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UMWELT: Potsdamer EWP will Klimaschutz-Fonds auflegen

Der Energieversorger plant einen Kundenfonds nach dem Vorbild des Bürgerfonds in Brandenburg/Havel und soll noch 2012 starten.

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Die Stadtwerke-Tochter Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) will noch in diesem Jahr einen Kundenfonds auflegen, um Investitionen in erneuerbare Energien zu finanzieren. Das kündigte Geschäftsführer Holger Neumann in einer Stadtwerke-Publikation an. Der Kundenfonds solle eine „attraktive Geldanlage“ sein, so Neumann. Konkrete Projekte, die Potsdamer dann mit ihrer Finanzanlage unterstützen würden, nannte Neumann noch nicht. Über das Konzept und die Detailfragen müsse der EWP-Aufsichtsrat entscheiden.

Bereits vor mehr als zwei Jahren hatten die Potsdamer Bündnisgrünen im Stadtparlament die Einführung eines „Bürgerfonds“ nach Vorbild der Stadtwerke in Brandenburg/Havel gefordert. Dort war im vergangenen Herbst bereits der zweite Bürgerfonds aufgelegt worden. In Rekordzeit von einer Woche hatten nach Angaben der dortigen Stadtwerke mehr als 200 Kunden Anteile am Energieversorger erworben. Damit war die erste Million des auf zwei Millionen Euro angelegten Fonds bereits vergeben. Die Anleger, die Kunden der Stadtwerke sein müssen, erhalten in Brandenburg/Havel garantiert 3,5 Prozent Zinsen jährlich auf ihre Einlagen. Sie müssen mindestens 1000 Euro einzahlen. Die Stadtwerke finanzieren aus dem Bürgerfonds gezielt Projekte zum Klimaschutz, mit denen der Kohlendioxidausstoß der Stadt reduziert werden soll.

Mit diesem „lokalen Aspekt“ will auch die Potsdamer EWP bei ihren Kunden punkten. „Die Anleger sehen buchstäblich mit den eigenen Augen, wo und wie ihr Geld investiert wird“, sagt EWP-Chef Holger Neumann. Wer vor der Haustür in Ökostromprojekte investieren könne, müsse dies nicht in Spanien tun, so Neumann in Anspielung auf bestehende Ökofonds. Der Geschäftsführer verspricht den EWP-Kunden eine „langfristige und konservative Geldanlage“. Die genauen Konditionen müssten noch geklärt werden, doch ein „spekulatives Investment“ werde der Fonds nicht sein. Damit viele Potsdamer Anteile erwerben und gleichzeitig keine Finanzinvestoren in Heuschrecken-Manier die EWP übernehmen können, solle es neben einem Mindest- auch einen Höchstanlagebetrag geben, so Neumann. Er betonte auch, dass die EWP in Kontakt mit den Stadtwerken in Brandenburg/Havel stehe und auf deren Know-how zurückgreifen könne.

Um den Kundenfonds zu starten, braucht die EWP die Genehmigung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Mit dieser „Überprüfung“ werben die Stadtwerke in Brandenburg/Havel sogar ganz offensiv und bezeichnen ihren Bürgerfonds als „sichere Anlage“. Auch EWP-Chef Neumann betont, der Potsdamer Energieversorger werde mit dem Kundenfonds nicht zu einer Bank. Die EWP werde das Geld zweckgebunden nur für einzelne Projekte ausgeben.

Auch die Frage, warum es trotz des Vorstoßes der Bündnisgrünen Anfang 2010 so lange gedauert hat, bis die EWP sich der Idee Bürgerfonds angenommen hat, beantwortet Neumann: Es habe „keine geeigneten größeren Investitionsprojekte“ gegeben, um den Fonds zu untersetzen.

Tatsächlich hatte es damals von den Stadtwerken geheißen, Geld von den Potsdamern sei nicht nötig. Das Unternehmen könne alle Klimaschutzprojekte selbst finanzieren. Skepsis herrschte auch in der Rathausspitze: Bürgermeister Burkhard Exner (SPD) nannte die Idee damals zwar „sympathisch und charmant“, doch ein Beschluss der Stadtverordneten sei verfrüht.

Nun arbeitet die EWP – sie gehört zu 65 Prozent den Stadtwerken und zu 35 Prozent der EonEdis AG – an einem neuen Energiekonzept. Der Klimaschutz-Experte Dr. Fritz Reusswig vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), der auch am Potsdamer Klimaschutzkonzept mitgearbeitet hat, rät der EWP, sich als „grünes Unternehmen“ zu vermarkten. Die EWP könne ihren Ökostrom besser vermarkten und vor Ort in Windkraft- und Solaranlagen investieren. Auch habe Potsdam mit seinen Parks und landwirtschaftlichen Flächen genügend Potenzial, um ein kleineres Biomassekraftwerk zu betreiben, meint Reusswig. Dann müsse nicht wie geplant eine dritter Block im Heizkraftwerk Süd gebaut werden.

Die EWP hat nach eigenen Angaben rund 85 000 Kunden, die sie mit Energie versorgt. Strom und Fernwärme erzeugt sie im Heizkraftwerk Potsdam-Süd. Es arbeitet mit Kraft-Wärme-Kopplung auf Basis von Gas- und Dampfturbinen-Technik.

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