zum Hauptinhalt
Christian Stäblein ist der neue Vorsitzende des Kuratoriums der Garnisonkirchenstiftung.

© Foto: dpa/Stefan Sauer

Update

Verlängerung für Rechenzentrum befürwortet: Bischof Stäblein neuer Kuratoriums-Vorsitzender der Garnisonkirchenstiftung

Das Kuratorium hat am Mittwochabend richtungsweisende Beschlüsse gefasst. Für das Rechenzentrum sieht es gut aus, für ein originalgetreues Kirchenschiff wohl nicht.

In der Debatte über die Zukunft des Areals um den Garnisonkirchturm deuten sich Entscheidungen an. Wie die Stiftung zum Wiederaufbau der Garnisonkirche mitteilte, wurden dazu am Mittwochabend zwei wichtige Beschlüsse im Kuratorium der Stiftung gefasst. Das Rechenzentrum kann demnach über Ende 2023 hinaus weiter als Kreativhaus genutzt werden. Außerdem soll der Prozess zu einem „Haus der Demokratie“ anstelle des früheren Kirchenschiffes fortgesetzt werden.

„Als Vertretung der Eigentümerin bekräftigt das Kuratorium der Stiftung Garnisonkirche Potsdam den Beschluss vom 18. Januar 2022 und wird an dem Prozess zur Erarbeitung einer „Machbarkeitsstudie für das Forum an der Plantage in den bereits beschriebenen Arbeitsgruppen mitwirken“, heißt es in der Mitteilung. Zur Vorbereitung der weiteren Schritte und Klärung offener Fragen will sich das Kuratorium schnellstmöglich zu einer Klausurtagung treffen. Auf der Klausur soll ein Beschlusstext für die kommende Sitzung im ersten Quartal 2023 erarbeitet werden.

Für das Rechenzentrum stellt die Stiftung eine letztmalige temporäre Verlängerung in Aussicht. Das sei allerdings von Voraussetzungen abhängig, die „durch Zusagen der Stadtverwaltung gesichert werden können“. Konkret wird der 31. Januar 2025 als Ende der Verlängerungsfrist genannt. Dazu müsste die Stadt die bauordnungsrechtlichen Voraussetzungen nachweisen, heißt es in dem Beschluss. Außerdem müsse nachgewiesen werden, dass durch eine Verlängerung die Nutzungsaufnahme des Turms unter keinen Umständen gefährdet ist. „Die Stadt sollte Maßnahmen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität auf der Freifläche des Kirchenschiffes prüfen.“ Und die Stadt müsste erklären, dass die Nagelkreuzkapelle und die Wetterfahne auch an ihren jetzigen Standorten bis zum 31. Januar 2025 weiter ohne Einschränkungen von der Stiftung genutzt werden können.

Neues Führungsduo gewählt

Die Stiftung hat außerdem eine neue Führung. Das Kuratorium wählte am Mittwoch Bischof Christian Stäblein zum neuen Vorsitzenden und Ellen Ueberschär zur stellvertretenden Vorsitzenden. Die Wahl war nötig geworden, weil der langjährige Vorsitzende Wolfgang Huber sein Amt im Sommer aus Altersgründen niedergelegt hatte. Wie die Stiftung mitteilte, hatte sein Stellvertreter, Martin Dutzmann, am Mittwoch zu Beginn der Sitzung seinen Verzicht auf das Amt des Stellvertreters erklärt. Er bleibe aber als Mitglied im Kuratorium.

Stäblein sehe in dem Beschluss die Chance, die mit der Diskussion verbundenen Emotionalitäten zu versachlichen und in einer Klausursitzung die verschiedenen Fragestellungen zu klären. „Gemeinsam wollen wir das Anliegen der Stiftung tragen: ein Zentrum für Friedens- und Versöhnungsarbeit, für die Förderung von Toleranz auf allen Gebieten der Kultur – das steht für mich und für uns im Mittelpunkt, das soll den Turm mit Leben füllen.“ Dafür sei die Kooperation mit den Partnern aus Wissenschaft, Medien und Wirtschaft wichtig, vor allem aber auch das Miteinander mit der Stadt Potsdam und der Stadtgesellschaft.

