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Zu verkaufen. Die Wohnungen im Moosglöckchenweg in der Waldstadt sind Bestandteil eines mindestens elf Millionen Euro schweren Immobilienpakets der Pro Potsdam. Die Wohnungen sollen schnellstmöglich veräußert werden.

© A. Klaer

Von Jan Brunzlow: Pro Potsdam verkauft Altlast

200 Wohnungen für elf Millionen Euro angeboten / Kritik der Kommunalpolitik

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Waldstadt II - Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Pro Potsdam will erneut großflächig Wohnungen in Plattenbauten verkaufen. Insgesamt sind in den von 1982 bis 1984 errichten Plattenbauten knapp 200 der 330 Wohnungen annonciert. Das Mindestgebot für die Immobilien im sogenannten „Waldstadtcarree“ und „Kiefernring“ soll elf Millionen Euro betragen – das würde einem Preis von weniger als 1000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche entsprechen. Potsdamer Stadtverordnete haben den Verkauf der Wohnungen gestern kritisiert, sie fürchten Mieterhöhungen.

Die Wohnungen sind Restposten aus dem Verkaufsportfolio der städtischen Gesellschaft und sollen in möglichst großen Paketen verkauft werden. Mieter haben aber ein Vorkaufsrecht. Wie Horst Müller-Zinsius, Geschäftsführer der Pro Potsdam gestern erklärte, seien dies die letzten von 3000 Wohnungen, die verkauft werden müssten. Das Unternehmen habe sich 1998 dazu verpflichtet, 15 Prozent des Wohnungsbestandes zu verkaufen. Dies sei im Rahmen des Altschuldenhilfegesetzes gesetzlich vereinbart. Dafür hat die Pro Potsdam ein Teil ihrer noch aus DDR-Zeiten stammenden Schulden erlassen bekommen. Die Wohnungen seien jahrelang den Mietern angeboten worden, nun will die Gesellschaft einen Schlussstrich unter den Verkauf ziehen.

In Anzeigen warb die Pro Potsdam damit, dass bei einem Kauf in diesem Jahr noch Steuern gespart werden können. Denn im kommenden Jahr steigt die Grunderwerbssteuer in Brandenburg von derzeit 3,5 auf fünf Prozent. Wer alles kaufe, könne 165 000 Euro sparen. Nächste Woche sollen die Angebote eingegangen sein. Die Wohnungen befinden sich in den Straßen Am Schlangenfenn, Moosglöckchenweg und Zum Teufelssee.

Bei der Wählergemeinschaft Die Andere sorgt der Verkauf für Unverständnis. „Seit Jahren besteht in Potsdam ein gravierender Mangel an preiswertem Wohnraum. Mit jedem Verkauf verliert die Stadt Potsdam wohnungspolitische Einflussmöglichkeiten“, erklärte die Stadtverordnete Anja Heigl. Noch vor wenigen Wochen sei der Mangel an bezahlbaren Wohnungen ein zentrales Wahlkampfthema gewesen, jetzt stehe die Veräußerung von Wohnraum auf der Tagesordnung. „Die Anhebung der Mieten nach dem Verkauf ist schon jetzt absehbar“, so Heigl. Auch SPD-Chef Mike Schubert reagierte überrascht. „Es wäre sinnvoll, wenn die Stadtverordneten als Teil des Gesellschafters informiert wären“, sagte Schubert. Dies würde Unruhe vermeiden. Müller-Zinsius erklärte, die Stadt sei informiert.

Dass die sanierten Wohnungen besonders interessant für internationale Immobilienfonds sein können, glaubt man bei der Pro Potsdam nicht. Denn ein Teil der Wohnungen in den Plattenbauten sind schon verkauft. Die neuen Eigentümer würden daher nicht Gesamteigentümer der Wohnblöcke, sondern kauften einen Miteigentumsanteil in einer Eigentümergemeinschaft.

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