Von Peer Straube: Potsdam verliert den Anschluss
Entwicklung des Arbeitsmarktes gegen den Trend / Mittelmark und Zossen deutlich besser
Stand:
Ganz Brandenburg jubelt über neue Bestmarken in der Arbeitslosenstatistik – doch beim bisherigen Primus Potsdam ist der Trend wie schon in den letzten Monaten gegenläufig. Zwar sank die Zahl der Erwerbslosen in der Landeshauptstadt im Oktober binnen Monatsfrist um 184 auf 6491, gegenüber Oktober 2009 stieg sie jedoch um 240 an. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 7,9 Prozent, ein Minus von 0,1 Prozent gegenüber September, aber ein Plus von 3,8 Prozent gegenüber Oktober 2009. Zum Vergleich: Im Landkreis Potsdam-Mittelmark liegt die Arbeitslosenquote im Oktober bei 6,7 Prozent, in Zossen, das ebenfalls zum Bezirk der Potsdamer Agentur für Arbeit gehört, sogar bei lediglich 6,4 Prozent.
„Wir hatten immer ein Kopf-an-Kopf- Rennen zwischen Potsdam und Potsdam-Mittelmark, da sind wir jetzt abgeschlagen“, sagte Arbeitsagentur-Chefin Edelgard Woythe gestern bei der Vorstellung des aktuellen Arbeitsmarkberichts für den Agenturbezirk. 290 offene Stellen waren im Oktober bei der Arbeitsagentur gemeldet – fast 70 weniger als noch im September.
Bei arbeitslosen Jugendlichen verläuft die Entwicklung in Potsdam ebenfalls entgegengesetzt zum Agenturbezirk. Dort sank sie gegenüber Oktober 2009 um 15 Prozent, in der Landeshauptstadt stieg sie jedoch um 9,8 Prozent. Die Hauptursache dafür sehen Agenturchefin Edelgard Woythe und Frank Thomann, der Leiter der Hartz-IV-Behörde Paga, in der deutlich gesunkenen Zahl von sogenannten Ein-Euro-Jobs. Davon biete die Paga aktuell über 440 – über 37 Prozent – weniger an als noch vor einem Jahr, sagte Thomann. Dies sei jedoch erklärte Politik der Paga, weil Zeiten guter Konjunktur genutzt werden müssten, um Arbeitslose in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren als in zeitweilige Beschäftigungsmaßnahmen. Dies zeige auch erste Erfolge. Gegenüber Oktober 2009 hätten aktuell 220 ALG-II-Empfänger mehr in einen regulären Job vermittelt werden können. Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften ist im Oktober um 231 auf 8857 gesunken. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen konnte gegenüber Oktober 2009 um 2,1 Prozent gedrückt werden.
Einen generellen Grund zur Sorge sehen weder Woythe noch Thomann, weil Potsdams Arbeitsmarkt seit Jahren Bestwerte für Ostdeutschland ausweist und die Arbeitslosenzahlen ohnehin niedrig sind. Die Nachfrage vor allem nach Zeitarbeitsjobs halte dank der brummenden Konjunktur an. Jobs gebe es in der Elektro- und der Automobilbranche, auch Kraftfahrer, Ingenieure und Metallbauer hätten gute Karten. pee
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: