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Trauminsel: Auf einem Eiland, das zu den britischen Jungferninseln gehört, soll die Potsdamerin Petra E. zuletzt gesehen worden sein. Noch heute wird in dem Fall ermittelt.

© Imago

Verschollen in der Karibik: Potsdamerin spurlos verschwunden

Vor mehr als fünf Jahren verschwand eine Potsdamerin spurlos bei einer Segelreise. Ihr Mann glaubt, sie ist ertrunken. Doch gegen ihn wird wegen Mordverdachts ermittelt.

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Es ist die Geschichte des mysteriösen Endes eines Traumurlaubs. Es geht um die Potsdamerin Petra E., die vor mehr als fünf Jahren spurlos verschwand. Seitdem stellt sich die Frage: Wollte sie ein neues Leben beginnen, starb sie bei einem Unfall oder war es sogar Mord?

Geplant hatte Petra E. eine herrliche Segelreise durch die Karibik, gemeinsam mit ihrem sieben Jahre älteren Mann Klaus (alle Namen geändert). Doch die damals 60-Jährige kam von dieser Fahrt nie nach Potsdam zurück. Seit dem 11. April 2008 gilt sie als vermisst. Ihr Mann hat darüber im Internet einen Blog veröffentlicht. Er schreibt: „Den Gedanken an den Verlust meiner Frau kann ich nur schwer ertragen.“

Doch noch heute gibt es einen schwerwiegenden Verdacht: Der Ehemann könnte der Mörder von Petra E. sein. Wie die Sprecherin der Potsdamer Staatsanwaltschaft Sarah Kress sagt, werde gegen den Potsdamer seit fünf Jahren wegen des Verdachts des Mordes ermittelt. Aus ermittlungstaktischen Gründen wolle die Behörde aber keine Angaben zu Details des Verfahrens machen, erklärt Kress. Klaus E. will sich zu den Ermittlungen gegenüber Journalisten nicht weiter äußern – jedoch bestreitet er alle Vorwürfe.

Stimmt seine Version, hat er Schreckliches durchlitten – nach einer mehrmonatigen Traumreise. In seinem Blog hat er seine Polizei-Aussage über die Geschehnisse dokumentiert, ebenso finden sich Fotos und Beschreibungen der Reise. Demnach erfüllte sich das Ehepaar einen Traum. Sie fuhren nach dem Ende ihres Arbeitslebens auf ihrem Segelschiff monatelang durch die Karibik. An einem Freitag im April 2008 legten sie auf einem Eiland an, das zu den britischen Jungferninseln gehört: Sonne, Palmen, Sandstrand, Meer. „Dann geschah das Schreckliche und Unfassbare: Sie schwamm an Land, ging Muscheln sammeln und ist nicht mehr zurückgekehrt“, so ihr Mann in seinem Blog.

Zuvor hatte das Paar noch Mittag gegessen: Reis, Gemüse, Corned Beef. „Dazu tranken wir Weißwein.“ Petra E.s Mann schreibt, dass er sich gegen 15 Uhr zu einem Mittagsschläfchen hingelegt habe. Danach war ein gemeinsamer Ausflug geplant, die Insel sollte umrundet werden. Als er um 16 Uhr wieder erwachte, war seine Frau nicht mehr an Bord – Klaus E. ging davon aus, sie sei an Land geschwommen. „17 Uhr wurde ich unruhig.“ Danach begann er an Land mit der Suche. Doch weder am Strand noch in einem Restaurant in der Nähe fand sich ein Spur. Er fragte Einheimische, Touristen: Doch niemand konnte sich erinnern, die ehemalige Apothekerin gesehen zu haben. Da seine Frau von einer Inselumrundung gesprochen hatte, vermutete Klaus E., dass sie einen Pfad zur anderen Seite genommen und von der Dunkelheit überrascht wurde. „Deswegen entschied ich mich, erst am nächsten Morgen die Polizei zu verständigen.“ Als dann eine weitere Suchaktion ergebnislos endete, alarmierte ein Bekannter die Polizei.

Dann schreibt Klaus E. in seinem Blog von einem Hoffnungsschimmer: Zwei amerikanische Touristen erzählten, sie hätten seine Frau am Tag zuvor auf der Insel gesehen. Kurz darauf kam die Polizei: Eine Suchaktion zu Lande und auf dem Wasser begann, Taucher kamen zum Einsatz. Zwei Tage ging das so. Doch Petra E. blieb verschwunden. „Ich nehme an, dass meine Frau ertrunken ist“, schreibt Klaus E. Seine Frau sei waghalsig – kurze Strecken sei sie geschwommen, wenn sie an Land nicht mehr weiterkam. „Muscheln suchen ist ihre große Leidenschaft.“

Ermittler gingen nach PNN-Informationen seinerzeit noch einem anderen Verdacht nach: dass bei einem Streit des Paars der Mann seine Frau über Bord geworfen haben könnte, mitten in der Karibik. So habe es auch Hinweise darauf gegeben, dass die Beziehung der Eheleute längst nicht so harmonisch verlief, wie Klaus E. sie schildert. In seinem Blog hat der Mann dagegen viele Fotos veröffentlicht, die Petra E. lächelnd zeigen, so wie man sich eine Frau während eines Traumurlaub eben vorstellt. Sollte die Reise als Tragödie geendet haben, liegen nach PNN-Informationen wichtige Daten von Petra E. – ihr Zahnstatus, DNA-Spuren – inzwischen bei Interpol. Damit ließe sich ihr Leichnam identifizieren, sollte er gefunden werden. Auch könnten sich möglicherweise Rückschlüsse ergeben, was wirklich im April 2008 passierte.

Der Fall machte damals Schlagzeilen. Allerdings nicht in Potsdam. Denn alle Medienberichte aus der Zeit handelten von einem Paar aus Berlin – irrtümlich, wie sich nun herausstellt.

Wenige Tage nach dem Verschwinden von Petra E. trafen ihre beiden Söhne ein, auch sie suchten noch einmal. „Leider fanden sie nichts. Sie gewannen aber den Eindruck, dass alles Mögliche getan wurde“, schreibt der Mann. Klaus E. kehrte zurück nach Potsdam. Fast am Ende seines Blogs schreibt Klaus E., er habe doch noch „eine kleine Hoffnung”, seine Frau wiederzusehen. Konkreter wird er nicht. Auch die Schwester von Petra E. hatte offenbar noch Hoffnung – Bilder und Videos hat sie im Internet hochgeladen, um nach der Vermissten zu suchen. Eine PNN-Anfrage an sie ist bislang ohne Antwort geblieben. Ihre Söhne setzten damals sogar 6000 Euro Belohnung aus, um die Mutter zu finden. Bisher vergeblich.

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