Sportler des Jahres: Potsdamer Paddler in Partylaune
Franziska Weber, Sebastian Brendel und Kurt Kuschela/Peter Kretschmer sind die populärsten Sportler des Landes 2012
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Im Sommer gaben sie auf dem englischen Dorney Lake ordentlich Gas, im Winter wurden sie dafür in der Heimat noch einmal belohnt: Franziska Weber, Sebastian Brendel und Kurt Kuschela/Peter Kretschmer, die Kanu-Olympiasieger 2012 des KC Potsdam im OSC, wurden am Samstagabend als Brandenburgs „Sportler des Jahres“ geehrt. 550 Gäste feierten bei der Sportgala in der Potsdamer MBS-Arena die Gewinner und Platzierten der 21. Umfrage der Brandenburger Medien, darunter der PNN (siehe nebenstehend). Dass alle drei Sieger aus einer Sportart und von einem Verein kommen, gab es in der Umfrage-Historie noch nie. „Ich bin überwältigt, das ist ein grandioser Erfolg für unseren Klub. Damit hatte ich angesichts der Konkurrenz nicht gerechnet“, jubelte KC- Chef Torsten Gutsche nach den Auszeichnungen durch Ministerpräsident Matthias Platzeck.
„Über diese Auszeichnung freue ich mich besonders. Das ist ein Super-Preis für mich. Schließlich bin ich der erste Kanute, der bei den Sportlern die Umfrage gewinnen konnte, und das ist schon toll“, strahlte Sebastian Brendel, der 2005 zu Brandenburgs Nachwuchssportler des Jahres gekürt worden war und sich jetzt souverän gegen den Bahnrad-Olympiazweiten Maximilian Levy vom RSC Cottbus und Bob-Anschieber Kevin Kuske vom SC Potsdam durchsetzte. Ganz überrascht war der Olympiasieger im 1000-Meter-Einercanadier über seinen Erfolg nicht, „denn ich hatte immer die Berichterstattung über die Zwischenstände verfolgt“, so der 24-Jährige, der derzeit seine Ausbildung bei der Bundespolizei in Kienbaum fortsetzt. „Dort habe ich nur wenig trainieren können, was man auch merkt. Ab Januar klotze ich wieder mehr ran, und im Februar werde ich mit meiner Ausbildung endgültig fertig sein“, erzählte der künftige Polizeimeister, der nicht verhehlte, dass es ihm nach dem Olympia-Erlebnis schwer gefallen sei, sich wieder richtig zu motivieren. „Es war ein anstrengendes, aber auch sehr schönes Jahr“, so Brendel, der mit Lebenspartnerin Romy Leue und Tochter Hanna (2) Weihnachten bei seinen Eltern in Schwedt und bei Leues in Magdeburg sein wird. Über den Jahreswechsel geht es nach Liberec in Nordböhmen. „Zum Schlittenfahren mit Hanna“, meinte der Modellathlet, der am 2. Januar wieder in Kienbaum antreten muss und sich ab März im Trainingslager Sabaudia konzentriert auf die Heim-Weltmeisterschaften 2013 in Duisburg vorbereiten will. „Diese Würdigung meines Olympiasieges durch die Brandenburger ist für mich ein guter Start für das nächste Jahr“, erklärte Sebastian Brendel.
Anders als Brendel kannte Franziska Weber das Gefühl, populärste Sportlerin des Landes zu sein, bereits aus den beiden letzten Jahren. „Trotzdem ist es auch beim dritten Mal schön und ich bin glücklich, denn selbstverständlich war dieser Sieg nicht“, erklärte die Paddlerin, die im Sommer im Zweierkajak über 500 Meter gemeinsam mit Tina Dietze aus Leipzig zu Olympia-Gold gerauscht war. Jetzt behauptete sie sich sicher vor ihrer Klubkollegin Katrin Wagner-Augustin, mit der sie auf dem Dorney Lake Silber im Viererkajak geholt hatte, und 3000-Meter-Hindernisläuferin Antje Möldner-Schmidt vom LC Cottbus. „Ich hatte ein traumhaftes Jahr“, so die 23-jährige Studentin, die unter Regie ihres Coachs Jochen Zühlke seit November wieder trainiert. „Wir paddeln noch draußen. So lange die Havel eisfrei ist, geht es aufs Wasser.“ Im Januar sollen in einem Konditionstrainingslager in Kienbaum die Grundlagen für eine erfolgreiche nacholympische Saison gelegt werden. Ob sie auch bei den Weltmeisterschaften in Duisburg mit Dietze den K2 fahren werde, sei noch offen, meinte Franziska Weber. „Das wird die Qualifikation zeigen. Aber schön wäre es natürlich, wenn es wieder klappen würde.“
Auch der Erfolgs-Canadier Kuschela/Kretschmer will gemeinsam die WM auf der Wedau, vor allem aber die nächsten Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro angehen. „Olympiasieger zu werden ist das schönste Gefühl, das man als Sportler haben kann“, erinnerte sich Schlagmann Peter Kretschmer an die Momente nach der Triumphfahrt über 1000 Meter. „Es ist der blanke Wahnsinn, dass wir so viele Fans in Brandenburg hinter uns haben, obwohl unser Erfolg schon ein paar Monate zurückliegt“, jubelte Kurt Kuschela, der wie alle Paddler in Partylaune war. Der 24-Jährige hatte sich während der Umfragezeit „auf Promotion-Tour“, so Kretschmer, begeben. „Ich war hier in der MBS-Arena bei Handball- und Volleyballspielen und habe bei mir daheim in Spremberg auch viele Rentnerinnen dazu bewegt, uns zu wählen“, berichtete Kuschela schmunzelnd. „Ich hatte mit dem Umfragesieg bei den Mannschaften nicht gerechnet, da Fußball doch eine größere Popularität als Kanurennsport hat“, erklärte Ralph Welke, der Kuschela/Kretschmer und Brendel trainiert. „Glückwunsch an die Kanuten. Sie haben ihren Sieg verdient, denn ihr Olympia- Gold ist viel wertvoller als unser Deutscher Meistertitel“, meinte Tabea Kemme, die Kapitänin des Seriensiegers Turbine Potsdam, der sich diesmal mit Rang zwei vor den Zweitliga-Kickern des FC Energie Cottbus begnügen musste.
Sonntag früh düsten Potsdams Olympia- und Umfragesieger nach Baden-Baden, wo am Abend Deutschlands Sportler des Jahres gekürt wurden (siehe Seite 20), ab heutigem Montag geht der Alltag weiter. Der angehende Feuerwehrmann Kuschela setzt seine Ausbildung in Eisenhüttenstadt fort, Brendel und Kretschmer fahren wieder nach Kienbaum. „Ich habe am Montag meine letzten Zwischenprüfungen in den vier Hauptfächern Kriminalistik, politische Bildung, Einsatzlehre und Einsatzrecht“, erzählte Peter Kretschmer. „Dann ist erst einmal Ausbildungspause bis zum September. Ab Mittwoch trainiere ich wieder hier in Potsdam. Schließlich wollen wir bei den WM wieder richtig Gas geben.“
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