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Landeshauptstadt: Potsdam wird jetzt abgekoppelt

Ab Sonntag ist die Fernbahnstrecke nach Berlin für ein Jahr gesperrt

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Riesige Aufkleber auf den Bahnhofsfußböden, Infohefte in jedem Zug und Durchsagen auf den Bahnsteigen. Am Sonntag ist Fahrplanwechsel und gleichzeitig startet die Deutsche Bahn mit umfassenden Bauarbeiten auf einer der meistbefahrenen Fernbahnstrecken der Region: Für ein Jahr wird die Regionalbahnstrecke zwischen Berlin-Wannsee und Charlottenburg wegen Arbeiten an zum Teil 100 Jahre alten Gleisen und Brücken gesperrt. Der Potsdamer Hauptbahnhof wird vom direkten Fernverkehr nach Berlin abgekoppelt. Berlin-Mitte wird dann nur noch im S-Bahn-Tempo erreichbar sein. Fahrgäste der Linien RE 1, RE 7 und RB 21 müssen Umwege in Kauf nehmen und sich auf längere Fahrzeiten einstellen.

Mit mehr Personal und umfangreichen Informationsangeboten auf den Bahnhöfen will die Bahn ein Pendlerchaos verhindern. „Wir sind gut vorbereitet und es ist umfassend informiert worden“, sagte Elke Krokowski, Sprecherin des Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), gegenüber den PNN. Man gehe mit einem guten Gefühl in den Fahrplanwechsel. Die neuen Fahrpläne und Verbindungen seien auch im Internet oder per Smartphone über die Fahrplanauskunft zu finden. Noch im August war eine einwöchige Generalprobe der angebotenen Umfahrung schief gegangen. Das soll sich nicht wiederholen, so Krokowski.

Von den Arbeiten an der Bahntrasse besonders betroffen sind Studenten in Potsdam: Die Unistandorte Golm, Neues Palais und Griebnitzsee werden vom RE1 angebunden, auch Studenten der Fachhochschule nutzen die Bahn. Derzeit schafft der Regionalexpress den Weg von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof in 26 Minuten, die S-Bahn als einfachste Alternative benötigt 41 Minuten. Ab Sonntag verkehrt sie tagsüber wie gehabt im Zehn-Minuten-Takt – dann mit längeren Zügen, um mehr Fahrgäste aufnehmen zu können. Beim VBB geht man trotz regelmäßiger S-Bahn-Pannen davon aus, dass die Linie im Winter bedient werden kann.

Der RE 1 selbst wird umgeleitet. Aus Magdeburg kommend wird er über Werder (Havel) mit stündlichem Halt in Golm über Spandau nach Berlin fahren. Erst in Charlottenburg soll er wieder seine Stammstrecke erreichen. Um den RE1 zu erreichen, ist auf der Strecke Werder-Potsdam-Wannsee ein Pendelverkehr eingerichtet. Von den Bahnhöfen in Babelsberg und Griebnitzsee sollen zwei zusätzliche Buslinien im Zehn-Minuten-Takt pendeln. Eine weitere Alternative bietet die RB 21. Sie soll während der Berufsverkehrszeiten viermal vormittags und dreimal nachmittags von Griebnitzsee über Potsdam-Hauptbahnhof und Golm nach Spandau fahren.

Auch die RE 7 wird ab Sonntag in Wannsee gekappt. Die Linie verkehrt dann nur noch zwischen Dessau/Belzig und Berlin-Wannsee beziehungsweise zwischen Zoologischer Garten und Wünsdorf Waldstadt. Aus Bad Belzig, Michendorf und Beelitz sollen täglich drei zusätzliche Züge über Berlin-Südkreuz, Potsdamer Platz, Hauptbahnhof und Gesundbrunnen fahren, einer am Vormittag, zwei am Abend.

Auch Dieter Doege, Landesvorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn, ist guter Dinge, dass Bahnpendler mit den angebotenen Umfahrungen zurecht kommen. „Ich glaube nicht, dass es ein Chaos gibt“, sagte er. Man wünsche sich, dass die Bahn die angestrebte Bauzeit von einem Jahr einhalte. Die Arbeiten sollen am 8. Dezember 2012 abgeschlossen sein. Es werden acht Brücken neu- oder umgebaut, außerdem werden 42 Kilometer Gleis erneuert. 36 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Ohne Vollsperrung hätten sich die Arbeiten, bei Bahnbetrieb auf einem Gleis, bis ins Jahr 2015 hingezogen, sagte Doege. „Dann lieber nur ein Jahr, damit kann man leben.“ Tobias Reichelt

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