Landeshauptstadt: „Potstopia“ planen
Bei einem Workshop am Samstag sollen Jugendliche über die Entwicklung von Potsdam nachdenken
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Wenn Peter Johannsen an Potsdam denkt, hat er eine Sorge: Aus seiner Sicht droht der Verlust einer Innenstadt, die von vielen verschiedenen Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen belebt werden kann. Der 20-Jährige, der gerade sein Freiwilliges Soziales Jahr beim Stadtjugendring (SJR) absolviert, sieht das an seiner eigenen Situation: Als er für seinen Job in diesem Jahr von Flensburg nach Potsdam kommen wollte, waren die Mieten so teuer für ihn, dass er doch nach Berlin ziehen musste. „So geht es vielen.“
Im Potsdamer SJR engagiert er sich dennoch – und hat nun die für den Samstag geplante Zukunftswerkstatt „Potstopia“ mitorganisiert, bei der Jugendliche auf dem „Freiland“-Gelände in der Friedrich-Engels-Straße über die Landeshauptstadt diskutieren sollen. Ziel sei es, sich über persönliche Kritik und Wünsche für die Stadtentwicklung auszutauschen. Darüber hinaus sollen Johannsen zufolge Zukunftsperspektiven skizziert werden, „wie Beteiligung der junger Generation aussieht und sie sich in die öffentliche Debatte einmischen kann“.
Sein Standpunkt dabei ist klar. Zunächst wünscht sich Peter Johannsen mehr Bürgerbeteiligung in Potsdam, das er durch zahlreiche Besuche bei hier wohnenden Verwandten schon länger kennt. „Viele Menschen fühlen sich bei Entscheidungsprozessen ausgeschlossen, Entscheidungen werden oft von den Schreibtischen aus getroffen.“ Als Resultat würden sich in Potsdam immer mehr Bürgerinitiativen bilden, die ihr Recht auf Stadt einfordern und mit der jetzigen Entwicklung nicht zufrieden sind. Zugleich wirkt die Stadtpolitik von Potsdam für den jungen Mann „sehr unternehmerisch orientiert“. So werde gerade der Wohn- und Lebensraum der Stadtmitte „zunehmend privatisiert und saniert“. Dadurch komme es zur Verdrängung von sozial Schwächeren, Kleingewerbe und alternativen Kulturprojekten. „Aber auch viele Jugendliche sehen sich mit steigenden Mieten und extremem Wohnraummangel konfrontiert und werden an den Stadtrand gedrängt“, sagt Peter Johannsen. Schon jetzt müsste der größte Teil aller Potsdamer Studenten in Berlin wohnen und pendeln, da die Mieten in Potsdam so hoch seien. Die Zukunftswerkstatt mit Teilnehmern bis zum Alter von 30 Jahren soll dazu am Samstag zwischen 13 und 19 Uhr Lösungsvorschläge finden. „Gern können junge Potsdamer noch spontan vorbeikommen.“ Johannsen verspricht viel „Freiraum zum kritisieren, visionieren und realisieren“. Ziel seien „vielfältige bunte kreative oder auch konkrete Ergebnisse in Form von Modellen oder Handlungsplänen“. In einer Diskussionsveranstaltung am 11. November sollen die Empfehlungen der „Potstopia“-Werkstatt vorgestellt und mit Vertretern aus dem Rathaus, der Stadtpolitik, Bürgerinitiativen und Fachleuten diskutiert werden. Henri Kramer
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