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Kammerakademie-Projekt „So klingt Potsdam“: Potsdams Klangwelt entdecken

Für das Projekt „So klingt Potsdam“ der Kammerakademie suchten Schüler und Kitakinder den spezifischen Sound der Stadt

Eine Tasse klirrt im Takt auf dem Tisch, während draußen die Wellen gegen die Schiffswand rauschen. Die Maschinen und Motoren rattern, das schwere Tau wird klappernd heraufgezogen, die Schiffsglocke bimmelt laut und hell dazwischen. Mit der klassischen Musik von Mendelssohn werden diese typischen Geräusche des historischen Dampfers „Gustav“ zu einem einzigartigen Klanggebilde gemischt. Die Eigenkomposition ist von Kindern aus Potsdam kreiert worden. Seit Anfang dieses Jahres suchen Schüler und Kitakinder wie berichtet für das Projekt „So klingt Potsdam“ der Kammerakademie Potsdam (KAP) den spezifischen Sound der Landeshauptstadt und verwandeln die Geräusche und Klänge zusammen mit Klassik von Bach, Mendelssohn und Mozart in eigene Musikstücke. Am Samstag wurde das Projekt im Foyer des Nikolaisaals präsentiert.

Mit Hilfe der Musik-App „vidibox“, die von der Universität der Künste in Berlin zur Verfügung gestellt wurde, haben die Kinder ihre Soundelemente selbst zusammengeschnitten. In der App können bis zu 16 Videos angeordnet und miteinander immer wieder per Touchscreen neu gemischt und in verschiedenen Reihenfolgen abgespielt werden. So entstanden in den letzten Monaten aus Schuhputzgeräuschen, raschelndem Stroh, dem Laufen eines Wasserhahns oder dem Tippen auf einer Tastatur und Stücken wie „Badinerie“ von Bach oder der Ouvertüre aus „Die Entführung aus dem Serail“ von Mozart einmalige Werke.

„Der Umgang mit der App war auch für die Musiker spannend“, sagt Tim Spotowitz, der bei der Kammerakademie für die Musikvermittlung und kulturelle Bildung verantwortlich ist und das Projekt betreut hat. „Es war für uns eine riesige Herausforderung, herauszufinden, was das Medium für unser klassisches Orchester bedeuten kann.“ Der Zugang der Kinder zu der neuen Technik sei einfach gewesen, so Isabel Stegner, Geigerin der Kammerakademie und die musikalische Leiterin des Projekts. „Ich war überrascht, wie selbstständig die Kinder gearbeitet haben.“ Auch die Aufgaben hätten die Kinder unter sich selber aufgeteilt. „Ein Kind war der Tonmeister, eines der Regisseur, ein anderes der Kameramann.“ Beeindruckt hat Stegner auch, wie anders die Kinder ihre Umwelt wahrnehmen. Mit der Kita Tönemaler war sie auf einem Spielplatz. „Die Kinder haben da Sachen entdeckt, auf die wäre ich gar nicht gekommen“, sagt Stegner. Sie hätten an Metallzäunen entlang geratscht, Perlen eine Rutsche runter hüpfen oder den Feststeller einer Tür immer wieder auf- und zuspringen lassen. Die Klänge wurden später angehört und mit Heupaketen, Überraschungseiern oder Keksdosen nachproduziert.

Die Schüler der Rosa-Luxemburg- Grundschule waren auf der Freundschaftsinsel und dem Dampfer „Gustav“ unterwegs. „Wir haben Wassergeräusche aufgenommen und versucht, sie nachzumachen“, erzählt die neunjährige Annelie. Ihr Lieblingsgeräusch ist aber etwas anderes: „Ich fand es toll, als ich mit dem Finger über ein Glas gestrichen habe und es dann so lange schöne Töne gemacht hat.“

Ende Juni wird das Projekt an den Schulen und der Kita vorgestellt. Bis dahin können die Kinder noch weiter tüfteln. Geplant sei auch, dass sie durch die Stadt ziehen und zum Beispiel auf der Brandenburger Straße ihre Musik spielen, so Spotowitz. „So werden die Klänge der Stadt wieder in die Stadt hineingetragen.“

Mehr über das Projekt finden Sie hier >>

Sarah Stoffers

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