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Neues Flüchtlingsheim am Horstweg: Potsdam will minderjährige Flüchtlinge aufnehmen

Anwohnerkritik an neuem Flüchtlingsheim am Horstweg bei wenig besuchter Bürgerversammlung

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Potsdam will sich besonders für minderjährige Flüchtlinge einsetzen. Zu diesem Zweck bewirbt sich die Stadt beim Land als Schwerpunktkommune zur Unterbringung dieser jungen Flüchtlinge. Die Stadt sehe sich in der Verantwortung, dieser Personengruppe zu helfen, sagte Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos) am Mittwochabend bei einer Bürgerversammlung für ein neues Flüchtlingsheim am Horstweg.

Nur wenige Stunden zuvor hatte das Bundeskabinett in Berlin einen Gesetzentwurf beschlossen, wonach Kinder und Jugendliche, die als Flüchtlinge alleine nach Deutschland kommen, künftig im gesamten Bundesgebiet verteilt werden sollen. Bislang müssen die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge – im vergangenen Jahr waren es insgesamt 18 000 – dort betreut werden, wo sie ankommen. Dies hat dazu geführt, dass sich das Gros der jungen Flüchtlinge in einigen wenigen Ballungszentren wie Hamburg oder München aufhält. Nun soll eine gleichmäßige Verteilung auf die Bundesländer erreicht werden. Details der Pläne der Stadt zu Betreuung der Jugendlichen nannte Dezernentin Müller-Preinesberger noch nicht.

Zu der Bürgerversammlung waren nur rund 40 Teilnehmer gekommen, etwa die Hälfte kam in offizieller Funktion. Es ging um ein Projekt des Babelsberger Baustoffhandels Brun & Böhm, der zwei Häuser in der Straße „An den Kopfweiden“ errichtet. Die Stadt mietet diese Wohnungen als Flüchtlingsheim für zehn Jahre an. Anwesende Anwohner, vor allem aus der angrenzenden Neubau-Siedlung am Nuthewinkel, kritisierten zunächst, dass sie keine offizielle Einladung für die Bürgerversammlung erhalten hätten. Müller-Preinesberger hielt dagegen, 5000 Briefe seien verschickt worden – möglicherweise seien Schreiben wegen des Poststreiks liegen geblieben. Schon mehrfach gab es Kritik an dem Heim, dass ab September öffnen soll.

Eine Anwohner kritisierte auch, dass die Häuschenbauer am Nuthewinkel zahlreiche Auflagen bei der Gestaltung ihrer Außenfassaden hätten einhalten müssen. Doch in ihrer Nachbarschaft sei nun ein „Presspappenhaus“ entstanden, ohne solche Reglementierungen: „So etwas sorgt für Probleme in der Nachbarschaft.“ Preinesberger empfahl daraufhin, zunächst auf die Fertigstellung des Heims zu warten. Mehr könne sie nicht sagen, so die Dezernentin – sie sei keine Bauexpertin und aus dem zuständigen städtischen Fachbereich kein Kollege anwesend. Ein Stadtsprecher hatte bereits im Januar erklärt, die verschiedenen Gestaltungsvorgaben seien Resultat des prinzipiellen Unterschieds eines Wohn- und eines Gewerbegebiets – in Letzterem wird die neue Unterkunft gebaut. Diese Erklärung wurde am Mittwoch nicht erwähnt. Auch andere Vorwürfe – etwa zur Baugenehmigung – blieben im Raum stehen. Müller-Preinesberger betonte aber, es handele sich bei dem Heim nicht um einen Billigbau, unter anderem würden alle Auflagen aus der Energiesparverordnung eingehalten.

Bemerkenswert: Bisher war stets von 100 Menschen die Rede, die in dem Flüchtlingsheim eine Bleibe finden – nun sollen dort bis zu 125 Menschen leben. Müller-Preinesberger sagte, angesichts der wachsenden Flüchtlingszahlen müsse man alle Unterkünfte in Potsdam voll belegen, „wenn es zumutbar ist“. Im Fall dieses neuen Heims könne man etwa Familien mit Kindern unterbringen, um die Belegungszahlen zu steigern. H. Kramer

H. Kramer

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