Links und rechts der Langen Brücke: Präzedenzfall Nummer zwei
Henri Kramer sieht dringenden Bedarf für eine Entscheidung über die künftige Sportförderung in Potsdam
Stand:
Aus dem Einzelfall droht die Regel zu werden: Wohl auch deshalb hat der Plan, den Handballzweitligisten VfL Potsdam mit bis zu 200 000 Euro aus dem Stadthaushalt vor der Insolvenz zu retten, zu einem heftigen Schlagabtausch in der Stadtverordnetenversammlung geführt. Die erneute Nothilfe schafft einen weiteren Präzedenzfall. Denn nach dem im Sommer bereits der Fußballdrittligist SV Babelsberg 03 mit 700 000 Euro gerettet wurde und noch extra 250 000 Euro für sein kaputtes Flutlicht erhielt, ist jetzt der nächste Sportverein an der Reihe. Der Hauptgrund für die Finanzschwierigkeiten des VfL Potsdam soll sein, dass die Stadtwerke-Affäre um intransparentes Sponsoring Geldgeber verschreckt hat. Welche Sportvereine mögen da noch alles kommen und Geld brauchen in den nächsten Monaten?
Zur Erinnerung: Die Förderung von Sport gehört zu den freiwilligen Leistungen einer Stadt. Das Geld, das jetzt ausgegeben wurde, wird anderswo fehlen, etwa bei der Sanierung von Schulen. Davor haben besonders kleinere Parteien wie FDP oder auch das Bürgerbündnis gewarnt. Doch ist die Nothilfe für den VfL aus Sicht der SPD, Linke und CDU, die sich dafür entschieden haben, nur allzu verständlich: Viele Potsdamer sind in Sportvereinen organisiert, für große Parteien viele potenzielle Wählerstimmen. Allerdings werden auch diese Menschen beobachten, dass etwa in den Breitensport in der Stadt deutlich weniger Geld fließt als für die Vorzeige-Vereine.
Es braucht, dass muss die Lehre aus der zweiten Vereinsrettung innerhalb weniger Monate sein, sehr schnell eine Entscheidung über klare Kriterien, wie Sport in Potsdam gefördert werden soll und in welchen Situationen beispielsweise eine Rettungsaktion unumgänglich ist. Erste Vorschläge gibt es: Etwa den für eine Sport-Stiftung, gespeist aus Mitteln kommunaler Unternehmen sowie dem städtischen Haushalt, die als neuer Hauptsponsor auftreten soll. Dazu droht am Horizont neuer Ungemach: Im Januar öffnet die neue, 2000 Zuschauer fassende Mehrzwecksporthalle am Luftschiffhafen, schnell finanziert aus dem Konjunkturpaket des Bundes. Auch die muss ausgelastet werden – und es wird Geld kosten, sie zu betreiben. Werden sich die Sportvereine, die in die Halle wollen, daran beteiligen können?
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: