Landeshauptstadt: Potsdam und Berlin testen das Steh-auf-Schildchen Manche Verkehrszeichen werden alle sechs Wochen umgefahren. Hilft ein Knickfuß aus Italien?
Was sind das denn für Schilder? Die weißen Pfeile auf blauem Grund auf dem Parkplatz in der Schiffbauergasse und in der Schopenhauerstraße, in dem Bereich, den nur Taxis und Busse durchfahren, erinnern daran, Hindernisse rechts zu umfahren.
- Peer Straube
- Christoph Spangenberg
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Was sind das denn für Schilder? Die weißen Pfeile auf blauem Grund auf dem Parkplatz in der Schiffbauergasse und in der Schopenhauerstraße, in dem Bereich, den nur Taxis und Busse durchfahren, erinnern daran, Hindernisse rechts zu umfahren. So weit, so gewöhnlich. Doch diese Verkehrsschilder sind speziell: Werden sie umgefahren, bleiben sie nicht abgeknickt liegen – sie schnellen einfach zurück in die alte Position. Steh-auf-Schilder. In Potsdam und in Berlin werden sie derzeit getestet – Steh-auf-Poller auch.
Drei weitere Schilder dieser Art werden demnächst in Potsdam aufgestellt. Wo, das stehe noch nicht endgültig fest, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow am Freitag. Sicher ist: Die Stadt Potsdam will die Knick- oder Stehaufschilder dort aufstellen, wo die normalen besonders häufig umgefahren werden. Wenn sich das System bewährt – also Geld gespart wird –, sollen weitere Knick-Schilder folgen. Und die halten einiges aus: Sie haben eine Zugkraft von 25 Tonnen und könnten bis zu 3000 Mal umgefahren werden und sich wieder aufrichten – sagt zumindest der Hersteller aus Italien. Fußgänger könnten sie übrigens nicht so einfach umbiegen – sechs bis sieben Tonnen Zug wären nötig.
Die Schilder werden auf eine Halterung montiert, in der sogenannte Tellerfedern verbaut sind. Die sorgen dafür, dass das Schild nachgibt und umknickt, sich dann aber wieder von selbst aufrichtet. Die Konstruktion wird in den Boden einbetoniert. Seit neun Monaten verkauft die Firma Saedi aus Bozen, Südtirol, das neuartige System. In Deutschland ist das italienische Unternehmen Crescendi damit auf Kundenfang; 400 dieser Konstruktionen wurden bisher bundesweit verkauft.
Rainer Hölmer (SPD), Baustadtrat des Berliner Stadtbezirks Treptow-Köpenick hat Gefallen gefunden an den Steh-auf-Schildern. Sein Bezirk testet den Knickfuß seit wenigen Wochen in der Bohnsdorfer Paradiesstraße. „Ein interessanter Ansatz, der sich aber erstmal in der Praxis beweisen muss“, sagt Hölmer. Nicht nur sein Bezirk könnte Geld sparen – auch die Schäden an Autos seien vermutlich geringer als bei herkömmlichen, eher unnachgiebigen Schildern. Zudem muss der Autofahrer das Schild nicht bezahlen, das er kaputt gefahren hat, so wie es bisher der Fall ist. Doch viele Autofahrer begingen ohnehin Fahrerflucht. Auch in Marzahn-Hellersdorf können Autofahrer seit zwei Wochen von wiederauferstehenden Schildern überrascht werden. Ein Zeichen steht schon vor einer Taxi-Haltebucht. Acht weitere Pfosten warten noch auf ihren Einsatz.
Wirklich preiswert sind die Steh-auf-Schilder nicht. Mehr als 319 Euro werden pro Fuß fällig; für einen Knick-Poller bis zu 400 Euro. Die Kosten für das Schild an sich, den Umbau und das Einbetonieren nicht inklusive. Für den Ersatz herkömmlicher Schilder werden samt Einbetonierung etwa 300 Euro, bei großen 400 Euro fällig. Daher lohnt sich der Einsatz nur bei regelmäßig umgefahrenen Exemplaren. Von den 20 000 Euro, die Marzahn-Hellersdorf im Jahr für neue Schilder ausgibt, sei nur ein Bruchteil für solche, die umgefahren worden seien, sagt der zuständige Baustadtrat. Sein Köpenicker Kollege Hölmer, der ebenfalls mit den Anschaffungskosten hadert, will deswegen erst einmal prüfen, ob die teuren Investitionen den leeren Bezirkskassen tatsächlich Geld sparen, bevor sie weitere Flexi-Füße anschaffen.
In Potsdam würden mancherorts die Verkehrszeichen alle sechs Wochen an- oder umgefahren, das gehe ins Geld, so Stadtsprecher Brunzlow: „Wir gucken, ob die Flexi-Systeme dazu beitragen, die Kosten in Grenzen zu halten.“ Vielleicht kaufe man dann noch mehr.
„Man sollte sich das erst mal eine Weile angucken, bevor man da viel Geld ausgibt“, rät auch eine Sprecherin des Automobilclubs ADAC. Die neuen Füße seien nur sinnvoll, wenn durch sie eine Kostenersparnis erreicht werde.
In Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf hält man nichts von den Zeichen mit dem Knick. „Wir probieren sie nicht aus und halten sie nicht für eine gute Alternative“, sagt Baustadtrat Marc Schulte (SPD). Die Füße würden sich nicht immer gerade aufrichten und seien zu teuer. Sein Bezirk würde im Jahr gerade mal 5000 Euro für neue Verkehrszeichen ausgeben. Die restlichen Kosten übernähmen die Haftpflichtversicherungen der Verursacher.
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