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Landeshauptstadt: „Potsdam wird kaum profitieren“

Herr Hahn, das Land will seine Wohnraumförderung umstrukturieren. Bundeszuweisungen sollen künftig nicht mehr als Zuschüsse gezahlt werden, sondern fließen in das Landeswohnungsbauvermögen und werden dann als Darlehen gewährt.

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Herr Hahn, das Land will seine Wohnraumförderung umstrukturieren. Bundeszuweisungen sollen künftig nicht mehr als Zuschüsse gezahlt werden, sondern fließen in das Landeswohnungsbauvermögen und werden dann als Darlehen gewährt. Was bringt dieses System für Potsdam?

Potsdam wird davon wahrscheinlich kaum profitieren, schon allein deshalb, weil das Darlehensvolumen zu klein ist. Im nächsten Jahr ist für ganz Brandenburg von 25 Millionen Euro die Rede, für die Jahre 2014 bis 2019 könnten es jeweils 30 bis 40 Millionen Euro sein. Zum Vergleich: Allein unsere Genossenschaft investiert jährlich rund zehn Millionen Euro in die Bestandssanierung.

Darlehen zu zahlen statt einer Förderung ist also der falsche Weg?

Das will ich nicht sagen. Zunächst einmal hat das Land damit ein politisch positives Signal gesetzt. Das war längst überfällig. Aber ein Darlehen ist eben kein geschenktes Geld, sondern wird verzinst. Die Konditionen sind mir noch nicht bekannt, aber sinnvoll sind die Landeskredite nur, wenn sie mindestens so zinsgünstig sind wie die Darlehen, die man auf dem freien Markt bekommt.

Wer profitiert von der Umstrukturierung?

Sicher vor allem die kleineren Wohnungsunternehmen außerhalb des Speckgürtels, die Schwierigkeiten haben, Kredite zu bekommen, weil es dort viel Leerstand gibt. Wo das Angebot knapp ist, wie in Potsdam, haben die Wohnungsunternehmen in der Regel keine Probleme mit den Banken.

Mindestens 1000 Wohnungen jährlich müssten in Potsdam neu entstehen. Wie soll das finanziert werden?

Ohne private Investoren wie zum Beispiel die Firma Semmelhaack nicht. Wir als Genossenschaft können aber Neubau in diesen Größenordnungen nicht leisten. Doch auch die Stadt könnte mehr zur Linderung des Wohnungsproblems beitragen. Viele unserer Sanierungsvorhaben verzögern sich, weil die Baugenehmigungen auf sich warten lassen. Das ist auch für die Mieter schlecht, weil die Bauarbeiten länger dauern oder erst später beginnen können. Auch finanziell könnte die Stadt mehr tun, indem sie Anreize schafft – beispielsweise Grundstücke für Wohnungsbau günstiger verkauft oder als Erbpacht oder die Grunderwerbssteuer etwa für ein Jahr aussetzt.

Die Fragen stellte Peer Straube

Ulf Hahn ist Vorstandschef der Wohnungsbaugenossenschaft „Karl Marx“, mit knapp 7500 Wohnungen, vor allem in den Plattenbaugebieten, Potsdams größte Genossenschaft.

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