Landeshauptstadt: Potsdamer werden zur Kasse gebeten
Stadtwerke kündigen Preiserhöhungen für Strom und Gas ab Februar 2008 an / Sozialtarif geplant
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Strom, Gas und Wasser – in der Landeshauptstadt wird ab 2008 alles teurer. Gestern haben die Potsdamer Stadtwerke angekündigt, zum 1. Februar ihre Preise für Strom und Gas um zwischen drei und vier Prozent zu erhöhen. Der in Potsdam durchschnittliche Stromverbrauch von 1700 Kilowattstunden pro Jahr wird damit um 13,55 Euro jährlich teurer. Gaskunden der Stadtwerke-Tochter Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) müssen bei durchschnittlichem Verbrauch 31,80 Euro mehr pro Jahr zahlen. Die Gebühren für Wasser und Abwasser sollen bereits zum 1. Januar 2008 angehoben werden. Ursprünglich war eine Preissteigerung von mehr als zehn Prozent vorgesehen – auf Antrag der Fraktion Die Linke wird nun jedoch eine Fünf-Jahres-Staffelung für die Gebührenerhöhung geprüft.
Die EWP hatte die Strompreise erst zum 1. Oktober 2007 um 0,6 Cent pro Kilowattstunde angehoben, was eine jährliche Mehrbelastung von 27 Euro für einen Zwei-Personen-Haushalt bedeutete. Grund für die neuerliche Erhöhung seien vor allem die gesetzlich vorgeschriebenen Abgaben für Strom, der aus erneuerbaren Energien produziert wird, erklärte gestern Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Paffhausen. Der Verband Deutscher Netzbetreiber gebe vor, wie hoch die so genannte „Erneuerbare Energien-Umlage“ ist, die Versorger für jede Kilowattstunde Strom zahlen müssen. Für die EWP bedeutet der Anstieg um rund 0,42 Cent pro Kilowattstunde Zusatzausgaben von insgesamt 2,5 Millionen Euro. Diese müssten an die Stromverbraucher weitergegeben werden, so Paffhausen – „wir können nicht darauf sitzen bleiben“, und das wolle auch der Gesetzgeber so. Dazu kommt ein höheres Netzentgelt, das die EWP selbst beim Wirtschaftsministerium beantragt habe. Damit würden Kosten für Investitionen in und Instandhaltung des Stromnetzes, aber auch für den Betrieb der EWP ausgeglichen. Das Wirtschaftsministerium habe die Erhöhung des Netzentgelts um 0,34 Cent pro Kilowattstunde Strom genehmigt.
Der erneuten Erhöhung der Strom- und Gaspreise habe auch der Aufsichtsrat der EWP zugestimmt, sagte Paffhausen. In dem Gremium sind auch Stadtverordnete verschiedener Parteien vertreten. Nach PNN-Informationen gab es im Aufsichtsrat keine Gegenstimmen zu den Preiserhöhungen, jedoch einige Enthaltungen. Seit der jüngsten Strompreiserhöhung im Oktober haben laut Paffhausen rund 3000 Potsdamer ihren Vertrag mit der EWP gekündigt und seien zu anderen Anbietern gewechselt. Entlastet werden bei der neuen Strompreis-Steigerung Gewerbekunden mit einem Verbrauch von mehr als 4132 Kilowattstunden pro Jahr – für sie bleiben die Preise stabil. Gewerbekunden, die weniger als 4132 Kilowattstunden Strom pro Jahr verbrauchen, zahlen acht Euro mehr.
Grund für die Erhöhung der Gaspreise ist laut EWP-Chef Paffhausen die stark gestiegenen Ölpreise. Damit müsse die EWP für das Gas rund elf Prozent mehr bezahlen als noch im April dieses Jahres. An den Kunden würden bis zu vier Prozent der Preissteigerung weitergegeben.
Um selbst von den staatlich subventionierten Preisen für Strom aus erneuerbaren Energien zu profitieren, wollen die Stadtwerke bis Ende 2008 so viele Solarstromanlagen wie möglich in Potsdam bauen. Es würden viele Standorte – vor allem Gebäude, die den Stadtwerken gehören – geprüft, auch seien Kooperationen mit Wohnungsgesellschaften in Verhandlung, sagte Paffhausen. Außerdem sollen einige Windräder oder ein Windpark gebaut werden – eine Studie zu den besten Windverhältnissen sei in Arbeit. Auch soll geprüft werden, ob am Klärwerk aus Biogas Energie erzeugt werden könne.
Um die Potsdamer von den stetig steigenden Preisen für Energie und Wasser etwas zu entlasten, will die EWP einen Strom-Sozialtarif einführen, sagte Paffhausen. Dies hatte die Fraktion Die Linke in der Stadtverordnetenversammlung beantragt. Mitte Februar solle der EWP-Aufsichtsrat einen Vorschlag dafür vorgelegt bekommen. „Wir werden etwas ganz eigenes kreieren“, so Paffhausen. In Absprache mit der Sozialbeigeordneten werde man festlegen, nach welchen Kriterien ein Potsdamer Haushalt als bedürftig eingestuft werden könne. Entlastung soll auch die Staffelung der Wassergebühren bringen. Das Fünf-Jahres-Modell sei realistisch, sagte der Stadtwerke-Chef. Damit müssten die Potsdamer ab 2008 nicht 50 Cent mehr pro Kubikmeter Abwasser, sondern über drei Jahre jährlich zunächst 20 Cent mehr zahlen. Dies sollen die Stadtverordneten am Mittwoch beschließen.
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