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Potsdams Schulplatzkrise: Abgerechnet wird zur Kommunalwahl
Hektisch muss Potsdam neue Gymnasialplätze schaffen - dabei hat sich das Problem schon länger abgezeichnet. Selbstkritik der Verantwortlichen ist bisher nicht zu vernehmen.

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In diesen nun endlich sonnigeren Frühlingstagen geht bei hunderten Familien in Potsdam die Sorge um: Wegen der Frage, ob die Tochter oder der Sohn den erhofften Platz auf dem Gymnasium bekommt, weil sie oder er nicht nur Einser auf dem Halbjahreszeugnis hatten. Der Grund für die Befürchtungen ist einfach wie ärgerlich: Obwohl seit Jahren bekannt ist, dass Potsdams Elternschaft vermehrt in Richtung Gymnasium tendiert, hat die Stadt in den vergangenen Jahren zu wenig Gymnasialplätze geschaffen.
Verantwortlich sind viele: Zuallererst die Rathauskooperation aus SPD, Grünen und Linken, die in ihren Gründungsvertrag 2019 einen verhängnisvollen Satz aufnahm: „Wir werden nur weiterführende Schulen errichten, die alle Schulabschlüsse anbieten.“ Das schloss weitere Gymnasien aus, obwohl die Potsdamer Familien in den vergangenen Jahren immer häufiger diese Schulform anwählten und eben keine Gesamtschulen. Nur mit Müh und Not konnte die inzwischen vorzeitig gegangene Bildungsdezernentin Noosha Aubel (parteilos) ein neues Gymnasium für Bornstedt durchsetzen - allein, dies war zu wenig, wie sich nun zeigt.
Die Misere angehen müssen nun der vor seinem Amtsantritt stehende Aubel-Nachfolger Walid Hafezi (Grüne) und übergangsweise Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), der ohnehin die Gesamtverantwortung trägt. Dabei steht schon fest: Schuberts Plan, dass bestehende und schon durchaus jetzt große Gymnasien noch einmal erweitert werden, wird seine Beliebtheitswerte dort nicht eben befördern. Denn zu große Schulen sind eben nicht dazu geeignet, für mehr Qualität bei der Bildung zu sorgen - im Gegenteil.
Daher sollte man im Rathaus noch einmal dringlich in sich gehen, ob doch und wo ein komplett neues Gymnasium bis Mitte 2024 vorgegründet werden kann - koste es, was es wolle, weil Bildung eben eine Pflicht- und keine Küraufgabe ist.
Und ganz generell: Bisher ist von all den erwähnten Verantwortlichen für diese Krise keinerlei Selbstkritik zu hören - obwohl zum Beispiel auch die CDU über Jahre mehr Gymnasien forderte. Allerdings können die Potsdamer schon im nächsten Jahr bei der Kommunalwahl zeigen, wie gelungen sie solch eine nicht bedarfsgerechte Schulpolitik empfinden.
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