Landeshauptstadt: Potsdams Bevölkerung wächst noch schneller
Stadtstatistiker legen Prognose 2012 vor: Über 170 000 Einwohner im Jahr 2020 – über 3000 mehr als bisher angenommen
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Potsdams Attraktivität als Wohn- und Arbeitsort zieht immer mehr Menschen in Brandenburgs Landeshauptstadt. Die Bevölkerungszahl wächst in einem Maße, dass nun sogar die Potsdamer Statistiker ihre eigenen Prognosezahlen von 2010 revidieren müssen. Bisher ging das städtische Statistikamt von 166 900 Einwohnern im Jahr 2020 aus. Laut der am Montag durch Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sowie dem Leiter des Statistikamtes, Matthias Foerster, vorgelegten neuen Prognose 2012 muss 2020 nun sogar mit einer Einwohnerzahl von 170 550 gerechnet werden. Das sind 3650 Potsdamer mehr als zunächst angenommen. Grund für die aus Sicht des Oberbürgermeisters positiveren Zahlen sind höhere Annahmen hinsichtlich der Wanderungsgewinne – immer mehr Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet ziehen nach Potsdam. „Viele vergleichbare Städte in der Bundesrepublik beneiden uns um diese Entwicklungstrends“, erklärte Jakobs.
Das Besondere an der Prognose 2012: Erstmals können die städtischen Statistiker abschätzen, wie sich die Bevölkerungsentwicklung in einzelnen Stadtgebieten vollzieht. Sie unterteilen Potsdam in 18 Prognoseräume und können nun sagen, wo die Stadt am stärksten wächst. „Das zu wissen ist wichtig, um die entsprechende Infrastruktur wie Schulen, Kitas und Verkehrsflächen bereitstellen zu können“, erläuterte der Oberbürgermeister. Dabei lässt sich die Stadt auch vom Gedanken des passgenauen Einsatzes knapper Ressourcen leiten: „Wir wollen uns keine Fehlinvestitionen leisten“, sagte Jakobs. Als theoretisches Beispiel nannte der Rathauschef den Bau einer Kita am Stern, weil die Stadt da gerade ein Grundstück übrig hat, obwohl die Kita eigentlich im Bornstedter Feld gebraucht wird. Wichtig seien solche kleinräumigen Zahlen, um etwa 16 bis 20 Millionen Euro teure Grundschulen auch dorthin zu bauen, wo sie nicht nur kurz-, sondern auch langfristig gebraucht werden. So können die Statistiker nun beispielsweise genau sagen, mit wie vielen unter 18-Jährigen sie etwa für den Bereich Am Stern für das Jahr 2030 rechnen – mit genau 2615. Im Jahr 2011 waren es 2020.
Nicht unerwartet steigt die Bevölkerungszahl dort, wo die größten Wohnbaupotenziale bestehen. Am stärksten zeigt die Kurve im Planungsraum Bornim und dem Entwicklungsgebiet Bornstedter Feld inklusive Nedlitz und Rote Kasernen nach oben. Lebten dort 2011 noch 13 956 Menschen, werden es 2030 etwas mehr als 24 000 sein. Das Wohnungsbaupotenzial in Bornim und Bornstedt liegt allein bei 3500 neuen Wohnungen. Weitere Gebiete mit starkem Zuzug sind die Bereiche Golm und Eiche, der Planungsraum Hauptbahnhof, Brauhausberg, Speicherstadt und Heinrich-Mann-Allee sowie die nördlichen Ortsteile insbesondere mit Fahrland und der Kaserne Krampnitz. 2500 Wohnungen könnten in Fahrland und der Kaserne Krampnitz errichtet werden. Wie der Oberbürgermeister erklärte, werde „in wenigen Wochen“ die Entscheidung darüber fallen, ob Potsdam die 1937 errichtete ehemalige Kavallerie- und Panzertruppenschule zu einem Entwicklungsgebiet ähnlich dem Bornstedter Feld erklären wird. Allerdings seien Jakobs zufolge viele Risiken zu überdenken, denn Fördermittel wie beim Bornstedter Feld werde es für Krampnitz nicht geben: „Das muss sich aus sich selber heraus finanzieren.“
Wie Erik Wolfram vom Verwaltungsbereich Stadt- und Verkehrsentwicklung sagte, ist in Potsdam insgesamt bis 2030 der Bau von 16 400 neuen Wohnungen möglich; darunter fallen 13 000 auf den Mehrfamilienwohnungsbau und 3400 auf den Einfamilienhausbau. Allerdings, erklärte Wolfram, braucht Potsdam eine entsprechende wirtschaftliche Konjunktur, um diese Potenziale auch realisieren zu können. Denn bislang ist die Landeshauptstadt allein auf den privaten Wohnungsbau angewiesen, denn eine öffentliche Wohnungsbauförderung gibt es derzeit nicht. Der Oberbürgermeister sieht darin „einen Konfliktpunkt“ mit dem Land Brandenburg, aber auch dem Bund.
Jakobs stellte fest, dass im frei finanzierten Wohnungsbau in Potsdam aufgrund gestiegener Baukosten – etwa infolge der Vorgaben der Energieeinsparverordnung – kaum Nettokaltmieten unter neun Euro pro Quadratmeter zu erwarten sind. Das sei kein Luxus: „Das ist der Normalstandard.“ Daher erklärt Potsdams Oberbürgermeister: „Nur über ein Wohnungsbau-Programm des Bundes und der Länder können die Baukosten und damit die Mieten gesenkt werden.“ Es sei ein überall in der Bundesrepublik festzustellender Trend, dass die Menschen aus den ländlichen Gebieten in die Ballungsräume ziehen. Die Kommunen dürften mit der Bewältigung dieser Bevölkerungswanderung nicht allein gelassen werden.
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