Landeshauptstadt: Potsdam sucht den Wähler-Star
Stadt und andere Institutionen starten groß angelegte Kampagne für mehr Beteiligung bei Kommunalwahl
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Selbst eine Art Schönheitswettbewerb soll für mehr Wähler sorgen. Denn mit einer massiven Kampagne möchten die Verwaltung, Vereine, demokratischen Parteien und andere Institutionen dafür sorgen, dass sich vor allem mehr junge Potsdamer bei der kommenden Kommunalwahl beteiligen. Damit sollen die Chancen von rechtsextremen Parteien auf Sitze im kommunalen Parlament schwinden. Dieses Konzept erläuterten gestern Oberbürgermeister Jann Jakobs und weitere Initiatoren vor Journalisten: „Es geht hier nicht um das Zuschütten von Gegensätzen, aber wir wollen deutlich den Konsens der Demokraten zeigen“, betonte Jakobs – ohne moralischen Zeigefinger: „Der bringt nichts.“
Aus Sicht der Initiatoren ist der Bedarf für die Aktion da: Gingen 1998 noch 87812 Potsdamer zur Kommunalwahl, waren es 2003 nur 53626 – rund 45 Prozent aller Wahlberechtigten. Drei Arbeitsgruppen des Beirats zur Umsetzung des Demokratie- und Toleranzbeirats haben sich nun Gedanken gemacht. Die größte Aktion schultert dabei die Arbeitsgruppe Jung- und Erstwähler. Unter dem Motto „Ich wähle, weil“ wird eine Internetseite eingerichtet, auf der eine Art Casting für 20 Jugendliche stattfindet. Die fünf jungen Leute, die dabei gewinnen, werden im Sommer auf Plakaten in der Stadt zu sehen sein, der Sieger ziert sogar ein Titelbild des „Events“-Stadtmagazins. Dazu soll es Postkarten mit den beliebten Wählergesichtern geben, daneben sind noch zusätzliche interaktive Elemente auf der Kampagnen-Homepage geplant. „Ebenso werden wir eine Vorwahl bei unter 18-Jährigen in Jugendclubs und Schulen veranstalten“, sagte Dirk Harder, Chef des Stadtjugendrings. Am Freitag vor der Wahl am 28. September soll dazu ein kostenloses Rockkonzert im Filmpark für lautstarkes Erinnern daran sorgen, zwei Tage später am Sonntag seine Stimme abzugeben.
Weniger spektakulär, aber dennoch wirkungsvoll, sollen die Aktionen der anderen beiden Arbeitsgruppen aussehen: So wird es einen gemeinsamen Aufruf der Parteien – außer der DVU – im Stadtparlament geben, zur Wahl zu gehen und dabei demokratisch und nicht rechtsextrem zu wählen. Der Aufruf wird wie jüngst zum Start der Diskussion um die Neufassung des Toleranzedikts per Postkarte an alle Potsdamer Haushalte verteilt – „relativ einmalig“ sei so ein Vorhaben in Deutschland, meinte Sigrid Müller, die Fraktionsgeschäftsführerin der Linken.
Ebenso sollen Bürger die Sicherheitskonferenz unter Tel.: (0331) 289 3422 anrufen können, wenn sie Hilfe im Umgang mit rechtsextremer Propaganda oder Wahlständen suchen. Statt dann ruppig zu reagieren, könnte so auch ein Stand von Demokraten neben einen NPD-Wahlkämpfer gestellt werden, hieß es – um argumentativ gegenzuhalten.
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