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Von Jana Haase: Preis für Mohammed-Karikaturist

Hohe Sicherheitsstufe bei Medien-Treff: Preis für den Dänen Kurt Westergaard

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Sanssouci - Seine Anwesenheit macht die internationale Medienkonferenz „M100“ diesmal zum Extremfall für die Sicherheitskräfte: Der dänische Karikaturist Kurt Westergaard wird am morgigen Mittwoch in Potsdam mit dem M100 Medien Preis 2010 geehrt – und von einem Großaufgebot an uniformierten und zivilen Sicherheitskräften geschützt werden. Westergaard zeichnete eine der zwölf Mohammed-Karikaturen, die am 30. September 2005 unter der Überschrift „Das Gesicht Mohammeds“ in der dänischen Zeitung Jyllands-Posten erschienen sind. Seine Darstellung löste international Streits um Meinungsfreiheit und gewalttätige Demonstrationen von Muslimen in der ganzen Welt aus. Islamistische Extremisten haben auf dem Kopf des Karikaturisten 12 Millionen Dollar Kopfgeld ausgesetzt.

Wegen der als besonders hoch einsgeschätzten Bedrohung werden die Sicherheitsbehörden nach PNN-Informationen mit einem Großaufgebot in Potsdam präsent sein. Neben brandenburgischen Polizeieinheiten wird auch das Bundeskriminalamt mit eigenen Truppen anrücken.

Das internationale Medientreffen, das 2005 im Rahmen von Potsdams Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas initiiert worden war und bereits zum sechsten Mal stattfindet, gilt mit Westergaards Anwesenheit in diesem Jahr erstmals als echtes Sicherheitsrisiko für die Landeshauptstadt: Für ihn gilt dieselbe Sicherheitsstufe wie sie etwa für die US-amerikanischen Außenminister.

Beim Potsdamer Polizeipräsidium wollte man diese Einschätzung gestern nicht kommentieren. Um „eine störungsfreie Veranstaltung zu gewährleisten“, werde die Polizei mit „umfangreichen Kräften“ im Einsatz sein, sagte Polizeisprecher Rudi Sonntag auf PNN-Anfrage: „Wir haben eine Lagebewertung vorgenommen und planen dementsprechend.“ Genaueres könne er „aus einsatztaktischen Gründen“ nicht sagen. Verkehrseinschränkungen für die Potsdamer werde es höchstens „punktuell und kurzfristig“ geben.

Mit dem Preis soll Westergaard „für sein unbeugsames Eintreten für Presse- und Meinungsfreiheit und für seinen Mut, zu diesen demokratischen Werten zu stehen und sie trotz Gewalt- und Todesdrohungen zu verteidigen“ gewürdigt werden, wie die Veranstalter gestern erklärten. „Mit Kurt Westergaard ehren wir eine Persönlichkeit, die zum Symbol für die Presse- und Meinungsfreiheit geworden ist“, sagte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), der dem hochkarätig besetzten M100-Beirat gemeinsam mit Lord Weidenfeld vorsitzt. Westergaard soll den Preis am Abend im Raffaelsaal in der Orangerie im Park Sanssouci persönlich entgegennehmen.

Eröffnet wird das Treffen, das in diesem Jahr unter dem Motto „Pressefreiheit in Europa“ steht und gemeinsam mit der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ vorbereitet wurde, am Mittwochmorgen von Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Die Hauptrede bei der Preisverleihung hält Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Laudator für den Preisträger Westergaard ist der ehemalige DDR-Bürgerrechtler und langjährige Leiter der Stasi-Unterlagen-Behörde Joachim Gauck.

Insgesamt 75 Teilnehmer aus 16 Ländern erwarten die Veranstalter. In drei Workshops diskutieren die hochrangigen Medienvertreter das Verhältnis von Politik und Macht, die Auswirkungen der digitalen Revolution auf die Pressefreiheit sowie medienrelevante Aspekte in der Rechtsprechung. (mit pet)

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