Laut dem vor fast einem Jahr von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) mit Vertretern des Rechenzentrums und der Stiftung vorgestellten Kompromiss sollte auf den Wiederaufbau des Kirchenschiffes verzichtet werden. Stattdessen sollten im „Haus der Demokratie“ auch der Plenarsaal und weitere Räume für die Stadtverordnetenversammlung unterkommen sowie Platz für eine Geschichtsschau des Potsdam Museums geschaffen werden. Das zu DDR-Zeiten gebaute und als Kreativhaus genutzte frühere Rechenzentrum könnte weitgehend erhalten bleiben.

Oberbürgermeister will Machbarkeitsstudie bald ausschreiben

Nach der Sitzung sieht sich Potsdam Oberbürgermeister in seinem Kurs bestärkt.  „Ich freue mich, dass mit Bischof Stäblein ein neuer Vorsitzender des Kuratoriums gewählt wurde, der sich immer klar für einen architektonischen Bruch am Bau und für das Forum an der Plantage ausgesprochen hat.“ Man stehe am Beginn eines Weges, nicht am Ende. „Dazu ist die Verständigung über die nächsten Schritte und auch die Einbindung derer wichtig, die noch kritisch zur Idee des Forums an der Plantage im Kuratorium und in der Stiftung stehen“, so Schubert. Dazu gehöre auch, wie mit Blick auf die derzeit geltende Satzung die Klärung rechtlicher Fragen erfolgt. Wie berichtet legt die Satzung nach bisheriger Lesart einen vollständigen Wiederaufbau fest. Sie müsste mit Zwei-Drittel-Mehrheit geändert werden. Noch in diesem Jahr wolle die Stadt die Ausschreibung für eine Machbarkeitsstudie entwerfen.

Den Beschluss zum Rechenzentrum sieht Schubert als positives Signal an die Nutzerinnen und Nutzer. „Es wäre sicher im Interesse vieler, wenn die jetzige Nutzungssituation, die alle Nutzenden am Standort umfasst, für weitere zwei Jahre gesichert wird. Es zeigt auch am Beispiel, dass ein Interessenausgleich am Standort Plantage möglich ist.“ Die Bedingungen der Stiftung werde die Stadt umgehend bearbeiten.

Einen etwas anderen Blick auf die Ergebnisse der Kuratoriumssitzung hat hingegen die Fördergesellschaft für den Wiederaufbau. „Nach der gestrigen Sitzung, sehen wir uns in unserem gemeinsamen Ziel, dem vollständigen Wiederaufbau unserer Garnisonkirche, als ein Haus Gottes das für Versöhnung, Frieden und für die Förderung von Toleranz auf allen Gebieten der Kultur steht, gestärkt“, teilte die Vorsitzende Maike Dencker mit.

Ähnlich sieht man es bei der Potsdamer CDU. Deren Kreisvorsitzender Oliver Nill lobte zunächst das großzügige Entgegenkommen der Stiftung in Bezug auf das Rechenzentrum. „Die Stiftung kann sich anschließend mit voller Kraft und der fortgesetzten Unterstützung durch die CDU Potsdam, dem Wiederaufbau des Gesamtkunstwerkes Garnisonkirche widmen.“ Der Fraktionsvorsitzende Matthias Finken forderte, dass die Stadtverordneten bei der Erstellung der Ausschreibung für die Machbarkeitsstudie aktiv einbezogen werden.

Ganz anders sieht die Sache aus der Perspektive der Nutzenden des Rechenzentrums aus. Dort fordert man weiterhin ein dauerhafte Perspektive für das Kreativhaus mit mehr als 300 Nutzenden. „Eine Beteiligung an einer Machbarkeitsstudie für ein „Forum an der Plantage“ ist für uns nur sinnvoll, wenn das Rechenzentrum als Kulturort anerkannt wird und wenn die Stadt in die Verfügung über das Grundstück ehemaliges Kirchenschiff kommt“, teilten die Vertreter des Rechenzentrums Hermann Voesgen und Anja Engel mit. Den neuen Vorsitzenden und das Kuratorium lade man weiterhin zur Begegnung mit der direkten Nachbarschaft ein. „Vor der angekündigten Klausurtagung oder im Rahmen dieser sollte ein gegenseitiges Kennenlernen von Vertreter*innen des Rechenzentrums und Stiftung geschehen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false