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Etwas HELLA: Prinzessin und hässliches Entlein?

Ja doch, wir wissen es ja nun. Mit dem Barberini ist dem Architekten der große Wurf gelungen.

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Ja doch, wir wissen es ja nun. Mit dem Barberini ist dem Architekten der große Wurf gelungen. Schon ohne Ausstellungen riss das Palais die Be-      sucher zu Begeisterungsstürmen hin und mit den Bildern erst recht. Das Entree empfängt den Gast mit Helle, Wärme, es gewährt einen verlockenden Blick ins Café und in den noch winterlichen Garten. Auch ohne Frühlingslüfte hat der schon Charme mit seinem Jahrhundertschritt-Schreiter und der im Hintergrund leise plätschernden Havel. Obwohl es nicht stimmt, dass der Palast einst seinen Namen von der berühmten Tänzerin Barberini erhielt, waren und sind beide doch Stars und man sieht sie geradezu in eine glorreiche Zukunft tänzeln.

Was aber sagt die ältere Schwester nebenan dazu, die es als Museum bisher auch mit Bilderausstellungen hielt und die sich gerade mit den wilden 1980er-Jahren anlegt? Erst einmal ist ihr wohl bei „Unterwegs im Licht“ ein solches aufgegangen. Denn nicht nur Prinzessin Barberini erstrahlte am vergangenen Wochenende in leuchtender Schönheit, auch Madam Altes Rathaus bekam einen dicken Brocken Aufmerksamkeit ab und war teilweise bis unter die Kuppel mit aufmerksamen Menschen gefüllt.

In solchem Glanz konnte sich die Matrone lange nicht mehr sonnen, ja sie wurde sogar im Vergleich zu den vergangenen Jahren mit immer mehr Nichtachtung gestraft. Liegt es an der Aufmachung generell oder an den aktuellen Accessoires, mit denen sie sich schmückt? Leider hatte die Witwe von Arbeiterdichter Hans Marchwitza keinen allzu guten Maskenbildner, als sie in ihre neue Rolle als Potsdam Museum schlüpfte.

Ich will gar nicht wieder mit dem Raubtierkäfig im ersten Stock des Potsdam Museums anfangen, der den Blick nach außen unter anderem auf das Museum Barberini verstellt und der nun doch nicht entfernt wird, weil die Stadt das Geld dafür sinnvoller anlegen soll, sagt die Kommunalaufsicht. Ich rede auch nicht vom Dach für den Zwischenbau, das der Architekt zum Glück nicht durchsetzen konnte.

Aber sehen wir uns doch nur mal den Eingangsbereich an. Man macht die Tür auf und steht – vor einem Fahrstuhl, einem simplen, uneleganten noch dazu. Nebenan geht es ein paar Stufen abwärts, was sofort den Eindruck von Souterrain und Arme-Leute-Wohnung erweckt. Der Museumsvorraum ist dann so reizvoll gestaltet, dass er dafür den Lieblosigkeitspreis verdient hätte. Passend dazu ist die Tür zur Sonderausstellung geschlossen wie eine Festung. Das, was ein städtisches Museum eigentlich ausmachen sollte, ist unters Dach verbannt. Verwinkelt und verschachtelt versteckt sich die illustrierte Geschichte der Stadt so verschämt, als hätte Potsdam in Vergangenheit und Gegenwart nichts zu bieten.

Heiliger Hans, was hatte dein Kulturhaus doch für einen schönen Eingangsbereich, licht, luftig, angenehm. Das Haus leistete sich Großzügigkeit, die es heute offensichtlich nur noch im Treppenhaus gibt. Daran wird sich wohl vorläufig auch nichts ändern. Das städtische Geld ist knapp. Ansonsten aber wird sich Madame etwas einfallen lassen müssen, wenn sie bei der Prinzessin nebenan nicht nur die Schleppe tragen will.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam

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