Landeshauptstadt: Potsdamer Bier am Strand von Afrika
Die Braumanufaktur am Templiner See verkauft mittlerweile ihr Bier bis ins Ausland
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Über dieses Foto hat sich Braumeister Thomas Köhler sehr gefreut: „Viele Grüße aus Kapstadt“ steht darauf geschrieben. Das Foto zeigt den südafrikanischen Strand. Im Hintergrund erhebt sich der berühmte Tafelberg. Dies allein wäre eigentlich schon Urlaubsmotiv genug. Doch der Gag an dieser Aufnahme: Rechts im Bild ist eine Flasche Potsdamer Stange zu sehen, die im Sandstrand des Atlantiks steckt. Aber kein Teutone hat diese Bierflasche extra im Flieger mitgeschleppt. Nein, das Bier aus der Braumanufaktur im Forsthaus Templin gibt es am afrikanischen Kap zu kaufen. Ein bierbegeisterter Student aus Deutschland, der in Südafrika lebt, hat die Idee gehabt, das Potsdamer Bier auch im südlichsten Land Afrikas zu verkaufen, erzählt Köhler, der im Forsthaus Templin gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Jörg Kirchhoff die Braumanufaktur Potsdam betreibt.
Doch momentan, wo auch hierzulande afrikanische Temperaturen erreicht werden, haben die beiden Braumeister und ihre Mitarbeiter alle Hände voll zu tun: „Das Wetter, kann man sagen, tut uns total gut“, freut sich Köhler. Der Biergarten sei allabendlich „bis auf den letzten Platz gefüllt“. Köhler spricht von „absoluter Hochsaison“. Eine hohe Belastung auch für die Mitarbeiter. Er suche derzeit Servicekräfte zur Verstärkung des Teams. Nur, es interessiere sich kaum jemand für seine Stellenanzeigen, beklagt der Braumeister.
Im vergangenen Monat habe seine Brauerei fast so viel verkauft wie früher im ganzen Jahr. 2003, im ersten Jahr des Bestehens der Brauerei, lag die Jahresproduktion bei 630 Hektolitern, also 63 000 Litern Bier, rechnet Köhler vor. Im Juni dieses Jahres habe er hingegen bereits über 500 Hektoliter verkauft. Doch längst wird das Bier nicht mehr nur im Forsthaus Templin getrunken. Im Getränkehandel Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns werden die Potsdamer Stange sowie andere Biere der Braumanufaktur, die allesamt Bio-Biere sind, zunehmend gelistet. Bis hoch nach Rostock könne man das Bier kaufen. Kürzlich kam auch Dresden hinzu. Die Geschichte mit Südafrika bleibt hingegen der Exot unter den Vertriebsgebieten. „Es gibt auch Anfragen aus China“, erzählt Köhler. Der bürokratische Aufwand schrecke jedoch eher ab. Zudem wolle man das Vertriebsgebiet „nicht unendlich ausdehnen“.
Ungefähr vier bis fünf Wochen sei das Bier vom Forsthaus Templin bis Südafrika unterwegs. Vom Hamburger Hafen aus wird das köstliche Gebräu per Schiff zur Südspitze Afrikas gebracht. Das für diesen Export bestimmte Bier pasteurisiere man extra ein paar Minuten länger als sonst in der Privatbrauerei am Templiner See üblich, erklärt Köhler. So halte sich das Bier dann insgesamt etwa sechs Monate – zwei Monate länger als das für den hiesigen Verbrauch bestimmte Bier. Der Geschmack werde durch das längere Pasteurisieren zum Glück nur ganz wenig beeinträchtigt.
Wenn auch Südafrika das mit Abstand am weitesten entfernte Land ist, in dem das Bier vom Templiner See verkauft wird, so ist es dennoch – neben Deutschland – nicht das einzige Land. Auch in Polen sei man mittlerweile vertreten, sagt Köhler. Und selbst die Dänen müssen nicht mehr auf das Bier aus Potsdam verzichten. So kann man in „Ingolfs Kaffebar“, einer Erfrischungskneipe in Kopenhagen, die Potsdamer Stange und auch das Helle bestellen. Die Biersteuer zahle seine Brauerei übrigens immer selbst, auch wenn es bei den Auslandsgeschäften eigentlich nicht nötig sei, sagt Köhler. Theoretisch könne er sich bei den Exporten von der Steuerzahlung befreien lassen. Doch das sei mittlerweile derart kompliziert geworden, dass er darauf verzichte. Früher habe es ein Formular mit drei Durchschlägen gegeben, jetzt müsse alles elektronisch angemeldet und abgewickelt werden – zu aufwändig, befindet Köhler.
Eine klitzekleine weitere Expansion plant der Braumeister für den kommenden Herbst oder den Winter: Dann will er aus einer eigenen Bienenzucht in der unmittelbaren Umgebung des Forsthauses Honig gewinnen und daraus Honigbräu oder Malzbier machen. Die Bienen seien schon da. Nur jetzt in der Hochsaison habe man einfach noch keine Zeit gefunden, sich intensiv mit dieser neuen Idee zu beschäftigen.
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