhang hinweg, von fußballverrückten DDR-Bürgern, die nach Bulgarien reisten, um ihre Bundesliga-Stars live erleben zu können und von den Schicksalen jener DDR-Fußballer, die in den Westen flohen. PNN

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