Links und rechts der Langen Brücke: Potsdamer Maße
Guido Berg meint, die Synagogen-Jury fand zu einer klugen Entscheidung
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Es ist eine unspektakuläre Architektur, den die Jury für die neue Potsdamer Synagoge vorschlägt. Dabei liegen Entwürfe vor, die atemberaubend sind. Ein Gotteshaus zu entwerfen, Spiritualität und Gläubigkeit den Raum zu geben, ist ein gefundenes Fressen für Architekten. Manche Büros haben eine Leistungsschau des Möglichen abgeliefert. Der Sonderpreis- Entwurf, würde er in Potsdam gebaut, ginge um die Welt, wie es sonst nur ein gebautes Niemeyer-Bad tun würde. Und doch: Die Jury hat sich nicht verleiten lassen, hat das Wünschenswerte mit dem Möglichen verknüpft und einem Entwurf den Vorzug gegeben, der realisierbar ist, der die Gemeinde nicht überfordert. Wie den Unterhaltungen mit Gemeindemitgliedern zu entnehmen ist, wollen die Potsdamer Juden gar nicht in den Vordergrund drängen, sie wollen an einem guten, würdigen Ort ihren Glauben leben – und das bietet der Haberland-Entwurf unter Rücksichtnahme auf die Potsdamer Maße. Der Gebetsraum mit einem Deckenlicht in Form eines Davidsterns darf sogar als sehr gelungen gelten; wer sich davon überzeugen will, kann es ab kommenden Dienstag in einer Ausstellung im Kutschstall tun. Dem Wunsch der Gemeinde nach jüdischen Symbolen an der Fassade ist gewiss leicht nachzukommen. Bleibt die unbestrittene Tatsache, dass eine Synagoge auch einen Rabbiner braucht. Nun hat die Jüdische Gemeinde Potsdam einen, Nahum Pressman, aber er ist, wie es der Berliner Rabbiner Yitzhak Ehrenberg vornehm ausdrückt, „nicht der Rabbiner von Potsdam“ – weil die Gemeinde einen solchen nicht bezahlen kann. Ein neuer Staatsvertrag sollte dieses Problem berücksichtigen.
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