Landeshauptstadt: Preußens Galakutsche Nr.1
Ein weiterer Restaurierungsschritt für den Goldenen Krönungswagen König Friedrich Wilhelms II. abgeschlossen
Stand:
Der Goldene Krönungswagen König Friedrich Wilhelms II. ist von der „Hochzeit“ im nordrhein-westfälischen Wiehl in seine Remise im Neuen Garten zurückgekehrt. Dafür wurden Spezialtransporter eingesetzt. Für den hölzernen Wagenkasten mit seinen vergoldeten Fassungen wurde in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten sogar eine so genannte Klimakiste gebaut, um ihn vor Witterungseinflüssen zu schützen.
Das Zusammenfügen von Fahrgestell und Wagenkasten, in der Fachsprache als Hochzeit bezeichnet, besorgten die Wagenbauer der BPW Bergische Achsen KG, die die Stiftung seit 1996 bei der Wiederherstellung des Staatswagens unterstützen. Die Arbeiten wurden im BPW-Betriebsmuseum „Achse, Rad und Wagen“ vor den Augen des Publikums ausgeführt. Das Unternehmen hatte bereits die fehlende Hinterachse rekonstruiert, die Wagenräder repariert und das Fahrgestell zusammengefügt. Wie der Leiter der Holzrestaurierungswerkstatt der Stiftung, Thomas Kühn, den PNN erläuterte, ist die Restaurierung damit allerdings noch längst nicht abgeschlossen. So steht sie für die aus vergoldetem Holz, Messing und Blei bestehenden Fassungen des Wagenkastens und seine kostbare Innenausstattung aus gefärbtem, geprägtem und appliziertem Leder, cremefarbenem Seidengewebe, Goldborten und -stickereien und Hermelinbesatz noch aus. Im nächsten Jahr sollen Modelle von den Schnitzereien angefertigt werden, die den Holzbildhauern als Vorlage dienen. Ziel ist, das kostbare Gefährt bis 2010 komplett zu restaurieren. Die Fortschritte könnten durch Sponsoren beschleunigt werden.
Der Krönungswagen soll im nächsten Sommer in die Hauptausstellung der Stiftung „Marmor, Stein und Eisen bricht die Kunst zu bewahren“ einbezogen werden. Er wird dann während der Rundgänge auf dem Restaurierungshof im Neuen Garten gezeigt. Das 5,25 Meter lange, 3,05 Meter hohe und 2,10 Meter breite Prunkgefährt war 1789 von den renommierten Straßburger Wagenbaumeistern Vater und Sohn Ginzrot in Form einer „Berline“ angefertigt worden. Es blieb bis zum Ende der Monarchie der Galawagen Nr.1 des Preußischen Marstalles. Ihren Namen erhielt die Kutsche, nachdem sie 1861 bei den Krönungsfeierlichkeiten Wilhelms I. eingesetzt worden war. Zuvor hatte sie unter anderem dem Brauteinzug zahlreicher Hohenzollerngattinnen gedient, darunter 1793 der späteren Königin Luise, 1853 der nachmaligen Kaiserin Victoria und noch 1905 der letzten deutschen Kronprinzessin, Cecilie. Während des Zweiten Weltkrieges erlitt das Gefährt schwerste Beschädigungen. Nach der Wiederherstellung soll es mit anderen Prunkwagen in einem „Kutschenmuseum“ gezeigt werden, das die Stiftung in Berlin-Charlottenburg einrichten möchte.
Erhart Hohenstein
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