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Von Kay Grimmer: Preisregen für den Filmstandort Potsdam

2009 war das wohl bislang erfolgreichste Jahr in der Potsdamer Filmbranche – nationale und internationale Auszeichnungen zeigen auch die Qualität der Kreativen

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Es war das wohl bislang erfolgreichste Filmjahr für Potsdam. So viele nationale und internationale Filmauszeichnungen wie noch nie gab es 2009 für Produktionen von Potsdamern und aus der brandenburgischen Landeshauptstadt. Der Preisregen darf ohne Zweifel als Zeichen der Relevanz und der Qualität der hier tätigen Filmschaffenden gewertet werden.

Sie war die größte Gewinnerin des vergangenen Filmjahres: Mehr Preise als Kate Winslet sammelte kein Filmstar mit Potsdam-Bezug. Start des Preisregens war der 11. Januar 2009, als in Amerika die Golden Globes verliehen wurden. 2008 stand die Britin bei der Studio Babelsberg-Koproduktion „Der Vorleser“ von Regisseur Stephen Daldry vor der Kamera. Und ihre Darbietung überzeugte die Jury: Kate Winslet gewann einen Golden Globe. Auf der 59. Berlinale im Februar erhielt Winslets Schauspielpartner in „Der Vorleser“, der erst 18-jährige David Kross, die Auszeichnung als „Shooting Star 2009“. Am 22. Februar triumphierte wiederum Kate Winslet: Für die Britin gab es einen Oscar, also auch für Babelsberg. Winslets Spiel begeisterte auch ihre Landsleute, die ihr einen britischen Filmpreis verliehen. Und auch der Bambi kam nicht an Winslet vorbei. Das Rehkitz bei der Verleihung in Babelsberg im November war noch nicht der letzte Preis des Jahres. Am 12. Dezember erhielt Winslet in Bochum einen Europäischen Filmpreis.

Das Abonnement auf Preise in diesem Jahr schien also Winslet gepachtet zu haben. Ein ähnliches Trophäen-Abo scheint der hiesige Synchronsprecher-Nachwuchs zu haben. Regelmäßig stehen beim „Deutschen Preis für Synchron“ junge Potsdamer Stimmen auf dem Siegertreppchen. So auch 2009, als die zwölfjährige Pauline Hillebrand für ihre Leistung im Film „Die Unbekannte“ den Preis erhielt. Und auch Sabine Arnhold, die im gleichen Film die Hauptdarstellerin Kseniya Rappoport sprach, wurde geehrt – für die verantwortliche Firma Hermes Synchron aus Babelsberg gleich ein doppelter Grund zur Freude.

Der Babelsberger Filmnachwuchs von der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolff“ (HFF) ging 2009 ebenfalls nicht leer aus: Die HFF-Studentin Anna Deutsch erhielt für ihren Dokumentarfilm „Gitti“ den Preis der Jury „Dialogue en Perspective“ auf der Berlinale. Die HFF-Absolventen Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopf durften sich im August über Deutschlands wichtigsten Nachwuchs-Filmpreis „First Steps“ für ihren Film „WAGs“ freuen. Beim erstmals in Potsdam verliehenen Animationsfilm- Award „Animago“ holte sich der HFF–Absolvent Alexander Pohl mit seinem Streifen „Trickster“ den Nachwuchspreis.

Auch dem einstige HFF-Studenten Andreas Dresen gehörte das Jahr 2009. Die zwei neuen Filme des erfolgreichen Potsdamer Regisseurs wurden gleich mehrfach ausgezeichnet. Den Anfang machte das Drama „Wolke 9“, das dreifach mit dem Deutschen Filmpreis „Lola“ prämiert wurde. Eine besondere Ehrung war für den in Schwerin aufgewachsenen Dresen der Film- und Medienpreis der mecklenburgischen Landeshauptstadt. Weiter im Preisregen ging es für Dresen im tschechischen Karlovy Vary. Bei den dortigen Filmfestspielen erhielt er im Juli für seinen zweiten Film, die Tragikomödie „Whisky mit Wodka“, den Regiepreis. Auch für die Dresen-Freunde Wolfgang Kohlhaase und Peter Hartwig gab es in diesem Jahr Grund zur Freude. Kohlhaase erhielt beim Filmfest in Schwerin den Drehbuchpreis für den Film „Haus und Kind“, den der Babelsberger Peter Hartwig produziert hat. Schließlich zeichneten die Schweriner Filmfest-Zuschauer „Haus und Kind“ mit dem Publikumspreis aus. Auch die Jury des Fernsehfilm-Festivals in Baden-Baden zeichnete „Haus und Kind“ im Herbst aus.

Internationale Weihen erhielten zwei Babelsberger Produktionen beim Filmfestival in Cannes im Juli. Der amerikanische Kult-Regisseur Quentin Tarantino hatte richtig daran getan, seine Arbeit zu „Inglourious Basterds“ in Babelsberg schnell abzuschließen, so dass er den Film noch in Cannes einreichen konnte. Schauspieler Christoph Waltz überzeugte die Jury in der Studio-Babelsberg- Produktion und erhielt die Auszeichnung als Bester Darsteller. Waltz durfte sich zudem über einen Bambi freuen.

Für Regisseur Michael Hanekes „Das weisse Band“, produziert vom Babelsberger X-Filme-Chef Stefan Arndt, gab es in Cannes gleich die höchste Ehrung: Die Goldene Palme für den Besten Film ging an das Drama. Haneke und Arndt durften auch im Dezember jubeln, als das Drama mit drei Preisen zum Gewinner der Europäischen Filmpreisgala wurde.

Und es sind diese beiden Filme, auf die die Potsdamer Hoffnungen bei den Golden Globes und den Oscars ruhen. Nicht zuletzt kann auch noch Regisseur Roland Emmerich überraschen, der sich nach seinem Katastrophenfilm „2012“ in diesem Jahr in den Babelsberger Studios an den Shakespeare-Thriller „Anonymous“ wagt. Der Preisjubel in Potsdam könnte also auch 2010 weitergehen.

Die Preisträger auf der Foto-Collage (v. o. l. im Uhrzeigersinn): X-Filme-Chef Stefan Arndt mit dem Europäischen Filmpreis, „Vorleser“-Stars Kate Winslet und David Kross, Studio Babelsberg-Vorstand Christoph Fisser mit Babelsberg-Oscar, Synchronpreis-Gewinner Pauline Hillebrand und Sabine Arnhold (v.l.), Studio Babelsberg-Vorstand Carl Woebcken mit „Vorleser“-Regisseur Stephen Daldry und David Kross (v.l.) beim Europäischen Filmpreis, Deutsche Filmpreise für Andreas Dresen und Ursula Werner, Animago-Gewinner Alexander Pohl, Karlovy-Vary- Trophäe für Andreas Dresen, Quentin Tarantino und Henning Molfenter, Chef der Studio Babelsberg Motion Pictures (v.l.), Schauspieler Christoph Waltz mit Bambi, „First Steps“-Gewinner Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopf, ein Bambi für Roland Emmerich und ein Europäischer Filmpreis für Michael Haneke (v.l.).

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