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Links und rechts der Langen Brücke: Potsdams schöne Mitte

Thorsten Metzner über das Schloss – und kleinkarierte Einwände

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Potsdam und sein Stadtschloss. Das ist längst eine unendliche Geschichte, voller Irrungen, Wirrungen und aufgeregt-ewiger Debatten, typisch für diese Stadt. Und jetzt das Happy End? Manchmal hilft eine Rückblende: Vor zwanzig, noch vor zehn Jahren schien das Knobelsdorff-Schloss, ohne das die vom Alten Markt aus komponierte Stadtanlage eben nicht als Welterbe-Gesamtkunstwerk wirken kann, unwiederbringlich verloren. Wie haben sich alle schwer getan! Der Landtag, der sich auf den „Kreml“ verkroch, die Stadt, die die Mitte in der Nachwende-Centeritis links liegen ließ, die Denkmalpfleger, („Disneyland“), die Linken sowieso. Erst 2005 rang sich das Parlament zum Schloss-Landtag durch, dem das Rathaus, schon vergessen, erst im dritten Anlauf zustimmte. Was für ein Drama! Um so deutlicher aber zeigt es nun, Anno 2009, welchen Sprung Land und Stadt seitdem machten: Auf dem Alten Markt wird 2012 das Schloss wieder stehen, sogar im Hof, Punkt. Das bleibt ein Glücksfall, nicht nur für das Stadtbild, auch für den inneren Frieden. Ist es nicht so, dass das alte, neue Schloss, das lange spaltete, mittlerweile versöhnt? Menschen zusammenführt, Engagement selbst bei früheren Skeptikern weckt, eben nicht „nur“ bei Günther Jauch oder Hasso Plattner? Wetten, dass selbst die Linken ihren Frieden damit schließen? Ach ja, selbst jetzt ist schon wieder eine bekannte Begleitmusik zu hören, in dieser Stadt, die im Streit zwischen Bewahren und Verändern auch zu Maßlosigkeit neigt. Es wird für ein lebendiges Parlament gebaut, der Hof wird deshalb ein paar Meter kleiner. Verrat am Schloss, ein Drama? Das ist, Pardon, kleinkariertes Puristen-Gebrabbel. Knobelsdorff, selig sei der große Meister, würde es verzeihen, denn: Potsdams Mitte wird schön.

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